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Hätten Sie’s gewusst? Tüpfelnägel oder Nagelpilz?

Nice to know: Wie erkenne ich den Unterschied zwischen Nagelpilz und Tüpfelnägel?

Hätten Sie’s gewusst?
Tüpfelnägel oder Nagelpilz?

Produkte rund um die Fingernägel werden in der Schönheitsindustrie intensiv beworben. Die Aufmerksamkeit auf Finger- und Fußnägel begründet sich vermutlich darin, dass sie uns intuitiv Informationen über die Körperpflege und Gesundheit unseres Gegenübers geben. Hierfür braucht man keine medizinischen Vorkenntnisse – wir beurteilen solche kleinen Dinge instinktiv, manchmal unbewusst. So wirken z.B. bröckelnde Fingernägel viel unästhetischer als eine Narbe an den Fingern. Negative Nagelveränderungen schrecken ab, doch sind nicht alle auf eine schlechte Körperpflege zurückzuführen: Oftmals versteckt sich eine Erkrankung hinter optisch auffälligen Nägeln. Zu den häufigsten Nagelerkrankungen gehören dabei Nagelpilz und Tüpfelnägel. Wie man bestimmte Symptome selbst erkennen kann und welche Therapien wirkungsvoll sind, erfährst Du jetzt im Interview mit derma2go.

Finger- und Fußnägel befinden sich an den Körperteilen, die wir bei praktisch jeder Tätigkeit benutzen und für jeden gut sichtbar sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Veränderungen des Nagels häufig beobachtet werden können. Ebenfalls besteht aufgrund der Lage bei längerem Bestehen meist der Wunsch, etwas gegen die Nagelveränderungen zu unternehmen, selbst wenn diese nicht gefährlich sind.

NIK: Wie erkenne und unterscheide ich Nagelpilz bzw. Tüpfelnägel?
derma2go: Erstmal ist es wichtig, einen normalen Nagel zu erkennen. Ein gesunder Nagel ist glatt, leicht rosa und matt glänzend. An seinem Ursprung ist ein silbrig- weisser Halbmond zu sehen, woraus der Nagel ständig nachproduziert wird.

Den Nagelpilz erkennt man üblicherweise leicht. Der Nagel verliert seinen Glanz und es kommt meist am Nagelrand zu weißlichen, gelben oder grau-braunen Verfärbungen. In späteren Stadien kann sich die Nagelplatte an diesen Stellen bis zu mehreren Millimetern verdicken. Sehr häufig ist dies an Fußnägeln, insb. bei Patienten über 50 Jahren, zu beobachten. Entsteht der Nagelpilz in der Zone des Nagelwachstums (silbrig-weißer Halbmond), so wächst die Nagelveränderung mit dem Nagelwachstum kontinuierlich nach vorne und hinterlässt eine streifige Veränderung in Längsrichtung des Nagels.

Tüpfelnägel weisen, wie der Name bereits verrät, kleine, über den ganzen Nagel verteilte Tüpfchen auf. Diese können weiß, gelb oder grau-bräunlich verfärbt sein. Im Gegensatz zum Nagelpilz sind die Tüpfchen viel kleiner (unter 1mm) als die vom Pilz veränderten Areale, die teilweise sogar den ganzen Nagel einnehmen können. Was der Mediziner als Tüpfelnagel bezeichnet, geht üblicherweise mit einer Verformung des Nagels rund um die Tüpfchen einher.

Weiße, wolkige Veränderungen der Fingernägel ohne Verformung der Nagelplatte, die langsam aus dem Nagel rauswachsen, gelten NICHT als Tüpfelnägel. Sie entstehen durch kleine Verletzungen, z.B. bei der Maniküre oder bei handwerklicher Arbeit.

NIK: Wieso ist es so schwierig, Nagelpilz frühzeitig zu erkennen?
derma2go: Die Antwort liegt in der Natur des Nagels, denn dieser ist hart, wächst nur sehr langsam und liegt auf einem gut durchbluteten Untergrund. Durch die Härte des Nagels hat es der Pilz nicht einfach, sich im Nagel auszubreiten. Der Pilz breitet sich daher so aus, indem er sich u.a. mit dem Wachstum weiter nach vorne transportieren lässt und so neue Areale des Nagelbetts befällt. Dies bedeutet, dass die befallenen Areale – analog zum Nagelwachstum – nur sehr langsam größer und damit für unser Auge sichtbar werden. Zudem liegt der Nagel in dem Nagelbett, das hervorragend durchblutet ist. Wo viel Blut ist, kommt auch das Immunsystem gut hin. Das bedeutet, dass der Pilz von unten her ständig bekämpft wird. Bei schwächerem Immunsystem kann sich der Pilz daher etwas schneller ausbreiten.

NIK: Wann bekommt man Nagelpilz und wie geht er wieder weg?
derma2go: Nagelpilz findet man bei bis zu 30% aller Menschen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Dies hängt unter anderem mit dem Immunsystem zusammen, das mit dem Alter schwächer wird. Während junge Menschen einen Nagelpilz abwehren, kommt es bei einem schwächeren Immunsystem zum andauernden Nagelbefall. Besonders häufig ist Nagelpilz an den Füßen zu beobachten, da diese den ganzen Tag in warmen Socken verpackt sind. Zusammen mit dem Fußschweiss entsteht ein feuchtes, warmes Milieu, das beste Voraussetzungen für ein Pilzwachstum bietet. Da Pilzsporen überall in der Umwelt vorkommen, braucht man sich für eine Infektion gar nicht bei einer anderen Person anzustecken. Das Immunsystem verschlechtert sich mit zunehmendem Alter, weswegen die Chancen auf eine spontane Heilung des Nagels gering sind. Da der Nagel einen Schutz vor Verletzungen der Zehe bietet, ist bei schwerem Befall eine Therapie ratsam, jedoch nicht lebenswichtig. Anders sieht dies bei Patienten mit langjährigem Diabetes (Typ 1 und 2) aus, da bei denen auch kleinere Verletzungen der Füße zu schweren Infektionen führen können. In diesen Fällen wird Nagelpilz üblicherweise immer behandelt. Die Therapie gestaltet sich jedoch langwierig und dauert abhängig vom Ausmaß des Befalls und von der Therapieart zwischen 3 bis über 12 Monaten.

NIK: Welche Therapieoptionen gibt es bei Nagelpilz? Ab wann soll ich zum Arzt?
derma2go:
Die Therapie ist abhängig von Ausmaß des Nagelbefalls, den Wünschen und allfälligen Grunderkrankungen des Patienten. Jede Therapieform sollte durch allgemeinhygienische Maßnahmen wie dem Desinfizieren der Socken unterstützt werden. Die effizienteste Therapie kann nur durch den Arzt durchgeführt werden. Der Arzt weicht zuerst mit einem Mittel den Nagel auf und löst ihn anschliessend ab. Trotz Betäubung verspürt der Patient dabei oft moderate Schmerzen, da es schwierig ist, den Nagelbereich vollständig zu betäuben ohne Schäden zu verursachen. Anschließend erfolgt eine örtliche Behandlung von Nagelbett und nachwachsendem Nagel mit einem Anti-Pilzmittel, das man regelmäßig aufträgt. In besonders ausgeprägten Fällen, z.B. wenn mehr als 3 Fußnägel infiziert sind, wird eine Anti-Pilzkur mit geschluckten Tabletten verordnet. Da bei allen Medikamenten immer die Gefahr von Nebenwirkungen besteht, ist diese Anti-Pilzkur nur schweren Fällen vorbehalten. In leichteren Fällen kann man auch eine Therapie mit einem speziellen Nagellack
probieren, die jeweils mit regelmäßigem Abschleifen des Nagels kombiniert ist. Da Nagelpilz üblicherweise kein Problem für die allgemeine Gesundheit des Patienten darstellt, kann man ruhig abwarten, ob solche weniger invasiven Methoden zum Ziel führen. Tun sie das nicht, kann man auch später noch einen Arzt aufsuchen. Wichtig ist bei allen Therapieformen die ausreichende Dauer der Behandlung.

NIK: Was kann man tun, um Nagelpilz zu vermeiden?
derma2go: Weil Pilzsporen überall vorhanden sind, ist es praktisch unmöglich, Pilzinfektionen der Nägel zu 100% zu verhindern. Pilze lieben aber das warme, feuchte Umfeld und meiden die trockene, frische Luft. Wechselt man also täglich die Socken und lüftet von Zeit zu Zeit die Füße aus, kann man einiges zur Vorbeugung beitragen. Maßnahmen wie das Desinfizieren der Schuhe können ebenfalls helfen. Damit beugt man nicht nur Nagelpilz, sondern auch Fußpilz vor – also einer Pilzinfektion der Haut.

NIK: Wann bekommt man Tüpfelnägel und wie gehen sie wieder weg?
derma2go: Tüpfelnägel können Ausdruck verschiedener Krankheiten sein, von denen einige einer Therapie bedürfen. Dazu gehört klassischerweise die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt. Dieses komplexe Krankheitsbild wird in einem unserer Artikel genauer erläutert. Andere Krankheiten, die mit Tüpfelnägel einhergehen können, sind das Ekzem, der Lichen ruber oder der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata). Diese Erkrankungen gehen mit teilweise klassischen Haut- oder Haarveränderungen einher, die in der Regel der Grund für die Vorstellung
beim Arzt sind. Üblicherweise treten diese Krankheiten mit entzündlichen Veränderungen der Zone des Nagelwachstums auf, wodurch es zu Tüpfeln in der Nagelplatte kommt; diese sind per se nicht gefährlich. Eine Verbesserung des
Nagels kann man nur durch Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankungen erreichen. Im Gegensatz zum Nagelpilz sollte man Tüpfelnägel immer beim Arzt behandeln lassen, um anderweitige Schädigungen des Körpers durch die Grundkrankheit zu verhindern. Der Arzt soll auch dann aufgesucht werden, wenn die Tüpfelnägel (zumindest zwischenzeitlich) verschwinden oder besser werden.

NIK: Ist die Tüpfelbildung schmerzhaft oder nur ein optisches Thema?
derma2go: Die Tüpfelbildung an sich ist nur optisch/ästhetisch störend. Da hinter den Tüpfelnägeln aber auch Krankheiten stecken können, die z.B. auch die Gelenke schädigen, muss man diese unbedingt abklären. Während man die Schäden an den Nägeln leicht selbst sieht, können andere Körperschäden lange keine Symptome aufzeigen. Um solche Schäden dennoch zu verhindern, ist der Arztbesuch sehr wichtig.

NIK: Kann man bei Tüpfelnägel weiterhin Nagellack nutzen?
derma2go: Nagellack hat keinen Einfluss auf die Krankheit selbst. Er kann also bedenkenlos aufgetragen werden. Jedoch sollte man vor dem Gang zum Arzt keinen Nagellack auftragen, weil der Arzt zur Diagnose auch die Farbe des Nagels beurteilt. Aufgrund der Dellen rund um die Tüpfchen ist es schwierig, den Nagellack richtig
wegzukriegen. Verbleibende Reste in den Dellen können das Auge des Arztes trügen und so die Diagnose erschweren.

NIK: Kann man vorsorgen, um keine Tüpfelnägel zu erhalten?
derma2go: Durch eine gute Therapie einer allfälligen Grundkrankheit verschwindet die Tüpfelung häufig. Zudem sollte man kleine Verletzungen des Nagels an dessen Ursprung reduzieren. Vermeidet man Stöße in dieser Region und verzichtet man auf Maniküre, kann man solche Verfärbungen weitgehend verhindern. Die Symptome bei Tüpfelnägel und Nagelpilz sind oft sehr individuell.

Wer sich von einem erfahrenen Experten beraten lassen möchte, kann jederzeit unsere Ärzte kontaktieren.