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Interview mit Dr. Peer Aries: Welche Begleiterkrankungen gibt es bei Rheuma?

Interview mit Rheumatologe Dr. Peer Aries vom Immunologikum Hamburg zum Thema: Begleiterkrankungen/Komorbiditäten bei rheumatischen Erkrankungen. Dr. Aries gibt Einblicke in die häufigsten Begleiterkrankungen, wie sie sich auf die Behandlung auswirken können und was Betroffene beachten sollten.

Was versteht man unter Begleiterkrankungen bzw. Komorbiditäten bei rheumatischen Erkrankungen?

Begleiterkrankungen oder Komorbiditäten sind zusätzliche gesundheitliche Probleme, die neben der Hauptdiagnose, wie einer rheumatischen Erkrankung, auftreten. Diese können die Gesundheit und Lebensqualität weiter beeinträchtigen und die Behandlung komplexer machen.

Wie häufig treten solche Komorbiditäten bei Patienten mit Rheuma auf?

Komorbiditäten sind bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sehr häufig. Studien zeigen, dass viele Rheumapatienten häufig eine weitere chronische Erkrankung haben, was ihre Behandlung und Pflege anspruchsvoller macht.

Welche sind die häufigsten Komorbiditäten bei rheumatischen Erkrankungen?

Zu den häufigsten Komorbiditäten bei rheumatischen Erkrankungen gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Depressionen, Angststörungen und Infektionen. Diese Begleiterkrankungen können das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen.

Gibt es bestimmte rheumatische Erkrankungen, die häufiger mit bestimmten Komorbiditäten assoziiert sind?

Bestimmte rheumatische Erkrankungen sind wissenschaftlich nachgewiesen häufiger mit spezifischen Komorbiditäten assoziiert. Zum Beispiel haben Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) ein signifikant erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose sowie Depressionen und Angststörungen. Dies liegt unter anderem an der chronischen Entzündung, die Arteriosklerose fördern kann, sowie an der Verwendung von Glukokortikoiden, die das Risiko für Knochenschwund erhöhen. Systemischer Lupus Erythematodes (SLE) ist häufig mit Nierenerkrankungen, insbesondere Lupusnephritis, verbunden und erhöht ebenfalls das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Infektionen aufgrund der immunsuppressiven Therapie. Bei Psoriasis-Arthritis (PsA) besteht ein erhöhtes Risiko für das metabolische Syndrom und Depressionen, was auf die Kombination von Haut- und Gelenkerkrankungen zurückzuführen ist, die erhebliche psychische Belastungen mit sich bringen. Diese Assoziationen sind durch zahlreiche epidemiologische Studien, Kohortenstudien und Metaanalysen gut dokumentiert und unterstreichen die Notwendigkeit eines umfassenden Managements von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, das sowohl die Kontrolle der Grunderkrankung als auch die Prävention und Behandlung von Komorbiditäten umfasst.

Was sind die Hauptursachen für das Auftreten von Begleiterkrankungen bei Rheuma?

Die Hauptursachen sind die chronische Entzündung, die das Immunsystem schwächt und verschiedene Organe schädigen kann, sowie die Nebenwirkungen von Medikamenten. Zudem tragen Lebensstilfaktoren und genetische Prädispositionen bei.

Warum haben Patienten mit rheumatoider Arthritis ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Chronische Entzündungen, die bei rheumatoider Arthritis auftreten, können die Blutgefäße schädigen und zur Arterienverkalkung fördern. Dies erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich.

Welche Maßnahmen können zur Prävention und Behandlung von kardiovaskulären Komorbiditäten ergriffen werden?

Regelmäßige körperliche Aktivität, eine gesunde Ernährung, Raucherentwöhnung und das Management der rheumatischen Erkrankung durch geeignete Medikamente sind wichtig. Auch regelmäßige kardiologische Untersuchungen können helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Wie häufig treten Depressionen und Angststörungen bei Rheumapatienten auf?
Depressionen und Angststörungen sind bei Rheumapatienten relativ häufig, etwa ein Drittel der Patienten kann davon betroffen sein. Die Belastung durch chronische Schmerzen und Einschränkungen im Alltag trägt wesentlich dazu bei.

Welche Strategien gibt es zur Unterstützung der psychischen Gesundheit bei Menschen mit rheumatischen Erkrankungen?
Psychologische Unterstützung, wie Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung, kann hilfreich sein. Auch Selbsthilfegruppen und regelmäßige Bewegung können das psychische Wohlbefinden verbessern.

Warum sind Rheumapatienten anfälliger für Osteoporose?

Die chronische Entzündung bei rheumatischen Erkrankungen und der Einsatz von Kortikosteroiden erhöhen das Risiko für Knochenschwund. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Knochenbrüche.

Welche Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Osteoporose bei Rheumapatienten?

Eine kalzium- und vitamin-D-reiche Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und gezielte Medikamente können helfen, Osteoporose vorzubeugen und zu behandeln. Es ist auch wichtig, die Einnahme von Kortikosteroiden auf das notwendige Minimum zu beschränken.

Wie wichtig ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz bei der Behandlung von Rheuma und seinen Begleiterkrankungen?
Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz ist sehr wichtig, da er alle Aspekte der Gesundheit des Patienten berücksichtigt. Dies umfasst die Behandlung der rheumatischen Erkrankung, der Komorbiditäten sowie die Unterstützung der psychischen Gesundheit und die Förderung eines gesunden Lebensstils.