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Interview Dr. Knop: Multiple Sklerose

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Ich freue mich riesig, Herrn Dr. Knop als neuen Partner unseres Netzwerkes begrüßen zu dürfen. Herr Dr. Knop ist Neurologe in der Hamburger Praxis „Neurologie am Neuen Wall“, eine der wohl schönsten Praxen der Stadt mit einem tollen Blick über unsere hanseatische Innenstadt.

In Hamburg studiert, hat er über ein paar Schlenker von Bad Pyrmont über die Schweiz und England den Weg wieder in unsere schöne Stadt zurückgefunden.

Seine Fachgebiet umfasst die Neuroimmunologie, Multiple Sklerose, Immunneuropathien, Myasthenia gravis und Myositis.

Nicht unerwähnt sollten ich lassen, dass unter seiner Leitung das Muskellabor, in der Fachsprache Neuromuskuläres Zentrum, im AK St. Georg aufgebaut wurde.

Herr Dr. Knop, schön, dass Sie NIK e.V. mit Antworten zur Seite stehen. Lassen Sie uns direkt mit der ersten Frage einsteigen: Gibt es das typische Anzeichen für eine MS?

Typische MS Symptome sind sensible Störungen, Koordinationsstörungen, Gangstörungen oder eine auch eine einseitige Sehstörung. Letztlich sind diese Beschwerden aber nicht spezifisch für eine MS und können bei einer Vielzahl von neurologischen und nicht neurologischen Erkrankungen auftreten. Viele MS Patienten klagen darüber hinaus über rasche Erschöpfbarkeit und Blasenentleerungsstörungen. Charakteristisch ist auch, dass sich Symptome nicht so plötzlich wie bei einem Schlaganfall, sondern meist über ein bis sieben Tage zunehmend entwickeln und teils auch von alleine wieder abklingen können. Nach Diagnosestellung lassen sich so teilweise erste Symptome schon lange zurück liegend erfragen.

Hat der Hausarzt Möglichkeiten zur Diagnose?

Bei Verdacht auf eine MS Diagnose kann vom Hausarzt, so wie von jedem Facharzt ein MRT veranlasst werden. Damit allein kann die Diagnose zwar nicht bestätigt werden, aber eine wichtige und frühe Weichenstellung erfolgen – und vor allem findet eine Abgrenzung von anderen Hirnerkrankungen, zum Beispiel Schlaganfall statt.

Warum ist es so wichtig, schnellstmöglich zu einem Neurologen zu gehen? Und auch zu therapieren?

Der Neurologe ist der Facharzt, der die MS Diagnose in der Regel absichert und bestätigt und er entscheidet zusammen mit dem Patienten ob, ab wann und wie eine verlaufsmodifizierende Immuntherapie erfolgen soll oder muss. Ferner kann es notwendig sein, eine schnelle Schubtherapie, meist mit hochdosiertem Methylprednisolon intravenös einzuleiten. Vor allem passiert das bei sehr ausgeprägten Schüben, beispielsweise bei einer schweren Sehnervenentzündung (Opticusneuritis) mit Blindheit oder einer Halbseitenlähmung oder auch Querschnitts-Rückenmarksentzündung (transverse Myelitis).

Was passiert, wenn ich meine Schübe ignoriere?

Ein Großteil der Schübe bildet sich von allein nach einiger Zeit wieder zurück, teilweise komplett, teilweise auch nur unvollständig. Wir wissen heute, dass der Langzeitverlauf der MS durch die Schubtherapie mit Kortison nicht beeinflusst wird. Allerdings können sich Schübe schneller zurückbilden und es steigt die Chance einen Schub ohne oder mit nur geringen Beschwerden zu überstehen

Hatten Sie schon Covid 19 MS Patienten? Wenn ja, was können Sie uns zum Verlauf sagen?

Ja, zwei jüngere Patientinnen, die die Infektion glücklicherweise ohne gravierende Symptome oder Nachwirkungen überstanden haben. Insgesamt stellt die MS an sich bei jüngeren Betroffenen ohne andere Begleiterkrankungen kein erhöhtes Risiko dar für einen schwereren COVID19 Verlauf. Die Situation kann sich aber ändern, bei bestimmten (aber nicht allen) Immuntherapien, bei langem MS Verlauf mit stärkerer körperlicher Beeinträchtigung, fortgeschrittenem Lebensalter und Begleiterkrankungen, so wie Übergewicht, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauferkrankungen.

Gibt es etwas, um die MS positiv zu beeinflussen?

Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens, die MS heute früh immuntherapeutisch zu behandeln, häufig schon mit dem ersten Ereignis. Das Ansprechen auf diese Therapien bei kurzem Verlauf und jungem Diagnosealter ist sehr viel besser, als wenn erst in höherem Lebensalter und längerem Krankheitsverlauf behandelt wird. Die meisten MS Patienten haben eine entzündlich-dominierte, schubförmige Verlaufsform, deren Beeinflussung auch auf die nächsten 10-20 Jahre nach Diagnosestellung maßgeblich durch diese frühe Therapie erfolgt.

Neben einer spezifischen MS Therapie sind auch Lebensstil modifizierende Faktoren wichtig. Erwiesen ist der positive Effekt auf neurologische Erkrankungen im Allgemeinen durch regelmäßige Bewegung und Sport, erholsamen – und regenerierenden Schlaf, eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nicht so zuckerlastige Ernährung, sowie Nikotinkarenz.

Wir suchen alle nach dem einen Satz. Haben Sie ein Rezept um Ihren Patienten Mut zu machen?

MS ist die häufigste neurologische Autoimmunerkrankung, es gibt ca. 240.000 Betroffene in Deutschland und Sie sind nicht allein!

Das Wissen um die Erkrankung und deren Therapie ist in den letzten 20 Jahren dramatisch gewachsen und wir können einem Großteil der Betroffenen inzwischen ermöglichen, trotz MS ein vielfach normales, in jedem Fall erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Herr Dr. Knop, ich bedanke mich für das Gespräch und freue mich auf unsere zukünftige Zusammenarbeit.