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Gastbeitrag von Dr. med. Ute Maria Buttgereit: Verhaltensveränderungen

VERHALTENSVERÄNDERUNG IN DER Mind/Body-Medizin

Heute möchte ich Ihnen als Allgemeinmedizinerin und Mind/Body-Medizin-Therapeutin Anregungen zum Thema Verhaltensveränderungen in Ihrer Gesunderhaltung aufzeigen.

Wir wissen alle, wie schwer es ist, alte Gewohnheiten zu verändern. Allein schon beim Yoga die Arme mal anders zu verschränken, ist nicht nur anfangs eine Herausforderung.

Geplante Verhaltensveränderungen stehen schnell auf der Liste der guten Vorsätze, aber die Umsetzung dauert monatelang. Veränderungen sollten minimalistisch, aber trotzdem präzise geplant und liebevoll unterstützt werden. Bitte arbeiten Sie nie gleichzeitig an verschiedenen Veränderungen und sind sich von Anfang an bewusst, Rückfälle gehören dazu. Diese sind kein Grund zur Scham, sondern nur ein Anlass wieder aufzustehen, weiterzumachen und evtl. den Handlungsplan noch etwas individueller anzupassen…

Früher war es üblich, dass Ärzt*innen Bewegung, Diäten und medikamentöse Therapien verordneten und bei Nicht-Einhalten von Non Compliance oder mangelnder Compliance sprachen. Inzwischen praktizieren wir immer öfters eine individualisierte, personalisierte, partizipative Medizin, die Patient*innen in den Mittelpunkt stellt und uns bei allen Therapievorschlägen Adhärenz leitet. Adhärenz bedeutet: Übereinstimmung zwischen Therapeutischer Empfehlung u. Patientenverhalten: Qualität, Respekt, Empathie und gegenseitige Wertschätzung.

Wir wissen, dass Erfolge viel öfters eintreten, wenn der*die Patient*in eine Sinnhaftigkeit in seinem Therapieplan oder in Verhaltensänderungen sieht. Ebenso wichtig ist die Selbstwirksamkeit, was ein Komplex aus: persönlicher Erfahrung, Identifikation mit eigenen Erfolgen, Rückmeldungen von Freunden und dem wahrgenommenen Gefühl von Entspannt sein etc. ist.

Mit diesem Medizinverständnis und Berücksichtigung der Selbstwirksamkeit biete ich meinen Patient*innen in meiner Sprechstunde und meinen Mind/Body-Medizin-Kursen Strategien bei dem Wunsch nach Verhaltensveränderungen an.
Verhaltensveränderungen sind nicht wie die Fahrt in einem Aufzug – den richtigen Knopf gedrückt, Luft angehalten und tapfer am Ziel angekommen-, nein Verhaltensveränderungen gehen stufenweise zu Fuß im eigenen Tempo voran (s. Transtheoretisches Stufenmodell). Ja und die Vorsätze sollten praktikabel, sinnhaft und umsetzbar sein.
Die Stockwerke bei Verhaltensveränderungen heißen: Absichtslosigkeit-Absichtsbildung-Vorbereitung-Handlung- Aufrechterhaltung.  Nun möchte ich Ihnen beschreiben, wie ich meine Patient*innen nach oben begleite:

Im 1. Stockwerk/Stufe begegne ich oft Menschen mit Widerstand gegen eine Veränderung: und dann ist dieses Nein so auch gut. Manchmal biete ich noch Infomaterial an und lass es dabei beruhen. Wir sind in der Motivationsphase und mehr ist noch nicht nötig.

Im 2. Stockwerk/Stufe sehe ich nun schon offene, neugierige Menschen mit Ambivalenz und einer fraglichen Absichtsbildung, Oh gerne Verhaltensveränderungen, nein, ja aber…. Was nun? Die Entscheidungsbalance fällt leichter mit Berücksichtigung der Vorteile, der zu erwartenden Rendite und Nachteile bei der fraglichen Verhaltensveränderung. Überwiegt nun Pro oder Contra bei Ihnen?

Danach frage ich den*die Patient*in anhand einer Skala, wie wichtig es ihm ist und wie zuversichtlich er ist.  Die Zuversicht ist oft geprägt von früheren gelungenen Erfahrungen.
Falls die Wichtigkeit und Zuversicht überwiegen, ist die nötige Motivation da und ich gratuliere zur Selbstverpflichtung und auch nur dann bereite ich den weiteren Aufstieg meines*meiner Patient*in für die Verhaltensveränderungen vor.
Es wäre nicht angebracht, weiter voranzugehen, wenn es auch nach Nachjustieren an der bewussten Wichtigkeit, Interesse und Zuversicht zum jetzigen Zeitpunkt fehlt. Lieber jederzeit wieder neu die Situation betrachten und dann evtl. bereit sein, daran zu arbeiten.

Im 3. Stockwerk/Stufe ist das Management, das die Motivation, Intention in konkretes Handeln umsetzt, die Volitionsphase. Die nun nötige Handlungsplanung ist elementar für das Gelingen und Erreichen des Zieles.
So schauen wir, dass das Ziel aktiv, realistisch umsetzbar ist, optimistisch wahrgenommen wird, messbar und auch annehmbar für unseren Patienten ist. Sowohl der Weg und das Ziel mögen zuvor exakt formuliert werden, um individuell genau zu passen. Nur mit so einem AROMA sind stabile Verhaltensänderungen erfolgsversprechend!
Evtl. demnächst auftretende Hindernisse, Barrieren oder sogar Begegnungen mit „alten Schweinehunden“ planen wir mit ein und überlegen vorausschauend Lösungen. Das können konkret z.B. Allwetterausrüstungen, unterstützende Freunde, CAM Therapien und feste Termine etc. sein: Eben genau das, was diesem Menschen bei der Umsetzung hilft.

Im 4. Stockwerk/Stufe läuft das Handling und wir sehen die begonnene Veränderung, nehmen bewusst Erfolge wahr und Sie verdienen die von uns früher geplante Belohnung oder heben sie für später auf. Falls Probleme auftreten, schauen wir diese nicht wertend und achtsam an, hinterfragen kurz das AROMA und ziehen evtl. soziale Unterstützung oder Freunde hinzu.

Im 5. Stockwerk/Stufe angekommen, genießen wir die Aussicht auf unseren Erfolg und überlegen eine Strategie zur Aufrechterhaltung und Stabilisierung. Selbstverständlich gehören auch hier die Akzeptanz und Ideen für Ausrutscher dazu.
In meiner langjährigen Berufs- und Lebenserfahrung konnte ich mit diesem Stufenschema selbst sehr gut arbeiten und hoffe Ihnen damit auch Impulse für Ihre Salutogenese geben zu können.

Bewährt haben sich auch Gruppenkurse für ein gesünderes Leben, da die Gruppenenergie sehr viel mitträgt. Bei Fragen und zu stattfindenden MBM Einzel-oder Gruppenkursen finden Sie nähere Infos unter www.dr-buttgereit.de und www.wellbeingHamburg.de.

Herzlichst, Dr. Ute Maria Buttgereit, Fachärztin für Allgemeinmedizin und CIM