Wenn man unter einer chronischen Erkrankung leidet, geht man viele Wege in der Hoffnung auf Linderung. Häufig liegt diese Hoffnung in einer Ernährungsumstellung. Doch viele Ärzte zögern dabei, Ernährungsempfehlungen abzugeben bzw. verweisen lieber auf eine ausgewogene Ernährung und wollen sich nicht festlegen. Aber warum ist das eigentlich so? Wir haben dazu mal unseren Rheumatologen Dr. Peer M. Aries befragt.
Es gibt mehrere Gründe, warum Ärzte möglicherweise ungern spezifische Ernährungsempfehlungen für Autoimmunerkrankungen abgeben und in den Augen der Patienten „lediglich“ auf die mediterrane Kost verweisen:
- Komplexität der Erkrankung: Autoimmunerkrankungen sind komplexe Krankheitsbilder, die verschiedene Organe und Gewebe des Körpers betreffen können. Die Auslöser und Symptome sind oft sehr unterschiedlich und können von Patient zu Patient variieren. Es gibt keine spezifische Diät oder Ernährungsweise, die für alle Autoimmunerkrankungen gleichermaßen geeignet ist.
- Mangelnde Evidenz: Es gibt zwar Hinweise darauf, dass bestimmte Ernährungsweisen einen positiven Einfluss auf Autoimmunerkrankungen haben können, es gibt jedoch nur begrenzte wissenschaftliche Evidenz dazu. In vielen Fällen fehlen randomisierte kontrollierte Studien, die eine bestimmte Ernährungsweise als effektiv bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen nachweisen können.
- #Individualität: Jeder Patient ist einzigartig und hat individuelle Ernährungsbedürfnisse und -vorlieben. Eine pauschale Empfehlung kann daher nicht immer angemessen sein. Stattdessen sollte die Ernährung individuell auf den Patienten abgestimmt werden, wobei verschiedene Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gewicht, körperliche Aktivität, Krankheitsverlauf und persönliche Vorlieben berücksichtigt werden.
- Mangelnde Ausbildung: Die Ausbildung von Ärzten in der Ernährungsmedizin ist begrenzt. In der medizinischen Ausbildung wird möglicherweise mehr Wert auf die pharmakologische Behandlung von Krankheiten gelegt, während die Ernährung als unterstützende Maßnahme angesehen wird.
- Komplementäre Therapie: Eine mediterrane Ernährungsweise kann als unterstützende Maßnahme in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen angesehen werden, da sie reich an gesunden Fetten, Ballaststoffen und Antioxidantien ist. Eine solche Ernährungsweise kann dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren, das Immunsystem zu stärken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
Insgesamt kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung, wie sie in der mediterranen Kost vorgesehen ist, eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen spielen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Ernährung allein nicht ausreicht, um die Erkrankung zu heilen oder zu lindern. Eine individuelle, auf den Patienten abgestimmte Behandlung, die auch medikamentöse Therapien und andere Maßnahmen umfassen kann, ist in der Regel erforderlich.