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Sissy – Erfahrungen mit dem Mollii Suit

Sissy – Erfahrungen mit dem Molli Suit

Bei vielen Autoimmunerkrankungen sind die Gründe bisher unbekannt. So auch bei Multipler Sklerose, der Krankheit der tausend Gesichter. Man hat die unterschiedlichsten Beschwerden und probiert als Betroffener alles Mögliche aus, was die Linderung von einem der Symptome verspricht. Auch ich habe sehr viel herumexperimentiert. Mit mal kleinerem oder mal gar keinem Erfolg.

Bis ich dann von einem Anzug gelesen habe. Er sah aus wie ein Taucheranzug, und im Grunde sendet er elektrische Impulse an die antagonistischen Muskeln, so dass sich der spastische Muskel entspannen kann. Sofort machte ich einen Termin aus, um Mollii, den Neuromodulationsanzug, zu testen. Ich habe mir keine großen Hoffnungen gemacht, da ich ja schon so einiges mit bestenfalls mäßigem Erfolg ausprobiert hatte.
Im Sanitätshaus musste ich ein paar Tests machen, und dann half man mir in den Anzug, was definitiv leichter ausgesehen hatte, als es dann mit diversen Spastiken war, aber ich hatte ja vier helfende Hände. Nach der Stimulation mit Mollii habe ich die Tests nochmals durchgeführt.vDie Ergebnisse waren verblüffend. Nicht nur, dass meine Ergebnisse ca. 50 Prozent besser geworden sind, ich war auch nicht so angestrengt wie nach dem ersten Durchlauf der Tests.

Ich bekam dann den Anzug für einen Monat daheim gestellt, aber als ich das heiß ersehnte Paket mit Mollii in den Händen hielt, stellte sich gleich die Frage, wie ich denn da jetzt allein reinkommen würde mit den ganzen Streckspastiken. Kurzerhand lud ich mich zu meinen Eltern ein, und meine Mama half mir beim Anziehen des Anzugs. Nach einer Stunde ziehen, zerren und fluchen war es dann so weit. Ich hatte es geschafft und den Anzug an. Das wiederholten wir dann fast täglich. Mir fiel sehr schnell auf, dass verschiedene Bewegungen wieder möglich wurden, und schon nach ein paar Tagen saß ich mit Tränen in den Augen am Bett, weil ich meine Strümpfe wieder selbst anziehen konnte. Einfach so. Ich konnte auch wieder Schnürschuhe anziehen und Sitzpositionen ohne am Boden zu landen wechseln.

In der zweiten Woche nahm die Beweglichkeit weiterhin zu. Ich konnte wieder vernünftig mit Messer und Gabel essen und mir sogar mit der rechten Hand einschenken. Im Bett konnte ich mich wieder drehen und wenden, was vorher gar nicht mehr möglich gewesen ist. Auch vom Boden konnte ich wieder ohne Probleme selbstständig aufstehen.

In der dritten Woche konnte ich mich selbstständig aufrichten und sogar ein paar Schritte ohne Stöcke gehen. Das Rollen im Rollstuhl war nicht mehr so anstrengend für mich, und der nervtötende Tremor hatte im linken Bein vollkommen aufgehört.

In der vierten Woche putzte ich im Stehen meine Zähne und konnte im Allgemeinen länger stehen, ohne mich festzuhalten. Ich zog Jeans an, und der Tremor im rechten Bein war auch fast weg.  Inzwischen gelang es mir, den Mollii in maximal 20 Minuten selbst anzuziehen.

Nachbarn und Freunde sprachen mich sogar darauf an, dass ich mich ja gar nicht mehr wie ein Strichmännchen bewegen würde (okay, sie haben es charmanter ausgedrückt).

Mollii hat nicht nur physisch sehr viel bewirkt, sondern auch psychisch. Weil ich nicht mehr dauernd mit dem Boden gekuschelt habe und so viele Kleinigkeiten wieder alleine schaffen konnte… mal sehen, was noch alles möglich wird. Ich bin jedenfalls zuversichtlich.