Welt-Psoriasis-Tag 2022: Mehr Aufklärung verhindert Isolation von Betroffenen
Unsere Haut ist der Spiegel der Seele. Ist sie beispielsweise durch eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung in Mitleidenschaft gezogen, ist das eine schwere körperliche und seelische Belastung für die Betroffenen. Darauf möchte der Welt-Psoriasis-Tag aufmerksam machen, der jedes Jahr am 29.10. stattfindet. Psoriasis, umgangssprachlich als Schuppenflechte bezeichnet, ist eine chronische, bestimmte Hautareale betreffende (systemische) Entzündungserkrankung, bei der sich silbrigweiße, schuppige Herde, sogenannte Plaques, bilden und entzünden. Häufig treten diese an Ellenbogen, Knien, Handinnenflächen, Fußsohlen, an der Kopfhaut oder in Körperfalten auf. Die Erkrankung ist nicht ansteckend, aber jeder mit einer genetischen Veranlagung kann sie entwickeln. Darüber hinaus werden Auslöser diskutiert, die Psoriasis verursachen können: Stress gehört dazu, aber auch die Einnahme von Medikamenten, Infektionserkrankungen, Stoffwechselstörungen, hormonelle Veränderungen und Umwelteinflüsse.
Hohe Krankheitslast beeinflusst die Lebensqualität
Nach Neurodermitis ist Psoriasis die häufigste chronische Hauterkrankung. Schätzungsweise zwei Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Eine leichte Ausprägung mit begrenztem Hautbefall kommt bei etwa 70 % der Erkrankten vor, rund 30 % entwickeln eine mittelschwere bis schwere Form. Oft tritt Psoriasis vor dem 40. Geburtstag auf. Doch auch im Kindes- und Jugendalter kommt sie mit vier Prozent aller Hauterkrankungen bei unter 16-Jährigen nicht selten vor. Bei etwa einem Drittel der Menschen mit Psoriasis tritt im Verlauf zusätzlich eine Arthritis auf, die zu schmerzhaften Beschwerden an den Gelenken führen kann und häufig von Schwellungen und Beeinträchtigungen in der Beweglichkeit begleitet wird (Psoriasis- Arthritis). Die Krankheitsaktivität kann schubweise verlaufen, sie kann sich im Winter verschlechtern und im Sommer verbessern.
Junge Menschen leiden besonders
In jedem Alter sind die krankhaften Veränderungen an der Haut eine große Herausforderung. Doch insbesondere in der Pubertät leiden junge Menschen mit Psoriasis wegen der sichtbaren und schmerzhaft juckenden Entzündungen erheblich. Junge Menschen in dieser Entwicklungsphase sind besonders empfänglich für das Gefühl von Stigmatisierung und Diskriminierung. Das betrifft auch eine weitere chronische Hauterkrankung, die Acne inversa, die meist bei jungen Erwachsenen Anfang 20 auftritt. Bei der Acne inversa, von der in Europa circa 1 % der Menschen betroffen sind, bilden sich an den entzündeten Hautstellen Knoten, Fisteln und Abszesse. Der Leidensdruck ist bei beiden Erkrankungen hoch, weil die Aussicht, dass sie chronisch und nicht heilbar sind, neben der Einschränkung des eigenen Wohlbefindens zu einer erheblichen Belastung auch des sozialen Umfeldes führt. Häufig ziehen sich die Betroffenen aus Angst und Scham zurück und entwickeln infolge der Isolation psychische Erkrankungen. Deswegen ist besonders wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen und es aus der Tabuzone herauszuholen.
Die gute Nachricht: Chronisch-entzündliche Hauterkrankungen sind gut behandelbar
Auch wenn eine Heilung nicht möglich ist: Es gibt inzwischen sehr wirksame Therapien, die darauf abzielen, akute Symptome zu lindern. Auch die Krankheitsphase kann dadurch verkürzt und die Anzahl neuer Schübe deutlich reduziert werden. Dazu gehört die immunsuppressive Therapie, die bei schweren Verläufen häufig eingesetzt wird. Dabei werden Biologika, biotechnologisch hergestellte Medikamente, eingesetzt. Genau genommen sind Biologika gentechnisch hergestellte, „therapeutische“ Proteine. Diese können die Aktivität natürlich vorkommender Substanzen fördern oder hemmen und damit Entzündungen unterdrücken. Auf ähnliche Weise wirken sogenannte Biosimilars. Sie sind die ähnlichen (similaren) Nachbildungen von Biologika und sind hinsichtlich Wirksamkeit und Qualität vergleichbar.
Das können Sie selbst tun
Um möglichst umfangreich von den Therapien zu profitieren, ist es sehr wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern sich frühzeitig in die Hände von Ärzt*innen zu begeben. Nach einer ersten Untersuchung durch den Allgemeinarzt oder die Allgemeinärztin kann die Überweisung zu spezialisierten Fachärzt*innen erfolgen. Dort können Betroffene noch bedarfsgerechter betreut und hinsichtlich der verschiedenen Krankheitsbilder aufgeklärt werden – denn nicht jede Hauterkrankung ist eine Neurodermitis. Zudem sind die Therapieerfolge größer, je früher die Behandlung einsetzt. Auch im Umgang mit der Erkrankung gibt es viele gute weitere Informationen, die Zusammenhänge erklären und Betroffene bei der Bewältigung ihrer Erkrankung helfen. So ist inzwischen bekannt, dass eine hohe Stressbelastung zu einer Verschlechterung der Symptome führen kann. Auch Alkohol und insbesondere Tabakkonsum gehören zu den bekannten Auslösern, die eine Krankheitsaktivität erhöhen können.
Weitere Tipps zu chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen finden Sie auf Mein Care+ (https://www.meincareplus.de). Dort gibt es Informationen zu Themen wie Beruf und Karriere, unbeschwertes Reisen oder Ernährungstipps mit Genussrezepten für Betroffene von chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Broschüren, beispielsweise zum Thema Seelische Belastungen bei einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung oder zu den wichtigsten Grundlagen der Psoriasis runden das Angebot ab.
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