Neurodermitis und der Einfluss der Ernährung
Kann Ernährung Deine Neurodermitis beeinflussen?
Kurz zusammengefasst:
- Bestimmte Nahrungsmittel können bei manchen Betroffenen zu einer Verschlechterung der Neurodermitis führen.
- Es lässt sich jedoch nicht pauschal sagen, dass bestimmte Nahrungsmittel für Patienten mit Neurodermitis ungeeignet seien.
- Nicht jede vermutete Nahrungsmittelallergie kann medizinisch als solche bestätigt werden.
- Wenn Du den Verdacht hast, dass eine Nahrungsmittelallergie vorliegt, führe ein Ernährungstagebuch und dokumentiere in welchem zeitlichen Zusammenhang sich die Haut nach Verzehr bestimmter Nahrungsmittel verändert.
- Eine fachärztliche Kontrolle und Diagnostik ist zur Bestätigung des Verdachts auf eine Nahrungsmittelallergie erforderlich.
- Vermeide voreilige Anpassungen oder den eigenständigen Verzicht auf vermutete Nahrungsmittelallergene, um Mangelzustände zu vermeiden!
Kann meine Neurodermitis auf Nahrungsmittel reagieren?
Nahrungsmittel können bei manchen Personen zu einer Verschlechterung der Neurodermitis führen. Dabei können sich die verantwortlichen Nahrungsmittel je nach Patient unterscheiden. Wichtig zu beachten ist hierbei, dass nicht jede vermutete Nahrungsmittelallergie medizinisch als solche bestätigt werden oder eine relevante Auswirkung auf die Neurodermitis haben kann.
Es ist auch deshalb leider nicht möglich pauschal zu sagen, dass bestimmte Nahrungsmittel bei Neurodermitis vermieden werden sollten. Auch gibt es keine Diät, die zur Linderung der Hautveränderungen oder zur Vorbeugung der Schübe einer Neurodermitis dienen kann.
Tipp: Wenn Du die Vermutung hast, dass Deine Neurodermitis durch bestimmte Nahrungsmittel verschlechtert wird, ist es sinnvoll in erster Linie ein Tagebuch zu führen. Dokumentiere genau alles, was Du isst und trinkst und wie sich der Hautzustand ändert. Führe das Tagebuch am besten über mehrere Wochen. Falls die Hautveränderungen tatsächlich aufgrund einer Nahrungsmittelallergie auftreten, passiert das meistens mit einer Verzögerung von 6-48 Stunden nach Verzehr. So kannst Du potenzielle Auslöser identifizieren. Eine Abklärung durch eine Hautärztin/ einen Hautarzt (mit Zusatzbezeichnung Allergologie) ist für die Kontrolle und Diagnostik unbedingt zu empfehlen. Beachte bitte, dass der eigenständige Verzicht auf vermutliche Nahrungsmittelallergene die Gefahr von Mangelzuständen birgt!
Wurden bei Dir allerdings persönliche Trigger-Nahrungsmittel identifiziert, solltest Du diese meiden.
Neurodermitis kann nicht allein durch eine angepasste Ernährung bzw. Diät und das Vermeiden vermuteter Allergene kontrolliert werden.
Nahrungsmittelallergien kommen bei Kindern mit Neurodermitis häufiger vor als bei der Allgemeinbevölkerung. Im Erwachsenenalter spielen sogenannte Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien eine Rolle: diese treten meistens bei Personen auf, die auf Frühblüher allergisch reagieren. Wenn man gegen Hasel, Erle, Birke allergisch ist, kann es passieren, dass nach dem Genuss von z.B. frischen Äpfeln die Lippen jucken oder der Gaumen kratzt.
Es gibt prinzipiell zwei Reaktionsmuster bei Nahrungsmittelallergien:
- Die Soforttyp-Reaktionen, die durch Antikörper vom IgE-Typ vermittelt werden und die sehr schnell nach Verzehr, in der Regel maximal 2 Stunden danach auftreten. Die Symptomatik variiert von Nesselsucht, Schwellung von Lippen/Zunge/Gaumen (sog. Angioödem), Rötung der Haut bis hin zu Durchfall, Übelkeit oder Herz-Kreislaufsymptomen.
- Ekzematöse Reaktionen vom verzögerten Typ treten meist innerhalb von 6-48 Stunden nach Verzehr des Allergens auf. Dabei kann es zu Hautreaktionen wie einem Aufflammen typischer Läsionen an den betroffenen Hautstellen (Prädilektionsstellen) wie bspw. Beugeseiten der Extremitäten, Hals und Wangen vorkommen. Solche Hautveränderungen treten meistens bei Säuglingen nach Änderung der Ernährung bzw. nach Einführung neuer Beikost auf.
Zudem sind auch Kombinationen der zwei Reaktionsmuster möglich.
Kann man eine Nahrungsmittelallergie vorbeugen?
Nahrungsmittelallergien als mögliche Trigger einer Neurodermitis spielen insbesondere im Säuglings- und Kleinkindalter eine wichtige Rolle. Demnach kann man bereits während der Schwangerschaft und Stillzeit einzelne vorbeugende Maßnahmen ergreifen: Schwangere und stillende Mütter sollen auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung achten. Auf potente Nahrungsmittelallergene sollte man in Schwangerschaft und Stillzeit nicht verzichten.
Stillen spielt eine wichtige Rolle in der Allergieprävention. Es wird empfohlen, nach Möglichkeit während der ersten 4 bis 6 Lebensmonate ausschließlich zu stillen. Nach Einführung von Beikost sollte weiter gestillt werden. Die Beikost-Einführung wird frühestens ab Beginn des fünften und spätestens ab Beginn des siebten Lebensmonats empfohlen. Bitte halte Rücksprache mit der Kinderärztin/ dem Kinderarzt bezüglich der Bereitschaft des Säuglings für die Beikost-Einführung. Sobald diese erfolgen kann, sollte die Ernährung vielfältig sein – dies beinhaltet unter anderem auch die Gabe von Fisch und eine begrenzte Menge Milch/Naturjoghurt und Hühnerei (verbacken oder hartgekocht). Die Meidung von Nahrungsmitteln mit potenten Allergenen im ersten Lebensjahr wird nicht empfohlen. Es gibt keine Belege bezüglich eines vorbeugenden Effekts.
Quellen:
S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-027);
S3-Leitlinie Allergieprävention (https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-016l_S3_Allergiepraevention_2022-11.pdf)