Reisen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Reisen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen: Wichtige Tipps und Informationen für eine sichere Reise

Eine Auslandsreise erfordert auch bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa, eine sorgfältige Vorbereitung. Hier sind einige wichtige Aspekte zu beachten:

  • Reisezeitpunkt: Plane deine Reise während einer beschwerdefreien Phase, in der sich der Entzündungsprozess im Darm beruhigt.
  • Vorbereitungen: Erstelle eine Checkliste für die nötigen Vorbereitungen, wie Sonnenschutz, Reiseapotheke, Medikamente gegen CED (inklusive Kühltasche), Versicherungen, Kontaktdaten des Arztes und eine Toiletten-App.
  •  Impfungen: Überprüfe deine Standardimpfungen und lass sie gegebenenfalls auffrischen. Je nach Reiseziel und Jahreszeit können auch spezielle Reiseimpfungen erforderlich sein. Beachte jedoch, dass die Art der Impfung von deinem Gesundheitszustand und deinen Medikamenten abhängt.
  • Unterscheidung zwischen Lebend- und Totimpfstoffen: Bei CED-Patienten, die immunsuppressive Therapien erhalten, sollten keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden. Totimpfstoffe können in der Regel bedenkenlos verwendet werden. Besprich das Vorgehen mit deinem Facharzt.
  • Reiseapotheke: Packe eine Reiseapotheke mit Verbandsmaterial, Medikamenten gegen Durchfall, Schmerzen und Fieber, sowie CED-Medikamenten ein. Denke auch an Sonnenschutzmittel, eine Salbe für allergische Reaktionen und Toiletten-Auflagen.
  • Mitnahme der CED-Medikamente: Lasse dir genügend Medikamente verschreiben und informiere dich, ob du ein ärztliches Attest für die Mitnahme benötigst. Gegebenenfalls sollten besondere transporttechnische Maßnahmen, wie eine kontinuierliche Kühlung, im Attest vermerkt werden.
  • Flugreisen: Entleere als Stomaträger den Beutel vor dem Flug und lagere bestimmte CED-Medikamente lieber in einer Kühltasche im Handgepäck. Bei Zeitverschiebungen kannst du die Medikamenteneinnahme anpassen, solltest jedoch bei Kortison-Präparaten die Einnahmezeit beibehalten.
  • Reiseversicherungen: Überprüfe, ob deine Krankenkasse medizinische Notfallbehandlungen im Ausland abdeckt. In einigen Ländern ist zusätzlicher Versicherungsschutz empfehlenswert, um auch freiwillige Behandlungen oder den Kauf von Medikamenten abzusichern.

Eine sorgfältige Vorbereitung und Abstimmung mit deinem Arzt helfen dabei, eine sichere und angenehme Reise mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zu ermöglichen.

Warum Impfungen so wichtig sind

Warum Impfungen so wichtig sind

Kaum ein Gesundheitsthema wird kontroverser diskutiert als „Impfungen“.
Fakt ist: Impfungen schützen und werden bei bestimmten Vorerkrankungen auch empfohlen.

Gerade bei einer Autoimmunerkrankung fragt man sich aber: darf ich mich impfen und wird mein Immunsystem dadurch nicht noch mehr belastet? Dr. Peer M. Aries vom Immonologikum in Hamburg gibt uns einen Überblick, welche Impfungen Standard sind, welche Auffrischungen wann erfolgen sollten und was man als Autoimmunpatient impfen darf und warum.

Warum ist Impfen wichtig?

Impfen ist der beste Schutz vor Infektionen. Gerade unsere Patienten, sowohl wegen der Erkrankungen an sich als auch durch unsere immununterdrückende Therapien sind ganz besonders gefährdet Infektionen zu bekommen. Nicht nur, dass der Verlauf länger sondern insbesondere auch schwerer sein kann, stellt dabei die besondere Herausforderung dar. Eine der wichtigsten Faktoren ist natürlich, das Kortison zu niedrig wie möglich zu behalten, um Infektionen zu vermeiden. Auch bei der Auswahl der immununterdrückenden Therapie, ist die Gefahr der Infektion zu berücksichtigen. Aber trotz dieser Punkte, die die Ärzte bei der Auswahl der Medikamente berücksichtigen, sind unsere Patient leider ganz besonders gefährdet schwer wiegende Infektion zu bekommen. Des Risiko ist häufig 1-3 mal so hoch wie bei Menschen ohne eine entsprechende Therapie. Eine nachweislich effektive Maßnahme ist die Impfung.

Welche Impfungen sollte ich als Autoimmunpatient durchführen und welche nicht?

Als wichtigste Regel ist zu beachten, dass alles geimpft werden kann, was mittels Todimpfstoff geimpft wird. Lebendimpfungen sind dagegen zumeist kontraindiziert. Lebendimpfungen bedeutet, dass sich die Infektion durch die Impfung tatsächlichem Körper verbreiten könnte, insbesondere dann, wenn man ein eingeschränktes Immunsystem hat. Im Gegensatz dazu kann der Todimpfstoff keine Infektion hervorrufen, da sich dabei nicht um einen lebenden Impfstoff handelt. Es werden also zumeist nur Teile von z.B. Bakterien geimpft, auf die das Immunsystem dann wie in einem Trainingslager reagieren soll. Zu den Tod Impfstoff gehören z.B. Tetanus Diphtherie Pertussis sowie z.B. die Impfungen wie Grippe, Pneumokokken sowie auch die neue Herpes Zoster Impfung (Shingrix).

Warum dürfen gewisse Impfungen nicht durchgeführt werden?

Wie oben bereits genannt, besteht die Sorge bei stärkeren immununterdrückenden Therapien Lebendimpfungen zu verwenden. Insbesondere bei Hochdosiskortisontherapien, Therapeutika wie Methotrexat, Azathioprin oder den Biologika sollten Lebendimpfungen generell vermieden werden. Dagegen kann bei weniger intensiven Therapien wie z.B. geringen Kortisondosen, Hydroxychloroquin oder Mesasalazin nach individueller Nutzen Risikoabwägung und in stabilen Krankheitsphasen Lebendimpfungen wie z.B. Masern Mumps Röteln erwogen werden. Es ist jedoch immer der betreuende Arzt diesbezüglich anzusprechen.

Ich habe mein Impfheft nicht mehr. Wie kann ich in Erfahrung bringen, welche Impfungen ich erhalten habe?

In der Regel sollten alle Impfungen in dem Impfheft eingetragen sein. Ebenso sollte die Praxis, die geimpft hat, ein Vermerk in der Akte haben. Als Regel gilt, Impfungen die nicht eingetragen sind oder anhand von Akteneinträgen nicht nachvollzogen werden können, gelten als nicht erfolgt. Haben sie also ihr Impfheft verloren und können bei den vorherigen Ärzten nicht in Erfahrung bringen, wann sie was geimpft bekommen haben, würde man sie erneut entsprechend der aktuellen Richtlinien impfen.

Werden die Impfungen von der Krankenkasse übernommen, wenn ja, welche?

Alle Impfungen, die von der ständigen Impfkommission (STIKO) der Allgemeinbevölkerung empfohlen werden, werden auch von der Krankenkasse übernommen. Die Arbeitgeber oder Berufsgenossenschaften übernehmen zum Teil Impfung, die im Rahmen der beruflichen Tätigkeit notwendig sind. Nur Impfungen, die aufgrund von privaten Reisen notwendig sind, übernimmt die Krankenkasse nicht.

Wann sollte ich was Auffrischen lassen?

Das kann man nicht so pauschal sagen, da es für jede Impfung entsprechend des Impfenplanes ein unterschiedliches Datum für die Auffrischung gibt. Einige Impfungen müssen heutzutage auch nur einmalig im Leben geimpft werden, z.B. Gelbfieber. Ich empfehle also, bei einem der nächsten Arztbesuche den Impfausweis einzupacken und dem betreuenden Ärzten vorzulegen mit der Bitte, einmal nachzuschauen, welche der Impfung wann wieder aufgefrischt werden müssten. Häufig schreiben die Hausärzte mit Bleistift das Datum der zukünftigen Auffrischimpfung bereits in den Pass hinein, sodass der Patient auch selber erkennen kann, wann die nächste Impfung notwendig ist.Dr. Peer M. Aries ist Facharzt für Innere Medizin / Rheumatologie und betreibt in Hamburg eine Gemeinschaftspraxis für Rheumatologie und klinische Immunologie. Wesentlicher Bestandteil ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Lungen, Nieren und Bluterkrankungen sowie der Radiologie. Schwerpunkte sind Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie sowie Rheuma und Schwangerschaft.

Patienteninformation über Impfungen

Patienten mit entzündlich rheumatischen Systemerkrankung haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen im Vergleich zu gesunden Personen. Dieses ist einerseits durch die Erkrankung selbst, anderseits jedoch auch durch die notwendigen Medikamente verursacht. Daneben ist eine Infektion nicht selten Auslöser einer erhöhten Krankheitsaktivität der entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen. Aus diesen Gründen ist eine optimale Vorbeugung von Infektionen insbesondere durch Impfungen zu wichtig. Die nachfolgenden Empfehlungen sind die Impfempfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission). Diese entwickelt Impfempfehlungen für Deutschland und berücksichtigt dabei nicht nur deren Nutzen für das geimpfte Individuum, sondern auch für die gesamte Bevölkerung. STIKO-Empfehlungen gelten als medizinischer Standard. Die nationalen und internationalen rheumatologischen Fachgesellschaften empfehlen Impfungen nach Empfehlungen der nationalen Impfkommissionen (im Fall von Deutschland der STIKO):Impfempfehlung: Bei Patienten mit erworbener Immundefizienz (z.B. durch eine medikamentöse Immunsuppression) wird eine Überprüfung und Auffrischung der Grundimmunisierung empfohlen. Neben den unten dargestellten Standard-Impfungen die jeder Mensch erhalten sollte, werden aufgrund der notwenigen Medikamente bei entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen weitere Impfungen empfohlen. Eine Impfung sollte im Regelfall die Einleitung einer notwendigen immunsuppressiven Therapie nicht verzögern. Lebendimpfstoffe (Mumps, Masern, Röteln, Gelbfieber und Windpocken/Gürtelrose (Varizella zoster)) sind unter immunosuppressiver Therapie (außer Hydroxychloroquin und Sulfasalazin) verboten. Bei den unten dargestellten Impfungen handelt es sich ausschließlich um Tod-Impfstoffe, das heißt eine Vermehrung der Erreger nach der Impfung ist nicht möglich. Die Empfehlungen sind bereits durch den Gemeinsamen Bundesausschuss umgesetzt und müssen somit von den Krankenkassen getragen werden. Es ist insbesondere auf die Notwendigkeit der Überprüfung von Standardimpfungen hinzuweisen: Tetanusimpfung (alle 10 Jahre) sowie einmalige Auffrischungsimpfung gegen Diphterie (echter Krupp) und Pertussis (Keuchhusten).Darüber hinaus sind aufgrund der Immunsuppression weitere Impfungen empfohlen:

Weiteres: Die Impfung von Kontaktpersonen (z.B. Familienmitglieder) in der Umgebung immunsupprimierter Patienten stellt eine wichtige Möglichkeit der Infektprophylaxe insbesondere bei Patienten dar, bei denen der Impferfolg mangelhaft oder schwer vorhersehbar ist und/oder bei denen bestimmte (Lebend-) Impfungen kontraindiziert sind. Die Umgebungsprophylaxe mit Lebendimpfstoffen für  Masern, Mumps, Röteln (keine Übertragungen berichtet) und Varizellen (selten Übertragung mit mildem Verlauf unter virostatischer Therapie) ist für unsere Patienten ungefährlich.

Warum Impfungen so wichtig sind trotz Bowel urgency

Kaum ein Gesundheitsthema wird kontroverser diskutiert als „Impfungen“.
Fakt ist: Impfungen schützen und werden bei bestimmten Vorerkrankungen auch empfohlen.

Gerade bei einer Autoimmunerkrankung fragt man sich aber: darf ich mich impfen und wird mein Immunsystem dadurch nicht noch mehr belastet? Dr. Peer M. Aries vom Immonologikum in Hamburg gibt uns einen Überblick, welche Impfungen Standard sind, welche Auffrischungen wann erfolgen sollten und was man als Autoimmunpatient impfen darf und warum.

Warum ist Impfen wichtig?

Impfen ist der beste Schutz vor Infektionen. Gerade unsere Patienten, sowohl wegen der Erkrankungen an sich als auch durch unsere immununterdrückende Therapien sind ganz besonders gefährdet Infektionen zu bekommen. Nicht nur, dass der Verlauf länger sondern insbesondere auch schwerer sein kann, stellt dabei die besondere Herausforderung dar. Eine der wichtigsten Faktoren ist natürlich, das Kortison zu niedrig wie möglich zu behalten, um Infektionen zu vermeiden. Auch bei der Auswahl der immununterdrückenden Therapie, ist die Gefahr der Infektion zu berücksichtigen. Aber trotz dieser Punkte, die die Ärzte bei der Auswahl der Medikamente berücksichtigen, sind unsere Patient leider ganz besonders gefährdet schwer wiegende Infektion zu bekommen. Des Risiko ist häufig 1-3 mal so hoch wie bei Menschen ohne eine entsprechende Therapie. Eine nachweislich effektive Maßnahme ist die Impfung.

Welche Impfungen sollte ich als Autoimmunpatient durchführen und welche nicht?

Als wichtigste Regel ist zu beachten, dass alles geimpft werden kann, was mittels Todimpfstoff geimpft wird. Lebendimpfungen sind dagegen zumeist kontraindiziert. Lebendimpfungen bedeutet, dass sich die Infektion durch die Impfung tatsächlichem Körper verbreiten könnte, insbesondere dann, wenn man ein eingeschränktes Immunsystem hat. Im Gegensatz dazu kann der Todimpfstoff keine Infektion hervorrufen, da sich dabei nicht um einen lebenden Impfstoff handelt. Es werden also zumeist nur Teile von z.B. Bakterien geimpft, auf die das Immunsystem dann wie in einem Trainingslager reagieren soll. Zu den Tod Impfstoff gehören z.B. Tetanus Diphtherie Pertussis sowie z.B. die Impfungen wie Grippe, Pneumokokken sowie auch die neue Herpes Zoster Impfung (Shingrix). 

Warum dürfen gewisse Impfungen nicht durchgeführt werden?

Wie oben bereits genannt, besteht die Sorge bei stärkeren immununterdrückenden Therapien Lebendimpfungen zu verwenden. Insbesondere bei Hochdosiskortisontherapien, Therapeutika wie Methotrexat, Azathioprin oder den Biologika sollten Lebendimpfungen generell vermieden werden. Dagegen kann bei weniger intensiven Therapien wie z.B. geringen Kortisondosen, Hydroxychloroquin oder Mesasalazin nach individueller Nutzen Risikoabwägung und in stabilen Krankheitsphasen Lebendimpfungen wie z.B. Masern Mumps Röteln erwogen werden. Es ist jedoch immer der betreuende Arzt diesbezüglich anzusprechen.

Verträglichkeit der Corona-Impfung

Wie gut vertragen Autoimmunerkrankte die Corona-Impfungen?

Die bisherigen Daten zeigen, dass im Vergleich zu der übrigen Bevölkerung die Verträglichkeit der Impfstoffe bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen offensichtlich nicht sehr viel anders ist. Lokale und systemische Reaktionen sind generell bei den SARS-CoV-2 Impfung etwas höher als bei den Impfstoffen gegen Influenza oder Tetanus. Die Reaktion ist in etwa vergleichbar mit z. B. der Reaktion auf die Gürtelroseimpfung (Shingrix).

Sind sie für die Patienten unbedenklich?

Zunächst einmal sind die Impfungen in Abwägung von Nutzen und Risiko den meisten Patienten zu empfehlen. In Anbetracht der der Tatsache, dass es natürlich auch bei den SARS-CoV-2 Impfung, wie auch bei anderen Impfungen, zu Nebenwirkungen kommen kann, kann man nicht sagen, dass die Impfungen generell „unbedenklich“ seien. Es muss für jeden einzelnen Patienten individuell abgewogen werden, wie der Nutzen und das Risiko ist. z. B. ist die Relation von Nutzen und Risiko bei Kindern unter 12 Jahren anders als bei älteren Menschen über 80 Jahren. Auch sollten natürlich die empfohlenen Alters-Restriktionen für die unterschiedlichen SARS-CoV-2 Impfungen berücksichtigt werden, da es eben z. B. unter den Vektorimpfstoffen bei jüngeren Frauen andere Risiken gibt als mit den mRNA Impfstoffen.

Wirken die mRNA-Impfstoffe bei ihnen anders?

Die Impfstoffe „wirken“ bei allen Menschen gleich. Das Prinzip der Reaktion des Immunsystems bleibt immer das Gleiche. Was aber der eigentliche Hintergrund der Frage ist, ob das Ansprechen auf die mRNA Impfstoff bei Patienten mit Autoimmunerkrankung anders ist. Hierzu gibt es keine speziellen Untersuchungen, allein die Tatsache einer bestehenden Autoimmunerkrankung lässt zurzeit noch nicht die Empfehlung zu, dass ein mRNA Impfstoff bevorzugt verwendet werden sollte.

Haben Medikamente einen Einfluss auf die Wirkung des Impfstoffes?

Hierbei geht es wahrscheinlich um die immunsupprimierten den Medikamente. Generell ist schon lange vor den SARS-CoV-2 Impfung bekannt, das immunsupprimierten der Therapien das Ansprechen auf die Impfung verändert. Dass es bei den aktuellen SARS-CoV-2 Impfstoffen leider nicht anders ist. Es kommt jedoch auch die Art der Immunsuppression an, einige Medikamente scheinen dabei zum Teil auch dosisabhängig mehr und andere weniger das Ansprechen auf die Impfung abzusprechen. Beim Cortison ist es z. B. so, dass Dosen von über 10 mg Prednisolon pro Tag deutlich mehr das Ansprechen auf die Impfung unterdrücken als niedrigere Dosen.

Ist eine dritte Impfdosis für Autoimmunerkrankte zu empfehlen?

Diesbezüglich gibt es Moment in der Wissenschaft und unter den Ärzten viele Diskussion. Die aktuelle Empfehlung des Bundes Gesundheitsministerium es ist zunächst einmal eine politische Empfehlung. Eine medizinische Empfehlung generell zur 3. Impfung wurde bisher von der ständigen Kommission (STIKO) noch nicht ausgesprochen. Allerdings gehen wir schon davon aus, dass alle Menschen im weiteren Verlauf eine 3. Impfung brauchen, um den Impfschutz aufrecht zu erhalten. Einzelne Patientengruppen sollten wahrscheinlich aufgrund des nicht optimalen Ansprechens auf den ersten Impfzyklus früher geimpft werden als andere. So wäre es vorstellbar, dass 6 Monate nach dem ersten Zyklus z. B. Menschen über dem 80. Lebensjahr oder mit bestimmten immun unterdrückenden Medikamenten bevorzugt eine 3. Impfung bekommen sollen. Wir empfehlen jedoch diesbezüglich die aktuell noch ausstehende Empfehlung der ständigen Kommission abzuwarten und noch nicht voreilig eine weitere Impfung anzumelden. In individuellen Fällen kann es aber durchaus sinnvoll sein, schon jetzt konkret über eine 3. Impfung nachzudenken, diese sollte jedoch von Seiten der betreuenden Ärzte sehr individuell entschieden werden.

Haben Autoimmunerkrankte das Risiko eines schwereren Verlaufs bei einer Corona-Infektion?

Diese Aussage ist sehr generell gefasst und ist so nicht richtig. Wir wissen vielmehr, dass nicht die Autoimmunerkrankung an sich, sondern z. B. eine unkontrollierte Entzündung das Risiko für einen schweren Verlauf der COVID-19 Infektion erhöht. Auch kann in Abhängigkeit der laufenden immunsupprimierenden Therapie das Risiko erhöht sein. Allein die Tatsache einer vorliegenden Autoimmunerkrankung würde ich noch nicht per se als Risiko für einen schwerwiegenden Verlauf bewerten.

Gibt es schon Studien zur Impfung bei Autoimmunerkrankungen?

Ja, unsere Kollegen aus Israel haben uns bereits sehr viele hilfreiche Daten hierzu geliefert. Hieraus können wir schlussfolgern, dass die Verträglichkeit im Vergleich zur übrigen Bevölkerung sehr ähnlich zu sein scheint. Auch wissen wir, dass z. B. bei den entzündlich rheumatischen Erkrankungen ungefähr 90 % der Patienten auf die Impfungen ansprechen, auch wenn vielleicht das Ausmaß des Ansprechens etwas niedriger ist als in der übrigen Bevölkerung.

Wem würden Sie von einer Impfung abraten?

Es gibt nur sehr wenigen Patienten mit Autoimmunerkrankungen, den von einer SARS-CoV-2 Impfung abzuraten ist. Diesbezüglich sind z. B. einige Medikamente genannt, wäre bei den bekanntermaßen in den ersten 4 Monaten nach der Applikation des Medikamentes das Ansprechen auf die Impfung deutlich minimiert ist. Bei diesem Patienten empfehlen wir, die Impfung zu einem späteren Zeitpunkt durchführen zu lassen. Ähnlich ist es bei Patienten, die gerade eine sehr starke Entzündung haben und mit hohen Cortisondosen behandelt werden, auch diesen Patienten würden wir empfehlen, die Impfung zu einem späteren Zeitpunkt durchführen zu lassen.

Können Impfungen eine Autoimmunerkrankung verstärken?

Auch diesbezüglich gibt es erste Daten aus Israel, die uns gezeigt haben, dass ungefähr 5-10 % der Patienten eine zunehmende Krankheitsaktivität nach der SARS-CoV-2 Impfung beobachtet haben. Dabei ist es tatsächlich zum Teil schwer zwischen einer in relativ „normalen Impfreaktion“ und einem Schub zu unterscheiden, da sowohl im Rahmen der Impfreaktion als auch im Rahmen des Schubes z. B. Haut oder Gelenkveränderungen auftreten können. Aus meiner Erfahrung ist das Risiko eines Schubes relativ gering, und wenn es tatsächlich dazu gekommen ist, legt sich diese Krankheitsaktivität im Verlauf der nächsten 4-6 Wochen meistens spontan. Es ist wahrscheinlich die absolute Ausnahme, dass deshalb eine Therapieintensivierung erfolgen muss

Welcher Impfstoff ist für Menschen mit Autoimmunerkrankungen am besten geeignet?

Diesbezüglich verweise ich auf die Antwort von oben, es gibt bis jetzt keine klare Empfehlung für einen der bekannten Impfstoffe für einzelne Autoimmunerkrankungen. Eine kleine Ausnahme gibt es, auch ohne, dass es hierfür Beweise gibt, es wird jedoch von einzelnen Fachgesellschaften z. B. empfohlen, Patienten mit dem Nachweis von Phospholipidantikörpern bevorzugt einen mRNA Impfstoff zu impfen. Diese ist es jedoch eher eine Weiche als eine wissenschaftlich bewiesene Empfehlung.

Können Sie einmal erklären, wie hoch das Risiko einer Ansteckung oder Weiterverbreitung des Virus trotz Impfung sein kann?

Der Begriff Impfdurchbruch beschreibt genau dieses Phänomen, dass Patienten, die geimpft worden, dennoch eine Infektion durchmachen. Dieses ist kein besonderes Phänomen für die SARS-CoV-2 Impfung, sondern kommt auch bei jeder anderen Impfung vor. Die genauen Zahlen, die zurzeit hierfür angegeben werden, variieren zurzeit stark. Es ist zudem davon auszugehen, dass eine hohe Dunkelziffer gibt, da der Verlauf der Infektion offensichtlich anders ist als bei ungeimpften Personen. Es bleibt jedoch dabei, dass es die absolute Ausnahme ist. Anders herum gesagt, über 90 % der aktuell auf der Intensivstation wegen COVID-19 liegenden Patienten sind ungeimpft.

Wie hoch muss eine Impfwirkung sein, um die Pandemie durchbrechen zu können?

Auch diesbezüglich gibt es unterschiedliche Angaben, die damals angenommenen 80 % galten der damaligen SARS-CoV-2 Variante. Durch die aktuelle Delta Variante rechnen einige Epidemologen damit, dass möglicherweise eine 80%ige Quote nicht ausreichen könnte. Ich glaube, man sollte sich weniger an diesen Zahlen festhalten, als sich darum bemühen, so viele Patienten wie möglich impfen zu lassen.

Dr. med. Peer M. Aries
Internist, Rheumatologe, Immunologe und Ernährungsmediziner