Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den Zähnen und Autoimmunerkrankungen?
Die medizinische Betrachtung des Zusammenhangs der Zahngesundheit mit Autoimmunerkrankungen ist tatsächlich einer gewissen Schwankung unterlegen. Während man früher sicher davon ausging, dass nahezu alle Autoimmunerkrankungen, insbesondere aber die entzündlich rheumatische Erkrankung, mit Entzündungen der Zähne zusammenhängen, war man zwischenzeitlich von der Vorstellung gänzlich abgekommen. In den letzten Jahren gab es dagegen wieder zunehmend neue Erkenntnisse, dass es einen direkten und indirekten Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen gibt. Es wurde beobachtet, dass Patienten mit einer Parodontitis und dem Nachweis von den Bakterien Porphyromonas gingivalis ein 2-8-fach höheres Risiko für die Entwicklung einer entzündlichen Gelenkserkrankung haben. Dabei ist der genaue Zusammenhang tatsächlich noch nicht ganz verstanden. Man geht aber davon aus, dass die Bakterien die Bildung rheumaspezifischer Antikörper fördern und so an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen beteiligt sind. Inzwischen weiß man, dass es auch bei anderen Autoimmunerkrankungen offensichtlich in mehrfacher Weise einen Zusammenhang zwischen der Entzündung im Körper und der Zahngesundheit gibt. Auf der einen Seite fördert die Entzündung im Körper die Entstehung der Parodontitis, auf der anderen Seite aktiviert die Parodontitis selbst das Immunsystems und fördert damit eine systemische Entzündung.
Wie wirkt sich Behandlungsmethoden auf Autoimmunerkrankung aus?
Da ist sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine Beweise, dass z.B. eine antibiotische Therapie nicht nur einen positiven Effekt auf die Parodontitis hat, sondern damit auch indirekt eine Auswirkung auf die Entzündung der Autoimmunerkrankung. Empfehlung zur antibiotischen oder chirurgischen Therapie der Parodontitis allein aufgrund einer bekannten Autoimmunerkrankung gibt es deshalb nicht, dennoch wird häufig eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung empfohlen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind allerdings diesbezüglich noch so schwach, dass nicht auf eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse bestanden werden kann.
Haben sie Tipps für die Zahngesundheit, um zusätzliche Schwierigkeiten mit einer Autoimmunerkrankung zu vermeiden?
Als Rheumatologe und Immunologe bin ich wahrscheinlich nicht der perfekte Ansprechpartner, für die Prävention einer Parodontitis. Die Kollegen der Zahnmedizin haben aber bestimmte Risikofaktoren identifiziert, die die Entstehung einer Parodontitis offensichtlich fördern. Dazu gehören:
· Unregelmäßige oder unzureichende Mundhygiene
· Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Übergewicht
· Ungesunder Lifestyle (ungesunde Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum)
Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen Zahn und Zahnfleischproblemen und Autoimmunerkrankungen?
Die Parodontitis bedeutet übersetzt „Entzündung des Zahnhalteapparates“ und kann durchaus mit Folgeerkrankungen einhergehen: Neben der Entstehung von Rötungen und Schwellungen des Zahnfleisches kann es zur Entwicklung von Mundgeruch, einem Rückgang des Zahnfleisches und damit zu freiliegenden Zahnhälse mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit sowie auch Lockerung der Zähne und im schlimmsten Fall zum Ausfall der Zähne führen. Die unbehandelte Parodontitis gilt zudem heutzutage als zusätzlicher Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.