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Die Verbindung zwischen Neurodermitis und Allergien: Ursachen und Auslöser

Die Verbindung zwischen Neurodermitis und Allergien: Ursachen und Auslöser

Die Verbindung zwischen Neurodermitis und Allergien: Ursachen und Auslöser

Zusammengefasst:

  • Atopische Dermatitis ( Neurodermitis) ist eine chronische, schubartig verlaufende, entzündliche Erkrankung der Haut, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen kann.
  • Allergien sind gezielte, übermäßige Reaktionen des Immunsystems gegen normalerweise harmlose Substanzen wie z.B. Pollen.
    Von einer Allergie sollte eine Sensibilisierung unterschieden werden, bei der ein positiver Allergietest vorliegen kann, jedoch keine Allergiesymptomatik vorliegen muss.
  • Das atopische Ekzem ist keine Allergie, jedoch können Betroffene verschiedene Allergien im Laufe des Lebens entwickeln, welche wiederum die Hauterkrankung beeinflussen können.
  • Ein positiver Allergietest ist nicht mit einer ausgeprägten Allergiesymptomatik gleichzusetzen. Eine gründliche ärztliche Bewertung ist daher immer unerlässlich.
  • Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Allergie zu leiden, sollte eine fachärztliche Vorstellung und Diagnostik erfolgen. Der eigenständige Verzicht auf vermutete Allergene oder ein Versuch des Weglassens bestimmter Lebensmittel ist nicht sinnvoll und kann sogar zu bedrohlichen Mangelerscheinungen führen.

Neurodermitis ist eine weitverbreitete Erkrankung, die in vielen Fällen bereits im Kindesalter auftritt. Neurodermitis wird auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt. Es handelt sich dabei um eine chronische, schubartig verlaufende, entzündliche Erkrankung der Haut, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen kann. Der Begriff „Ekzem“ beschreibt allgemein entzündete Haut mit Rötung, Schwellung, Nässen und Juckreiz. Es gibt mehrere Arten von Ekzemen, wobei das atopische Ekzem die häufigste Form ist. Das Wort „Atopie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Ortlosigkeit“. Man versteht unter Atopie die genetisch bedingte Neigung zur Überempfindlichkeit gegenüber harmlosen Substanzen. Zu den atopischen Erkrankungen zählen neben der Neurodermitis auch Asthma, Heuschnupfen, allergische Bindehautentzündung und Nahrungsmittelallergien.

Die Diagnose einer atopischen Dermatitis wird üblicherweise von einem Arzt/ einer Ärztin der Fachrichtung Dermatologie, Allgemein- oder Kinder- und Jugendmedizin anhand der sichtbaren Zeichen an den betroffenen Hautstellen und der möglicherweise vorliegenden Begleitsymptome wie Juckreiz und Schlaflosigkeit gestellt. Häufig ist auch die Krankengeschichte des Patienten und/oder der Familie relevant: Sind weitere Familienmitglieder an einer atopischen Dermatitis erkrankt? Gibt es Allergien, Asthma oder Heuschnupfen?

Doch wie entsteht diese komplexe Erkrankung? Welche Rolle spielen genetische und umweltbedingte Faktoren? Und wie kann man erkennen, ob die Beschwerden in Verbindung zu einer Allergie stehen? In diesem Beitrag erhalten Sie einen Einblick in die Welt der Neurodermitis, deren mögliche Ursachen, Auslöser sowie die Rolle von Allergien dabei.

Entstehung und Verlauf einer Neurodermitis

Die genauen Mechanismen, die zur Entstehung der atopischen Dermatitis führen, sind leider bisher nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass die Entzündung der Haut durch eine Kombination verschiedener Einflussfaktoren bedingt ist, d.h. dass es nicht nur eine Ursache gibt. Unterschiedliche angeborene und erworbene Faktoren, wie Störungen des Immunsystems und/oder der Hautbarriere, können zur Entwicklung der Erkrankung beitragen.

Die Erkrankung verläuft langwierig und schubartig, d.h. es gibt Phasen der akuten Verschlechterung (Schübe) und ruhigere Phasen. Meist beginnt die Krankheit im Kindesalter und bessert sich oder verschwindet bis zur Pubertät, kann jedoch auch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben oder erst dann auftreten.

Ein Schub äußert sich durch akut juckende und entzündete Haut. Auch zwischen den Schüben kann die Haut empfindlich auf unterschiedliche Umweltfaktoren reagieren (Stress, Hautprodukte, Temperaturschwankungen, Schweiß, Wolle, bestimmte Lebensmittel u.a.). Die Auslöser eines Schubs sind individuell unterschiedlich und können z.B. Wetterumschwünge, heiße Duschen, aggressive Seifen, emotionaler Stress und mehr sein [1,3].

Neurodermitis und Allergien: Zusammenhänge und Unterschiede

Allergien sind gezielte, übermäßige Reaktionen des Immunsystems gegen normalerweise harmlose Substanzen wie Pollen, Nahrungsmittel, Hausstaubmilben oder andere Allergene. Von einer Allergie sollte eine Sensibilisierung unterschieden werden, dabei handelt es sich um eine Änderung der Immunitätslage, die zu einem positiven Allergietest führen kann, jedoch keine Allergiesymptomatik hervorrufen muss. Das atopische Ekzem ist keine Allergie, jedoch können Betroffene verschiedene Allergien (z.B. auf Pollen, Nahrungsmittel, Hausstaubmilben) im Laufe des Lebens entwickeln, welche wiederum die Hauterkrankung beeinflussen können.

Subtypen von Allergien

 Es gibt insgesamt vier Allergietypen. Für die atopische Dermatitis sind insbesondere Typ I und Typ IV Allergien relevant.

Bei der Typ I Allergie handelt es sich um eine IgE-vermittelte Reaktion, bei der nach Kontakt mit dem Allergen spezifische IgE-Antikörper aus den weißen Blutkörperchen ausgeschüttet werden, die zur Freisetzung von Histamin führen. Diese Reaktion kann sofort oder verzögert auftreten und potenziell lebensbedrohlich sein. Nach einem ersten Kontakt mit dem Allergen (Sensibilisierung) kommt es bei erneutem Kontakt, innerhalb weniger Sekunden bis Minuten (Soforttyp-Reaktion) oder 6-24 Stunden (Spätphase) zur allergischen oder sogar anaphylaktischen Reaktion (akute, potenziell lebensbedrohliche Überempfindlichkeitsreaktion mit Symptomen wie Nesselsucht, Erbrechen, Durchfall, Atemnot bis hin zu Kreislaufversagen oder Tod).

Typische Auslöser und Symptome von Typ I Allergien bei Atopikern sind: Aeroallergene, die über die Luft transportiert werden (Pollen, Tierhaare, Milben, Schimmel u.a.) und zu einer Verschlechterung von Heuschnupfen, Asthma, aber auch der Neurodermitis führen können.

Nahrungsmittelallergene (Nüsse, Soja, Ei, Weizen, Milcheiweiß, Steinobst, Schalentiere u.a.) können zur Verschlechterung atopischer Krankheiten oder zu Magen-Darm-Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall führen. Reaktionen an der Haut treten meist verzögert innerhalb von 6 bis 48 Stunden nach Verzehr des Allergens ein. Dabei kann es zu einem Aufflammen typischer betroffener Hautstellen (Beugeseiten der Extremitäten, Hals, Wangen) kommen. Solche Hautveränderungen treten meistens bei Säuglingen nach Änderung der Ernährung bzw. nach Einführung neuer Beikost auf.

Nahrungsmittelallergien kommen bei Kindern mit atopischer Dermatitis häufiger vor als bei der Allgemeinbevölkerung. Im Erwachsenenalter spielen sogenannte Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien eine Rolle: diese treten meistens bei Personen auf, die auf Frühblüher allergisch reagieren. Wenn man gegen Hasel, Erle, Birke allergisch ist, kann es passieren, dass es nach dem Genuss von frischen Äpfeln die Lippen jucken oder der Gaumen kratzt.

Typ IV Allergien sind zelluläre, antikörperunabhängige Immunreaktionen, die verzögert auftreten und zu entzündlichen Reaktionen führen können. Typische Auslöser sind Nickel, Duftstoffe Perubalsam, Inhaltsstoffe äußerlich angewendeter Arzneimittel (Cremes etc.), Kosmetika, Kleidung, Modeschmuck, pflanzliche Inhaltsstoffe (Ringelblume, Arnica, Teebaumöl u.v.m), aber auch berufsbedingte Allergene wie Mehl, Ei, Backhilfsstoffe in der Bäckerei, Tinten-/Druckerfarben, Kleber, Dauerwellmittel, Farbstoffe bei Frisören, Gummihilfsstoffe, Putz-/Desinfektionsmittel bei Gebäudereinigung).

Allergien erkennen

Erste Hinweise auf eine Allergie ergeben sich auf Basis der Krankengeschichte und des klinischen Verlaufs des Ekzems. Bei Verdacht auf eine Allergie wird eine individualisierte Diagnostik vorgenommen.

Für Typ I Allergien stehen uns Hauttests (Prick-Test) und In-vitro-Tests zur Verfügung. Typ IV Allergien werden mittels Epikutantest nachgewiesen.

Beim Prick-Test werden meistens am Unterarm jeweils ein Tropfen einer standardisierten Testlösung aufgetragen, danach wird die Haut mit einer Lanzette sehr leicht gestochen. Zudem müssen Kontrolllösungen verwendet werden – ein Tropfen Kochsalzlösung stellt die Negativkontrolle dar, die keine Reaktion auslöst, ein Tropfen histaminhaltiger Lösung stellt die Positivkontrolle dar, die zu einer Hautreaktion führen sollte.

Bei den In-vitro-Testungen handelt es sich um Laboruntersuchungen, mit deren Hilfe spezifische IgE-Antikörper nachgewiesen werden können bzw. die Gesamt-IgE-Konzentration im Serum bestimmt werden kann. Die alleinige Bestimmung dieser Werte lässt jedoch keine Aussage über die Ausprägung der Allergie zu.

Typ IV Allergien werden mittels Epikutantest nachgewiesen. Dabei werden verdächtige Kontaktallergene als Testsubstanzen mit Hilfe kleiner Tiegelchen am Rücken aufgebracht und mit Pflaster überklebt. Es erfolgen dann Ablesungen nach 48 und nach 72 Stunden. Besteht eine Kontaktallergie, würde an der Stelle des Kontaktes zum Allergen eine Hautreaktion (meistens im Sinne eines Ekzems) auftreten [1,3].

 

Wie viele Patienten mit Neurodermitis haben nun echte Allergien?

Der genaue Anteil der Patienten mit Neurodermitis, die auch relevante Allergien haben, ist nicht bekannt. Zudem sind die Einflüsse von Allergien auf die Entstehung oder Verschlechterung einer Neurodermitis nicht ausreichend erforscht.

Etwa ein Drittel der Kinder mit schwerer Neurodermitis leiden an einer Nahrungsmittelallergie, während diese bei erwachsenen Neurodermitis-Betroffenen eher selten sind. Nahrungsmittelallergien und Neurodermitis treten häufiger gemeinsam auf, wenn die Neurodermitis früh einsetzt sowie chronisch und schwer verläuft [1,4,5].

Viele Patienten mit Neurodermitis reagieren aber auch empfindlich auf Umweltallergene wie Pollen, Hausstaubmilben und Tierhaare, die zu einer Verschlimmerung der Ekzeme nach Hautkontakt oder Inhalation führen können [6-9].

Wichtig

Ein positiver Allergietest ist nicht mit einer ausgeprägten Allergiesymptomatik gleichzusetzen. Eine gründliche ärztliche Bewertung ist daher immer unerlässlich. Eine Vermeidung von Allergenen wie z.B. mit Milbenbezügen und anderen Maßnahmen ist nur angebracht, wenn eine Allergie ärztlich diagnostiziert wurde und selbst dann kann der Nutzen von Vermeidung gering sein.

Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Allergie zu leiden, sollte eine fachärztliche Vorstellung und Diagnostik erfolgen. Der eigenständige Verzicht auf vermutete Allergene oder ein Versuch des Weglassens bestimmter Lebensmittel ist nicht sinnvoll und kann sogar zu bedrohlichen Mangelerscheinungen führen. Zudem deuten wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hin, dass die Vielfalt der Ernährung eines Kindes im ersten Lebensjahr eine vorbeugende Wirkung auf die Entwicklung von atopischen Erkrankungen haben kann.

Wenn Sie jedoch die Vermutung haben, dass die Neurodermitis durch bestimmte Nahrungsmittel verschlechtert wird, ist es sinnvoll in erster Linie ein Tagebuch über mehrere Wochen zu führen. Dokumentieren Sie genau, alles was gegessen und getrunken wird und wie sich der Hautzustand ändert. Beachten Sie, falls die Hautveränderungen tatsächlich aufgrund einer Nahrungsmittelallergie auftreten, passiert das meistens mit einer Verzögerung von 6 bis 48 Stunden nach dem Verzehr. [2,6,9]

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Quellen:
  1. AWMF: S3-Leitlinie atopische Dermatitis, Abrufbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2023-07.pdf
  2. AWMF: S3-Leitlinie Allergieprävention, Abrufbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-016l_S3_Allergiepraevention_2022-11.pdf
  3. Braun Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer Berlin, ISBN: 978-3-662-49545-2
  4. Wassmann A, Werfel T. Atopic eczema and food allergy. Chem Immunol Allergy. 2015;101:181-90.
  5. Manam S, Tsakok T, Till S, Flohr C. The association between atopic dermatitis and food allergy in adults. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2014;14(5):423-9.
  6. Wollenberg A, et al.; European Task Force on Atopic Dermatitis/EADV Eczema Task Force. JEADV 2020;34(12):2717-2744
  7. Werfel T, et al. Exacerbation of atopic dermatitis on grass pollen exposure in an environmental challenge chamber. J Allergy Clin Immunol 2015;136:96–103.e9
  8. Garritsen FM, at aI. House dust mite reduction in the management of atopic dermatitis. A critically appraised topic. BJD 2013;168:688–691.
  9. Weidinger S, Beck L.A, Bieber T. et al. Atopic dermatitis. Nat Rev Dis Primers. 2018;4(1):1.