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Interview mit Dr. Ahmadi: Gemeinsam gegen Rheuma

Dr. Ahmadi - Medizinicum Hamburg

Interview Fragen Dr. Ahmadi: 

Wir freuen uns sehr, Herrn Dr. Ahmadi als neuen Partner unseres Netzwerkes begrüßen zu dürfen. Herr Dr. Ahmadi ist Facharzt für Rheumatologie, Innere Medizin, Klinische Immunologie und Gastroenterologie und Ärztlicher Direktor und Gründer des Medizinicums Hamburg. Er ist außerdem gemeinsam mit Ernährungs-Doc Dr. med Jörn Klasen Autor des großartigen Patientenratgebers „Gemeinsam gegen Rheuma“.

Herr Dr. Ahmadi, vielen Dank, dass Sie für NIK.e.V. für ein Interview zur Verfügung stehen Lassen Sie uns direkt mit der ersten Frage einsteigen:

Gibt es DAS typische Anzeichen für eine Rheumatische Erkrankung?

Am Anfang der Erkrankung gibt es leider keine spezifischen Hinweise auf eine rheumatologische Erkrankung. In der Regel geht z.B. die Rheumatoide Arthritis mit allgemeiner Müdigkeit, Abgeschlagenheit und beginnender Gelenkschmerzen los. Im Verlauf kommen dann die Morgensteifigkeit und Schwellung der Gelenke hinzu.

Hat der Hausarzt Möglichkeiten zur Diagnose?

Die wichtigste Rolle des Hausarztes ist eine Differenzierung der Beschwerdesymptomatik. Hier kann die Erfahrung des Hausarztes eine Differenzierung zwischen einer entzündlich rheumatischen Systemerkrankung und einer degenerativen Erkrankung sehr hilfreich sein. Eine Laboruntersuchung mit Bestimmung der Entzündungsparameter kann dann gut helfen. Danach sollte dann die Überweisung zum Rheumatologen erfolgen.

Warum ist es so wichtig, schnellstmöglich zu einem Rheumatologen zu gehen? Und auch zu therapieren?

Bei den meisten rheumatologischen Erkrankungen treten die meisten bleibenden Schäden in der frühen Phase der Erkrankung auf. Z.B. bei der Rheumatoiden Arthritis ist die erste Phase der Erkrankung nach Beginn der Beschwerden sehr entscheidend für den Erhalt der Gelenkstruktur. Genau in der Phase können die Gelenke am meisten geschädigt und nachhaltig zerstört werden. Bei den anderen entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen können in der frühen Phase auch Organbeteiligungen zustande kommen, sodass hier die Expertise des Rheumatologen absolut erforderlich ist. Eine rechtzeitige Diagnosestellung und die Einleitung der adäquaten Therapie ist daher absolut erforderlich und verbessert enorm die Prognose der Erkrankung.

Was passiert, wenn ich meine Schübe ignoriere?

Wenn die Schübe und Symptome der rheumatologischen Erkrankungen ignoriert werden, kann es leider möglicherweise zur Schädigung der Gelenke und Organfunktionen führen. Jeder unkontrollierte und unbehandelte Schub hinterlässt bleibende Schäden und kann zur weiteren Komplikationen wie die Manifestation an den neuen Organen führen.

Herr Dr. Ahmadi, was war Ihre Motivation einen Patientenratgeber für Rheumapatienten zu schreiben?

Ich habe bereits in meiner Funktion als Chefarzt der rheumatologischen Abteilung im Krankenhaus Altona damit begonnen, eine Reihe an Patientenveranstaltungen zu organisieren unter dem Begriff „Der informierte Patient als Partner“. Das Ziel sollte sein, dass die Patienten über ihre Erkrankung ausreichend informiert werden, damit sie die Notwendigkeit der frühen Diagnosestellung und Therapieeinleitung besser nachvollziehen können. Nun habe ich auch die Möglichkeit gehabt, meine Ideen und die 20jähige Erfahrung als Rheumatolge für die Patienten gemeinsam mit meinem Kollegen Dr. Klasen in einem Buch zusammenzufassen.
In dem Buch „Gemeinsam gegen Rheuma“ habe ich zunächst laienverständliche die wichtigsten entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen beschrieben. Welche Symptome weisen auf welche Erkrankung hin. Wie diagnostiziert man die rheumatologischen Krankheiten und wie sieht es mit der modernen Therapie aus. Was passiert, wenn die Diagnosen nicht rechtzeitig gestellt werden und worauf die Patienten „selber“ achten müssen. Das Buch sollte den Patienten und den Angehörigen zeigen, wie man mit „Rheuma“ leben kann. Was kann der Patient selbst tun. Hier haben wir einen großen Wert auf die richtige antientzündliche Ernährung mit praktischen Rezepten, physikalische Maßnahmen, Stärkung der Psyche und die Notwendigkeit der Selbsthilfegruppe gelegt.

Meine Hauptmotivation war meinen Rheumapatienten einen Ratgeber an die Hand zu geben, damit sie trotz der Diagnose „Rheuma“ ein normales Leben führen und besser auf sich aufpassen zu können.

Wie können betroffene Leser Ihre Rheumaerkrankung positiv beeinflussen?

Wenn der Patient über seine eigene Erkrankung gut informiert ist, kann auf die frühen Symptome der Erkrankung oder auch Nebenwirkungen der Medikation achten und als Partner dem Rheumatologen zur Seite stehen. Das ist meines Erachtens die beste Arzt-Patienten-Beziehung. So kann der Patient am besten zu seiner Genesung und Verbesserung der Prognose seiner Krankheit beitragen. Ein informierter Patient, der sich gut ernährt, ausreichend bewegt, an seiner Psyche arbeitet und eine bessere Lebensqualität genießt. Das sollte das Ergebnis sein!

Wie machen Sie Ihren Patienten Mut?

Die Aufklärung ist dafür die beste Grundlage. Wir sind heutzutage imstande alle rheumatologischen Erkrankungen im Frühstadium zu diagnostizieren und durch die moderne Therapie auch so zu behandeln, dass die Krankheit komplett zur Ruhe kommt und der Patient ein normales Leben führen kann. Das macht den meisten Patienten Mut. Ich zeige auch meinen Patienten Bilder, wie zum Beispiel die Händer der Patienten mit einer Rheumatoiden Arthritis nach 10 Jahren unter der modernen Therapie aussehen. Völlig normal aussehende Hände und Gelenke ohne jegliche sichtbare Veränderung. Bei der rechtzeitigen Diagnosestellung und der adäquaten Therapie gehören die deformierten Hände und Füße der Vergangenheit an. Das macht mich auch sehr glücklich!

In Ihrem MEDIZINICUM gibt es mehrere Facharztrichtungen – Wie arbeiten Sie zusammen?

Bei der Gründung vom MEDIZINICUM war mein Ziel eine Institution zu schaffen, in der insbesondere rheumatologischen Patienten ganzheitlich versorgt werden können. Wir wissen, dass entzündlich rheumatische Systemerkrankungen die enge Zusammenarbeit vieler Fachbereiche erforderlich machen. Genau das haben wir im MEDIZINICUM aufgestellt. Alle Fachbereiche, die für die Versorgung der komplexen entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen notwendig sind, wurden mit erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzte etabliert. Wir arbeiten alle zusammen und der Patient steht im Mittelpunkt. Wir haben regelmäßige interdisziplinäre Konferenzen, bei denen die komplexen Fälle vorgestellt und besprochen werden. Hier kommen alle erforderlichen Fachärzte zusammen. Wir haben zusätzlich einmal im Monat eine interdisziplinäre Rheumakonferenz, bei der wir gemeinsam die wissenschaftlichen Studien analysieren. Erfahrene Kollegen halten uns durch Vorträge auf den aktuellen Stand der Wissenschaft. Wir bilden uns ständig fort und informieren andere Fachbereiche, damit die Rheumapatienten rechtzeitig entdeckt und zu Rheumatologen weitergeleitet werden. Wir engagieren uns in der Weiterbildung der jüngeren Rheumatologinnen und Rheumatologen.

Wie bereite ich mich im Idealfall auf meinen Ersttermin bei Ihnen vor?

Bei dem ersten Termin ist es wichtig, dass der Rheumatologe die ganze Vorgeschichte der Patienten mit sämtlichen Befunden erfahren kann. Daher ist es sinnvoll, alle Arztbriefe, Laborwerte und Röntgenuntersuchungen mitzubringen. Eine Zusammenfassung der Vorgeschichte wäre sehr hilfreich.