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Rheuma und Reisezeit – Experteninterview mit Dr. Peer M. Aries

Rheuma und Reisezeit - Experteninterview mit Dr. Peer M. Aries

Die Temperaturen werden wärmer und für viele beginnt nun die Reisezeit. Für Rheumapatienten gibt es dabei allerdings einige Vorbereitungen zu treffen. Welche das sind erzählt uns Dr. Peer M. Aries von der Rheumatologie im Struenseehaus in Hamburg

NIK e.V.: Jetzt fängt die Reisezeit an: gibt es etwas, worauf man achten muss?

Dr. Peer M. Aries:
 
Es ist ein gutes Zeichen, wenn unsere Patienten reiselustig sind. Deshalb unterstützen unsere Patienten sehr gerne dabei. Einiges sollte aber tatsächlich vorher gut geplant sein. Fernreisen oder Abenteuer reisen sollten sicherlich vorher mit dem Arzt abgesprochen werden, da hierbei möglicherweise besondere Impfungen notwendig sind. Zudem ist zu planen, wie die Medikation während der Reise fortgesetzt werden soll. Viele der Medikamente können auf die Reise mitgenommen werden, einige wenige Medikamente müssen gegebenenfalls umgestellt werden. Es gibt z.B. die Möglichkeit bei einigen biologischen Therapien, die Therapie von Spritze auf Infusion umzustellen, damit der Patient in den kommenden 4 Wochen seine biologische Therapie nicht in Spritzenform mit auf der Reise mitnehmen muss. Dieses betrifft aber leider nicht alle biologische Therapieformen. Nicht zuletzt ist natürlich zu planen, was passiert wenn während der Reise ein Schub des Rheumas auftritt. Auch dieses sollte im Rahmen des nächsten Gespräches beim Rheumatologen diskutiert werden. 
 
NIK e.V.: Gibt es Reiseziele die problematisch sind? Wenn ja, warum? Sind spezielle Impfungen nötig und welche Impfungen darf man nicht bekommen?Dr. Peer M. Aries:

Ich hatte das Thema eben oben bereits angesprochen. Ja, in der Tat gibt es einige Einschränkungen. Z.B. Reiseländer, bei denen eine Gelbfieberimpfung notwendig ist könnten schwierig sein. Unter der laufenden immunsuppressiven Therapie sind Lebend-Impfungen leider nicht erlaubt, sodass z.B. die Gelbfieberimpfung nicht möglich ist. Es ist häufig die Frage, ob die immunsuppressive Therapie für diese Gelbfieberimpfung unterbrochen werden sollte, da es aber eine Vorlaufzeit von 6 Monaten benötigt, die die immunsuppressive Therapie zuvor beendet worden ist, ist es für unsere Patienten meistens nicht realistisch eine Gelbfieberimpfung zu bekommen. Insofern sollten Reiseziele gesucht werden, bei denen das Risiko für Gelbfiebererkrankung nicht erhöht ist. Patienten die bereits einmalig in ihrem Leben Gelbfieber geimpft worden sind, benötigen keine Auffrischimpfung und können solche Reiseländer jedoch besuchen.

NIK e.V.: Was muss ich beim Transport meiner Medikamente beachten?

Dr. Peer M. Aries:

Zum einen ist zu raten, dass alle Medikamente z.B. mit in das Flugzeug genommen und nicht im Gepäck aufgegeben werden sollten. Das Risiko das Gepäckstücke verloren gehen ist leider zu hoch, sodass auch die Medikamente dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Des Weiteren gibt es bei dem biologischen Therapien das große Thema der kontinuierlichen Kühlkette. Die Medikamente sollten z.B. in einem Kühlaggregat transportiert und am Urlaubsort sowie Zuhause im Kühlschrank deponiert werden. Dieses kann unter Umständen sehr schwierig sein, wobei meine Patienten diesbezüglich sehr einfallsreich bereits gewesen sind. Hierbei lohnt es sich sicherlich auch die Spezialapotheke anzusprechen, da einige der biologischen Medikamente durchaus auch ohne eine Kühlung für eine bestimmte Anzahl von Tagen transportiert werden können. Es ist jedoch darauf zu achten, dass diese Medikamente dann am Urlaubsort nicht wieder in dem Kühlschrank deponiert werden dürfen sondern bei Raumtemperatur liegen bleiben müssen. Welche Medikamente das betrifft und wie die Lagerung dann erfolgen sollte, können die rheumatologischen Praxen oder die Spezialpotheken Ihnen sagen.

NIK e.V.: Wenn ich als Rheumapatient eine Flugreise plane, muss ich etwas zusätzlich beachten (Stützstrümpfe etc.)?

Dr. Peer M. Aries: 

Spezielle Empfehlung für alle Rheumapatienten die sich auf eine Flugreise begeben gibt es nicht. Es kommt auf die tatsächliche Erkrankung an, ob das Risiko z.B. für eine Thrombose während einer Flugreise erhöht ist. Diese sollte mit dem Rheumatologen vor abgesprochen werden. In der Tat kann es gegebenenfalls sinnvoll sein Stützstrümpfe oder sogar auch eine Blutverdünnung an dem Reisetag einzunehmen. Eine allgemeine Empfehlung hierfür kann jedoch nicht ausgesprochen werden, da die individuellen Besonderheiten bei den Patienten jeweils berücksichtigt werden müssen.

Dr. Peer M. Aries ist Facharzt für Innere Medizin / Rheumatologie und betreibt in Hamburg eine Gemeinschaftspraxis für Rheumatologie und klinische Immunologie. Wesentlicher Bestandteil ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Lungen, Nieren und Bluterkrankungen sowie der Radiologie. Schwerpunkte sind Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie sowie Rheuma und Schwangerschaft.