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Lupus erythematodes: Experteninterview mit Dr. Peer M. Aries

Lupus erythematodes: Experteninterview mit Dr. Peer M. Aries

Laut Angaben der Berliner Charité leiden in Deutschland rund 20.000 Menschen an der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes oder auch „Schmetterlingsflechte“ genannt. Die Ausprägung der Krankheit reicht dabei von Gesichtsrötungen bis zu Gelenkschmerzen und hat eine Vielfalt an Symptomen. Dr. Peer M. Aries von der Rheumatologie im Struenseehaus in Hamburg erzählt uns, welche Therapieformen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt, was Betroffene selbst tun können und was man bei Kinderwunsch beachten sollte.

NIK e.V.: Was ist Lupus erythematodes (LE)? 

Der Lupus erythematodes gehört zu den Formen des Weichteilrheuma, auch genannt Kollagenosen. Es ist eine Autoimmunerkrankung, die insbesondere die Haut und Schleimhäute betreffen kann. Bei der systemischen Verlaufsform kann es auch zu entzündlichen Veränderungen der Gelenke bzw. der inneren Organe (Herz, Lunge und Niere) kommen. Für die Patienten ist es wichtig zu wissen, dass nicht jeder Patient mit einem Lupus einen schweren Verlauf mit Beteiligung aller Organe haben wird. Die meisten Patienten haben eine mildere Verlaufsform.

NIK e.V.: Was ist die Ursache von LE und wie entsteht er? 

Einen einzelnen Auslöser für den Lupus erythematodes gibt es – wie für viele andere Autoimmunerkrankung – tatsächlich nicht. Wir wissen heute, dass offensichtlich einige Gene zu dieser Erkrankung prädisponieren, das heißt die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Patient diese Erkrankung bekommt. Diese Gene sind jedoch nicht allein entscheidend. Es gibt viele Menschen mit solchen Genen, die keine Autoimmunerkrankung bekommen. Es müssen also noch andere Faktoren hinzu kommen, wie z.B. Umweltfaktoren oder auch Infektionen. Auch dabei spielt es eine wichtige Rolle das nicht der einzelne Umweltfaktoren oder die einzelne Infektion letztendlich für die Autoimmunerkrankung entscheidend ist, es scheint in der Hinsicht aber eine Rolle zu spielen, dass es das Immunsystem durcheinanderbringt und zu einer autoaggressiven handelsweise verleitet.NIK e.V.: Welche Formen des LE gibt es?

Wir unterscheiden grob zwischen dem auf die Haut begrenzten Lupus erythematodes und der systemischen Verlaufsform, bei dem auch außerhalb der Haut entzündliche Veränderungen auftreten können.

NIK e.V.: Welche Therapieformen und Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei der Therapie hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel getan. Dabei ist es nicht nur wichtig, dass wir eine Vielzahl von Medikamenten inzwischen zur Verfügung stehen haben, sondern auch das Konzept, wann man welche Therapie einsetzt ist heutzutage von entscheidender Bedeutung. Wir richten uns dabei nach dem Verlauf der Erkrankung. Es gibt nicht eine Therapie, die allen Patienten grundsätzlich zu empfehlen ist.

Wir unterscheiden zwischen einer milden und schweren Verlaufsform und versuchen auch die individuellen Unterschiede der Patienten dabei zu berücksichtigen. Dazu gehört natürlich auch, wie es z.B. mit einem Schwangerschaftswunsch aussieht oder welche Vortherapien die Patientin bereits gehabt hat. Tatsächlich empfehlen wir sehr vielen Patienten die Einnahme von Quensyl, da gerade bei der systemischen Verlaufsform bekannt ist, dass wir mit dieser Therapie Schübe bzw. einen schweren Verlauf vermeiden können. In Anbetracht der Tatsache, dass das Risiko von Nebenwirkungen relativ gering ist, sind wir sehr großzügig mit der Empfehlung der Therapie insbesondere auch bei Patientinnen, die in näherer Zeit schwanger werden wollen.

NIK e.V.: Was können Betroffene selbst tun?

Die Frage ist natürlich besonders häufig, da viele Patienten nicht alleine abhängig sein wollen von den Medikamenten. Grob gesagt, und sicherlich nicht erstaunlich, ist eine gesunde Lebensweise für solche Autoimmunerkrankung zuträglich. Eine ausgewogene Ernährung oder auch Vermeidung von viel Stress ist von Vorteil. Zweites ist nicht immer in der Entscheidung der Patienten, und wir wollen unserer Patienten auch nicht in einen Glaskasten sperren. Letztendlich soll unsere Therapie den Patienten ermöglichen, ein ganz normales Leben zu führen. Dazu gehört eben auch mal Stress.

Auf der anderen Seite sollten die Patienten sich freizeitliche Aktivitäten suchen, die z.B. zum Stressabbau führen können. Der Schlagwort ist heutzutage Achtsamkeit, dieses kann z.B. beinhalten mehr Sport und Bewegung zu machen, oder auch sonstige Entspannungstechniken zu lernen. Bezüglich der Ernährung ist es mir wichtig, dass die wissenschaftliche Grundlage für solche Empfehlungen tatsächlich sehr begrenzt ist. Dennoch kann man all unseren Patienten empfehlen, dass die Berücksichtigung einer mediterrane Kost sicherlich von Vorteil ist. Dieses beinhaltet möglichst wenig Fleisch und Alkohol und viel Omega 3 Fettsäuren, z.B. in entsprechenden Ölen wie Walnussöl oder Leinsamenöl oder auch in Form von Fischen. Die Einnahme von Omega 3 Fettsäurenkapseln ist sicherlich auch möglich, wird aber von den meisten Rheumatologen gegenüber der grundsätzlichen Ernährungsumstellung nicht bevorzugt.


NIK e.V.: Müssen Lupus Patienten bei bestehenden Kinderwunsch etwas beachten und kann die Therapie während der Schwangerschaft weiter geführt werden?

Es ist zu empfehlen, dass das Thema mit dem Rheumatologen im Vorwege besprochen wird. Dieses ist sicherlich nicht besonders Romantisch, kann aber für eine erfolgreiche Schwangerschaft von besonderer Bedeutung sein. In diesem Gespräch geht es darum, wann ein guter Zeitpunkt für eine Schwangerschaft ist. Wir wissen z.B. das Patienten mindestens 3-6 Monate vor der Empfängnisschutz einen kontrollierten Krankheitszustand (sogenannte Remission) haben sollten, weil damit das Risiko für eine zunehmende Krankheitsaktivität während der Schwangerschaft vermieden werden kann.

Außerdem muss geschaut werden, welche Medikamente die Patienten zu dem Zeitpunkt des Kinderwunsches einnehmen. Einige Medikamente verbieten sich bei einem Schwangerschaftswunsch, andere Medikamente werden explizit empfohlen. Zudem sollten noch individuelle Risikofaktoren für eine Schwangerschaft untersucht werden, dabei sind z.B. Antikörper zu berücksichtigen, die z.B. für das Kind und die Entwicklung einer Hautveränderung von Bedeutung sein könnten, oder auch Antikörper, die etwas mit der Blutgerinnung zu tun haben.

Dr. Peer M. Aries ist Facharzt für Innere Medizin / Rheumatologie und betreibt in Hamburg eine Gemeinschaftspraxis für Rheumatologie und klinische Immunologie. Wesentlicher Bestandteil ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Lungen, Nieren und Bluterkrankungen sowie der Radiologie. Schwerpunkte sind Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie sowie Rheuma und Schwangerschaft.

 

Kontakt

Dr. Peer M. Aries & Partner, Rheumatologie, klinische, Immunologie, Tagesklinik
Mörkenstr. 43-47
22767 Hamburg
Tel.: 040 8703363
Fax: 040 87007326
E-Mail: rheumatologie@hamburg.de

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