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Blasenschwäche bei MS

Blasenschwäche bei MS

Ein wirklich unangenehmes Thema, über das man nicht gerne spricht und bei dem sich viele schämen. Auch ein Gespräch mit dem Neurologen darüber wird lange vermieden. Die meisten überwinden sich erst dann, wenn es kaum noch auszuhalten ist und die Lebensqualität enorm leidet.

Blasenschwäche betrifft ca. 15% der Multiple Sklerose Patient:innen bereits mit den Erstsymptomen. Im Laufe der Erkrankung steigt diese Zahl sogar auf 75% an, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Es gibt verschiedene Arten der Blasenstörung, welche durch geschädigte Nervenzellen auftreten kann. Patienten können den Harndrang nicht mehr richtig kontrollieren. Auch die Funktion und Entleerung vom Darm kann beeinträchtigt sein.

Blasenentzündungen und MS

Blasenstörungen sowie eine erschwerte oder unvollständige Entleerung der Blase sind mit einem erhöhten Risiko für Harnwegsinfekte verbunden. Sie verursachen Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen. Durch eine Verkrampfung der Blasenmuskulatur kommt es zudem zu Schmerzen im Unterbauch.

Der nächtliche Harndrang und damit verbunden der häufige Gang zur Toilette wirken sich auf das Schlafverhalten aus. Einschlaf- und Durchschlafstörungen sind keine Seltenheit. Werden die Blasenentzündungen nicht behandelt, können sie sich negativ auf andere Begleiterscheinungen der MS auswirken, wie Spastiken oder die Fatigue. Die Symptome können sich mit der Zeit verändern, meist kommt es nach einem Schub zu einer Verschlimmerung der Inkontinenz oder Blasenentleerungsstörung. Wiederkehrende Harnwegsinfekte gelten als mögliche Auslöser für eine Verschlechterung der Erkrankung.
Medizinisch werden drei verschiedene Formen der Blasenstörungen erfasst. Diese sind abhängig von der Lage der Läsionen und den geschädigten Bereichen.

  • hyperaktive Blase
    Es kommt zu einer Überaktivität der Blasenmuskulatur und beginnt bereits bei kleinen Urinmengen sich zusammenzuziehen. Es kommt zu starkem Harndrang, obwohl die Blase noch nicht gefüllt ist. Der Druck ist so stark, dass es zu einem ungewollten Wasserlassen kommt.
  • komplexgestörte Blase
    Ist das Zusammenspiel der Muskeln für Blasenentleerung und Blasenverschluss gestört, spricht man von einer komplexgestörten Blase. Häufig verbleibt Restharn in der Blase, was das Risiko für Harnwegsinfekte erhöhen kann.
  • inaktive Blase
    Durch eine Schwäche, oder auch Lähmung des Schließmuskels kommt es zu einer Inkontinenz.

Eine frühzeitige Behandlung kann helfen

Solltest du bei dir Probleme mit der Blase feststellen, solltest du dich deinem Arzt oder Neurologen anvertrauen. Eine sorgfältige Diagnostik mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen, Blasendruckmessung und Elektromyogramm, um weitere Maßnahmen einleiten zu können. In jedem Fall sollte die Blasenfunktionsstörung behandelt werden, um Entzündungen der Blase zu vermeiden und eine Infektion der Nieren zu vermeiden.

Die häufigsten Therapieformen sind:

  • Medikamente
  • Physiotherapie
  • Blasentrainingsprogramme
  • Selbstkatheterisierung

Blasenstörungen und Inkontinenz sind für Betroffene sehr belastend. Oft ziehen sie sich zurück, schämen sich und gehen kaum noch länger aus dem Haus, aus Angst einen „Unfall“ zu haben. Der Verlust an Lebensqualität und -freude ist enorm und kann eine Depression nach sich ziehen. Wenn du betroffen bist, solltest du dich in jedem Fall deinem Neurologen anvertrauen.

Nützliche Alltagstipps können dabei helfen die Blasenschwäche zu verbessern

Wir haben euch ein paar Tipps bei Blasenstörungen zusammengefasst:

  • Die tägliche Trinkmenge sollte mindestens 2 Liter betragen, die regelmäßig und auf den Tag verteilt zu sich genommen werden sollen. Dabei solltet ihr hauptsächlich stilles Wasser oder ungesüßte Tees zu euch nehmen. Bei sportlicher Betätigung ist diese Menge natürlich zu erhöhen.
  • 2 Esslöffel Kürbiskerne täglich. Die kleinen grünen Helfer liefern wertvolles Kalium, Kalzium und Magnesium, welche für eine einwandfreie Zusammenarbeit von Nerven und Muskeln sorgen. Die in den Kernen enthaltenen Pflanzenhormone hemmen den Harndrang zusätzlich. Auch die B-Vitamine stärken das Nervensystem, welches die Blasenfunktion steuert. Vitamin B liefern auch Sonnenblumenkerne und Walnüsse.
  • Für die Stärkung der Blasenwand kannst du Karotten, Aprikosen, Endiviensalat, Paprika oder Spinat zu dir nehmen, denn das Betacarotin unterstützt dich dabei.
  • Nicht unterdrücken! Wichtig ist, dass du deinen Harndrang nicht unterdrückst, denn das kann deine Nieren und auch die Harnröhre schädigen und zu Entzündungen führen. Harnwegsinfekte können wiederum Spastiken oder andere MS-Symptome verstärken.
  • Übungen zur Stärkung des Beckenbodens – Ja liebe Männer, das geht auch bei euch! Wir haben euch 2 Videos zum Beckenbodentraining rausgesucht, bei denen ihr euch etwas Inspiration holen könnt.
  • Übungsvideo Beckenbodengymnastik für Frauen
  • Übungsvideo Beckenbodengymnastik für Männer
  • Achte auf deine Ernährung. Auch bei Blasenschwäche gibt es einige Dinge, auf die du achten solltest. Verschiedene Lebensmittel wirken harntreibend. Diese solltest du nur in Maßen genießen: Spargel, Salatgurke, Rotkohl, Fenchel, Zwiebel, Möhren, Avocado, Tomate, Wassermelone, Grapefruit, Orange, Limette und Süßkirschen.

Blasenschwäche ist nichts wofür du dich schämen musst

Ja, Blasenschwäche ist ein Tabuthema in der Gesellschaft – aber wir sollten es in unserer Community nicht dazu machen, denn es betrifft so viele von uns und jeder hat vielleicht ein paar Tipps, um besser damit umzugehen oder Unfällen vorzubeugen.

Linktipp: Einen ausführlichen Erfahrungsbericht von unserer Ernährungsspezialistin Julia, findet ihr auf Ihrem Blog Fitness • Food & MS. Die liebe Heike von Multiple Arts hat auch einen tollen Beitrag zu Inkontinenz bei MS geschrieben. Außerdem hat Samira von chronisch fabelhaft ihre Tipps gegen Blasenentzündungen aufgeschrieben. Klick dich gerne einmal rein.