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Interview mit Dr. Aries: Ist Rheuma vererbbar?

Dr. Aries - Ist Rheuma vererbbar?

Welche Risikofaktoren gibt es eine Autoimmunerkrankung zu bekommen?
Neben dem genetischen Risiko, das man vererbt bekommt, gibt es noch zahlreiche andere Risiken, die zu der Entstehung einer Autoimmunerkrankung führen können. Dazu gehören unter anderem Infektionen, Umweltfaktoren und Lifestylefaktoren. Alle diese Faktoren haben in unterschiedlichen Ausmaße Einfluss auf die Entstehung von Autoimmunerkrankungen, wobei man für jeden einzelnen Patienten und jede einzelne Erkrankung das Ausmaß des Einflusses nicht quantifizieren kann.
 
Kann man es prüfen, ob man eine genetische Disposition hat?
Es gibt eine Vielzahl von Genen, die mit bestimmten Autoimmunerkrankungen wie der Psoriasis, der MS oder entzündlich rheumatische Erkrankung assoziiert sind. Eine Testung dieser vielen Gene ist jedoch im im praktischen Alltag nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Fast keines dieser Gene gibt einen tatsächlich Auskunft darüber, wie wahrscheinlich es ist, eine Autoimmunerkrankung im weiteren Verlauf zu bekommen. Assoziation bedeutet lediglich, dieses Gen kommt bei dieser Erkrankung häufiger vor, hilft dann aber nicht bei der Diagnosestellung, bei der neben diesem einen Gen noch viele andere Gene, die Kombination von Genen oder einer von den anderen oben genannten Faktoren eine Rolle spielen.

Was kann man präventiv tun, wenn man weiß, man hat eine genetische Disposition?
Eine gesunde Lebensweise ist sicherlich so oder so sinnvoll. Egal ob man eine genetische Veranlagung für bestimmte Erkrankungen hat oder nicht: Eine ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensgestaltung sind in jeder Hinsicht sinnvoll. Auch wenn die Auswirkung davon ebenfalls nicht quantifiziert werden kann, so ist z. B. der Verzicht auf Nikotinkonsum, nur geringe Mengen von Alkohol, viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung genauso sinnvoll wie negativen Stress zu reduzieren. Dieses hat nicht nur Auswirkung auf die Autoimmunerkrankung sondern natürlich auch auf das sonstige Wohlbefinden, die kardiovaskulären Erkrankungen und die psychische Gesundheit.
Was spielt eine größere Rolle eine Autoimmunerkrankung zu bekommen – der Lebensstil oder die Gene?
Das ist tatsächlich nicht zu quantifizieren. Dadurch, dass fast keine der Erkrankung nur durch einen der Faktoren hervorgerufen wird, sondern es sich um multifaktorielle Erkrankungen handelt, kann man das Risiko nicht quantifizieren. Zudem ist auch nicht bekannt wie viele dieser Faktoren zu welchem Maße bestehen müssen, damit eine Erkrankung entsteht.

Kinderwunsch: Mein Mann und ich haben beide Rheuma – Ist es ein großes Risiko für unser Kind oder kann man es schon im Mutterleib testen?
Weder eine Testung vor der Geburt noch nach der Geburt wird heutzutage empfohlen, da es keine Möglichkeit gibt, das konkrete Risiko zu berechnen. Viele Eltern fragen, ob sie nicht bei den Kindern schon eine genetische Untersuchung machen sollten, die Antwort sollte immer sein: Nein. Ohne eine klinische Symptomatik oder einen konkreten Verdacht der vorliegenden Autoimmunerkrankung ist eine genetische Diagnostik definitiv nicht zu empfehlen. Selbst wenn man die Möglichkeit hätte, das konkrete Risiko zu berechnen, wäre es heutzutage keine Möglichkeit, eine präventive Therapie den Menschen zu empfehlen. Es bleibt dabei, sollten die Eltern Autoimmunerkrankungen haben, dann sollten die Kinder nur dann im Hinblick auf diese Autoimmunerkrankung dem Arzt vorgestellt werden, wenn eine klinische Symptomatik vermutet wird.