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Neurodermitis: Die Geschichte von Ina

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EINE WAHRE GESCHICHTE: DIAGNOSE NEURODERMITIS

Ich bin Ina Schüttke, 35 Jahre alt und lebe seit meinem fünften Lebensjahr mit der Diagnose Neurodermitis.

Ich hatte die Neurodermitis vor allem in meinen Armbeugen und im Gesicht. Ich kann mich erinnern, dass ich als Jugendliche und junge Erwachsene oft mit Stulpen über den Ellbogen herumgelaufen bin. Auch im Sommer. Im Gesicht habe ich viele Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte Kortisonsalbe benutzt – wie eine normale Gesichtspflege. Bis meine Haut im Gesicht irgendwann so dünn war, dass man die Äderchen sehr deutlich sehen konnte. Ich wurde sehr häufig auf meine Haut angesprochen, z.T. auch gehänselt und immer wieder gefragt, ob ich ansteckend sei.

 

Wie hast du als Kind die Therapien, deine Ärzte und den Umgang mit der Krankheit in deinem direkten Umfeld wahrgenommen?

Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter früher immer separat für mich gebacken hatte. War ich auf einem Kindergeburtstag eingeladen, habe ich meinen eigenen, ganz speziellen, Kuchen mitgebracht. Ich fühlte mich dadurch immer etwas ausgeschlossen und „anders“. Ärzte haben mir, bis heute, nicht helfen können. Die einzige Lösung war leider immer eine Kortisonsalbe. Mehr nicht. In all den Jahren nicht.

 

Wie verlief dein Weg von den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung?

Besonderheiten oder Schwierigkeiten gab es keine. Von den ersten Symptomen bis zur Diagnose hatte es, glaube ich, nicht lange gedauert.

 

Wie war es für dich und deine Familie, als du die Diagnose erfahren hast?

Um ehrlich zu sein, kann ich mich daran nicht erinnern. Ich war noch klein, gerade 5 Jahre alt. Meine Eltern waren bereits vorher mit dieser Diagnose konfrontiert, da meine 1 ½ Jahre jüngere Schwester bereits mit schwerer Neurodermitis auf die Welt kam. Meine Mutter hat früher immer sehr auf die Ernährung geachtet und konnte damit viele Schübe einigermaßen im Zaum halten. Je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich gegen die strengen Ernährungsregeln natürlich gewehrt. Lieber hatte ich die Neurodermitis so hingenommen, anstatt mich tagtäglich einzuschränken. Ich wollte auf nichts verzichten. Außerdem hatte ich ja immer meine Kortisonsalbe dabei.

 

Zu welchem Zeitpunkt war deine Neurodermitis am Stärksten ausgeprägt? Wie verlief dein Leben zu dieser Zeit und hat sich das auf deine Haut niedergeschlagen?

Es gibt zwei sehr einschneidende Momente in meinem Leben, in denen meine Neurodermitis ganz besonders schlimm war: Einerseits meine erste Schwangerschaft mit unserer Tochter – leider war das stressig für meine Haut, obwohl diese Zeit doch eigentlich ganz besonders viel Freude machen sollte. Zum anderen hat meine Haut sehr unter meiner Psyche gelitten, die enorm beansprucht war, weil wir jahrelange Auseinandersetzungen mit der ehemaligen Partnerin meines Mannes hatten.

Aber zur Schwangerschaft: Während meiner ersten Schwangerschaft blühte meine Neurodermitis so auf, dass ich wirklich von Kopf bis zum Bauch betroffen war. Natürlich durfte ich keine Kortisonsalbe benutzen, so dass ich mir keine Linderung verschaffen konnte. Ich bin nur raus gegangen, wenn ich es wirklich musste, habe draußen bei jedem Wetter Handschuhe getragen und war bis oben hin eingepackt. Vor allem mein Gesicht, mein Hals und meine Hände waren stark betroffen. Auch ans Arbeiten war nicht mehr zu denken. Monatelang bleib ich zuhause und bin dort so entkleidet wie möglich herumgelaufen, da meine Haut brannte, nässte und juckte. Ich hielt das nur schwer aus. Es war wirklich schrecklich, vor allem, da ich wusste, dass ich keine Kortisonsalbe benutzen durfte. Doch es sollte noch schlimmer werden…

Meine Ärzte schoben den monatelangen Schub auf die Hormone, vor allem auf die weiblichen Hormone, denn während meiner zweiten Schwangerschaft mit einem Jungen im Bauch hatte ich keine Neurodermitis. Das war wirklich erstaunlich.

Und jetzt zur Psyche: Das zweite einschneidende Erlebnis war ein Konflikt mit der Ex-Partnerin meines Ehemannes, die extrem eifersüchtig auf mich war und mir das so grausam und deutlich gezeigt hat, dass meine wachsende Wut und meine Verzweiflung meine Neurodermitis immer schlimmer und schlimmer machte.

Dieser fast zweijährige Schub hat alles getoppt, was ich in meinem bisherigen Neurodermitis-Leben durchgemacht hatte. Der Schub war von Kopf bis Fuß. Die Menschen erkannten mich kaum mehr auf den Straßen. Ich habe mich Zuhause verkrochen, weiter mit meiner Wut gelebt und konnte mir beim Blühen meiner Neurodermitis zuschauen. Mein ganzer Körper war eine einzige offene und nässende Wunde.

Mein Mann schlief monatelang in einem anderen Zimmer, weil er das nächtliche Kratzen nicht mehr aushalten konnte. Ich musste fast jeden Morgen meine Bettwäsche neu beziehen, da sie voll mit Eiter und Blut war. Viel zu oft klebte die Bettwäsche morgens an meinen getrockneten Wunden. Es war wirklich die reinste Hölle. Nachdem ich fast zwei Jahre unter diesem ununterbrochenen Ganz-Körper-Neurodermitis-Schub gelitten hatte, kamen im Jahr 2017 ernste Depressionen dazu.

 

Wir haben die Redewendungen „das geht einem unter die Haut“ oder „das juckt mich nicht“, was auf deutliche Wechselwirkungen zwischen Haut und Psyche hindeutet. Hat oder hatte deine Neurodermitis auch psychische Auswirkungen?

Oh ja, das hatte sie. Durch den bereits erwähnten Konflikt seitens der Ex-Partnerin meines Ehemannes hatte ich sehr viel Wut in mir. Diese Wut schlug sich massiv auf meine Haut nieder. Ich brannte wortwörtlich vor Wut. Ich wurde immer wieder angesprochen, ob ich ein Verbrennungs-Opfer sei. Meine Haut war nicht nur trocken, sie war hochgradig entzündet, heiß, brannte und nässte ununterbrochen.

Dazu kam, dass mich dieser Konflikt persönlich so sehr getriggert hatte, dass, wie ich heute weiß, viele alte und negative Glaubensätze ans Licht kamen. Meine äußere „Hässlichkeit“ gelang irgendwann in mein Inneres. Ich fing an, mich zu verabscheuen, ich lehnte mich und diese Krankheit massiv ab. Ich konnte keine Nähe mehr ertragen, nicht einmal von meinen eigenen Kindern. Wenn mich jemand anfasste, hatte ich höllische Schmerzen. Also ließen es alle bleiben. Mir ging diese jahrelange Auseinandersetzung wahrhaftig unter die Haut. Es triggerte mich so sehr, dass ich Anfang 2018 fast mein Leben gelassen hätte. Am Ende fehlte nicht mehr viel.

Wie geht es deiner Haut aktuell?

Sie könnte nicht schöner und glatter sein. Ich glaube, ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine so schöne Haut, wie heute. Ich bin seit über einem Jahr zu 100 Prozent frei von meiner Neurodermitis.“

 

Du hast deine Neurodermitis heute echt gut im Griff. Wann kam der Wendepunkt, an dem du gemerkt hast, du musst etwas ändern?

Der Wendepunkt kam Anfang 2018. Da wurde mir plötzlich bewusst, dass meine Kinder bald Halbwaisen sein werden, wenn ich nicht endlich Verantwortung für mich und meine Krankheiten übernehme. Inzwischen waren meine dazugekommenen Depressionen und dieser nicht enden wollende Konflikt auf ihrem Höhepunkt.

 

Was hast du konkret geändert, um dich so wohl in deiner Haut zu fühlen, wie du es heute tust? Hast du schon alternative Medizin ausprobiert? Kannst du etwas empfehlen?

Man könnte sagen, ich habe mein ganzes Leben geändert. Auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Ich habe Verantwortung für mich übernommen. Das klingt so einfach, ist es aber nicht, wenn es um Dinge im Leben geht, die nicht gut gelaufen sind.

Als erstes hatte ich mir professionelle und psychotherapeutische Hilfe geholt. Das war ein absolutes Muss und unumgänglich. Ich musste mich dringend mit mir, dieser grausamen Auseinandersetzung, meinen verankerten Glaubenssätzen und meiner Selbst-Ablehnung auseinandersetzen. Die Haut ist das Spiegelbild der Seele – das kann ich absolut bestätigen. Zwei Jahre habe ich eine sehr gute Therapie gemacht und habe meine Seele vollständig geheilt. Ich habe gelernt, mich zu akzeptieren, mich zu lieben und meine Krankheiten anzunehmen.

Zusätzlich begann ich Ende 2018 eine Fernausbildung an der Akademie der Naturheilkunde zur „Fachberaterin für holistische Gesundheit“. Ich lernte eine wirklich gesunde Ernährungs- und Lebensweise kennen. Außerdem stolperte ich dabei über ein interessantes Organ – unseren Darm. Deshalb wandte ich mich an eine Heilpraktikerin, die mich von oben bis unten durchcheckte und siehe da, 2018 bekam ich die Diagnose „Leaky Gut Syndrom“ – ein löchriger, durchlässiger Darm. Mein Darm war völlig hinüber und ließ Stoffe in den Körper, die dort nicht hingehörten. Die Folgen waren heftige Entzündungsprozesse. Hinzukam, dass mein Körper völlig „übersäuert“ war.

Ich stellte meine Ernährung auf eine entzündungshemmende und basenreiche Ernährungsweise um. Ich machte eine einjährige ganzheitliche Darmreinigung und Leberentgiftung mit anschließendem Darmflora-Aufbau. Dies brachte, in Kombination mit meiner Psychotherapie, den Durchbruch.

Zusätzlich nehme ich bis heute hochwertige pflanzliche Präparate und Nahrungsergänzungen, um meinen Körper die Nährstoffe zu geben, die er braucht. Ich habe heute eine sehr gute Intuition und weiß genau, was ich brauche, was mir guttut und was nicht.

Und natürlich benutze ich heute sehr gute und frische Naturkosmetik-Hautpflegeprodukte.

Leider konnte mir bei meiner Neurodermitis und bei meiner Darmkrankheit kein Arzt helfen. Dafür habe ich viel Hilfe von einer guten Naturheilkundlerin erhalten und auch meine Fernausbildung zur Heilpraktikerin hilft mir sehr, so dass ich, was meinen Körper betrifft, nichts mehr dem Zufall überlassen muss. Mein Abschluss zur Darmtherapeutin werde ich im April 2021 machen. Inzwischen unterstütze ich in meiner Praxis auf www.praxis-schuettke.de viele andere Betroffene, ihre Neurodermitis auf ganzheitliche Weise ausschleichen zu lassen. Hier lernen Menschen, die ähnlich schlimme Neurodermitis-Erfahrungen gemacht haben wie ich, ihr Leben aktiv und auf Dauer zu verändern und gesund, glücklich und zufrieden in ihrer eigenen Haut leben zu können.

Außerdem empfehle ich jedem, sich einen guten Heilpraktiker oder Therapeuten zu suchen und zumindest mal seinen Darm (und die Leber) durch eine umfangreiche Stuhlanalyse untersuchen zu lassen.

Ich durfte in den letzten Jahren lernen, wie wichtig es ist, die Krankheit anzunehmen und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Die Seele spielt meines Erachtens eine nicht unerhebliche Rolle bei der Neurodermitis und sollte mehr im Fokus stehen, so wie die oben von euch angesprochenen Redewendungen wie das auch

vermuten lassen.

Und ja, wenn man meinen Werdegang die letzten Jahre betrachtet, könnte man sagen, ich habe bereits alternative Heilmethoden ausprobiert 😉

 

Was wünschst du dir in Bezug auf die Krankheit?

Ich wünsche mir, dass Betroffene niemals den Mut verlieren, daran zu glauben, dass sie gesund werden können und dass sie ganzheitliche Hilfe in Anspruch nehmen können. Ich wünsche mir, dass Ärzte, Therapeuten und das gesamte Gesundheitssystem erkennen, dass Kortison und Medikamente nicht die Lösung sein können. Ich wünsche mir, dass endlich anerkannt wird, dass es der ganzheitliche Aspekt ist, der zu Gesundheit führt. Ich wünsche mir, dass ich nie wieder unter der Neurodermitis leiden muss. Bis heute bin ich da sehr zuversichtlich.

 

Stand 2020