Zusammengefasst:
- Die Behandlung der Neurodermitis erfolgt individuell und stufenweise, basierend auf dem Schweregrad der Erkrankung.
- Die Basistherapie umfasst die tägliche Anwendung einer Hautpflege mit wirkstofffreien Zubereitungen wie Cremes, die z. B. rückfettend und feuchtigkeitsspendend wirken. Die Basistherapie sollte unabhängig vom Hautzustand täglich am gesamten Körper erfolgen.
- Die topische Therapie beinhaltet die Verwendung von Kortisoncremes und Calcineurininhibitoren zur Behandlung akuter Schübe bei leicht-mittelschweren Formen des Ekzems.
- Bei mittelschweren bis schweren Fällen sollte die Systemtherapie z.B. mit monoklonalen Antikörpern oder Januskinase-Inhibitoren in Erwägung gezogen werden.
- Alternative Therapien und Entspannungstechniken umfassen ergänzende Maßnahmen wie Akupunktur, werden jedoch nicht von Leitlinien-Experten empfohlen.
Therapie der Neurodermitis
Wie wird die Neurodermitis behandelt?
Neurodermitis, auch bekannt als atopische Dermatitis, ist eine chronische, schubartig verlaufende Hauterkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Obwohl die Erkrankung nicht geheilt werden kann, gibt es eine Reihe wissenschaftlich gut untersuchter Therapieoptionen.
So kann eine gezielte, auf Deine individuellen Bedürfnisse angepasste Therapie und Pflege helfen, die Symptome zu lindern und die Kontrolle über die Krankheit zu gewinnen.
Was versteht man unter einem Stufenschema?
Die Therapie der atopischen Dermatitis wird individuell an den Schweregrad der Erkrankung angepasst. Dabei folgt die Behandlung einem Stufenschema, das aufeinander aufbauende Maßnahmen umfasst.
Basistherapie
Was kann man bei trockener Haut bzw. leichten Ekzemen machen?
Die tägliche Anwendung einer Hautpflege mit wirkstofffreien Zubereitungen wie Cremes, die z. B. rückfettend und feuchtigkeitsspendend wirken am gesamten Körper in ausreichender Menge stärkt die Hautbarriere. Die Basistherapie bildet so die Grundlage aller Therapiestufen, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Die Auswahl des idealen Produkts ist individuell und sollte parfüm-, farbstoff- und konservierungsstofffrei sein. Die Konsistenz des Produkts sollte an den Hautbefund angepasst werden – ist die Haut sehr trocken, eignet sich ein fettigeres Präparat. Nässt die Haut, ist ein Produkt mit einem höheren Wassergehalt (z.B. eine Lotio) besser.
Äußerliche anzuwendende (topische) Therapie
Kortisonsalbe – was heißt das
Bei leichten bis mittelschweren Formen des atopischen Ekzems kommen äußerlich anzuwendende Therapien, auch topische Therapien genannt, zum Einsatz. Hierbei sind topische Steroide (Kortisoncremes/-salben) und topische Calcineurininhibitoren (nicht Cortison-haltig, dennoch entzündungshemmend wirksam) relevant. Calcineurininhibitoren können insbesondere im Gesicht oder an den Augenlidern hilfreich sein. Langfristig erfolgt die äußerliche Behandlung als sogenannte proaktive Therapie, bei der nach Abklingen der akuten Entzündung vorbeugend die ehemals betroffenen Stellen ein- bis zweimal in der Woche behandelt werden.
Systemtherapie
Das Ekzem ist trotz regelmäßiger Basistherapie weiterhin ausgeprägt, was hilft weiter?
Bei Patient*innen mit mittelschwerem bis schwerem atopischen Ekzem (Neurodermitis) oder bei Patienten, bei denen mit einer lokalen Therapie kein ausreichender Therapieerfolg erzielt wird, ist eine Systemtherapie (innerliche Therapie) in Tabletten- oder Spritzenform häufig unerlässlich.
Was gibt es für Optionen für eine Systemtherapie?
Verschiedene systemische Therapieoptionen stehen zur Behandlung der atopischen Dermatitis zu Verfügung. Hierzu zählen Biologika, JAK-Hemmer und konventionelle Immunsuppressiva.
Was sind Immunsuppressiva und wie wirken sie?
Arzneimittel, die schon seit längerem bei mittelschweren bis schweren Formen der Neurodermitis eingesetzt werden, sind konventionelle Immunsuppressiva. Sie unterdrücken relativ unspezifisch die Reaktionen des Immunsystems. Die Gruppe der Immunsuppressiva beinhaltet eine Reihe von verschiedenen Wirkstoffen, beispielsweise Ciclosporin. Auch die Einnahme von Glukokortikoiden (Kortison) in Tabletten- oder flüssiger Form zählen zu den Immunsuppressiva. Die Anwendung erfolgt normalerweise nur über eine kurze Zeit, bis die Symptome unter Kontrolle gebracht wurden.
Was sind Biologika und wie wirken sie?
Monoklonale Antikörper gehören zur Gruppe der sogenannten Biologika. Sie werden aus Zellkulturen gewonnen und ähneln körpereigenen Abwehrstoffen (Antikörpern). Sie greifen besonders zielgerichtet in die Entzündungskaskade der atopischen Dermatitis ein, in dem sie spezifisch Entzündungsbotenstoffe oder deren Rezeptoren blockieren. Diese Wirkstoffe wirken präzise, indem sie nur einen oder zwei Botenstoffe hemmen, die bei der Entzündung und dem Juckreiz in der Haut eine Rolle spielen. Die zur Behandlung der Neurodermitis eingesetzten Biologika werden in der Regel gut vertragen, Abbrüche aufgrund von Nebenwirkungen sind selten. Die Therapie mit monoklonalen Antikörpern zeigt meistens nach einigen Wochen erste Zeichen der Wirksamkeit und sollte langfristig (über Jahre) erfolgen.
Wie Januskinase-Inhibitoren und wie wirken sie?
Januskinase-Inhibitoren hemmen Enzyme, die eine Rolle in verschiedenen Signalwegen spielen, unter anderem im Entzündungsprozess der atopischen Dermatitis. Da diese Enzyme auch bei anderen Entzündungsprozessen beteiligt sind, werden diese Wirkstoffe auch bei anderen Krankheiten, z.B. aus dem rheumatologischen und gastroenterologischen Formenkreis eingesetzt. Die Wirkung ist im Vergleich zu Biologika breiter, jedoch nicht mit den ‚klassischen‘ Immunsuppressiva gleichzusetzen. Januskinase-Inhibitoren werden in Tablettenform täglich eingenommen. Eine erste Wirksamkeit zeigt sich innerhalb von einigen Tagen bis wenigen Wochen. Bei diesen Präparaten sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen erforderlich, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.
Alternative Therapien und Entspannungstechniken
Was ist der Unterschied zwischen alternative Therapien und medizinische Therapien?
Neben den oben beschriebenen schulmedizinischen Maßnahmen gibt es auch alternative Therapien wie Akupunktur, Phytotherapie und traditionelle chinesische Medizin. Diese werden jedoch aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Belege nicht von den Leitlinien-Experten empfohlen. Ergänzend zur medikamentösen Therapie können Entspannungstechniken wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung zur Juckreizlinderung beitragen.
Gibt es zusätzlich zur medikamentösen Therapie auch weitere Optionen, die zur Juckreizlinderung führen können?
Es gibt verschiedene Entspannungstechniken, die ergänzend zur medikamentösen Therapie gegen Juckreizattacken wirksam sein können. Dazu gehören vor allem autogenes Training und progressive Muskelentspannung. Beide Maßnahmen werden als Ergänzung zur medizinischen Therapie empfohlen, jedoch nicht als alleinige Behandlung der atopischen Dermatitis.
Quellen: S3-Leitlinie Atopische Dermatitis
(https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-027); Braun Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie