Fokuswochen: Rheuma

Vom 24.02. – 07.03.2025 bieten wir auf unseren Social Media-Kanälen (Instagram und Facebook) sowie auf dem Blog Inhalte, die ein umfassendes Verständnis für die Herausforderungen von rheumatischen Erkrankungen schaffen. Unser herzlicher Dank gilt den Firmen Abbvie, Alfasigma und Pfizer, deren Unterstützung die Durchführung der Rheumawochen ermöglicht.

Unsere Veranstaltungen während der Rheumawochen

1. Digitales Patient*innenwebinar

Ein besonderes Highlight ist unser digitales Patient*innen-Webinar am 24. Februar um 19 Uhr mit dem Thema „Rheuma verstehen und behandeln“.
Hier erwarten dich spannende Einblicke und Expertengespräche mit Dr. med. Anna Holz, Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologin, Dr. med. Peer M. Aries, Rheumatologe und Immunologe, sowie der Rheuma-Patientin Claudi (@claudiraudiii), die ihre persönlichen Erfahrungen teilt.

Was erwartet dich?

  • Wie erkenne ich Rheuma frühzeitig?
  • Welche Behandlungmöglichkeiten gibt es für Rheuma?
  • Was gibt es Neues in der Rheuma-Forschung?

Unsere Referent*innen

Dr. med. Peer M. Aries
Internist, Rheumatologe, Immunologe und Ernährungsmediziner
Dr. med. Anna Holz, , Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologin
Dr. med. Anna Holz
Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologin

Expertenrat und Erfahrungsaustausch: Stelle deine Fragen und tausche dich mit anderen Betroffenen aus.
Wir laden dich und deine Angehörigen herzlich ein, an dieser Veranstaltung teilzunehmen und deine Fragen direkt an unsere Experten zu richten. Nutze diese Gelegenheit, um mehr über deine Erkrankung zu erfahren und wertvolle Tipps für deinen Alltag zu erhalten!



2. Insta Lives für einen intensiven Austausch

Für einen ganz persönlichen Austausch kannst du dich auf unsere Insta Lives während der Rheumawochen freuen:

28.02. // 19 Uhr
Insta Live mit der Rheumafachassistentin Lina @rheuma.engel zum Thema „Therapietreue“

04.03. // 19 Uhr

Insta Live mit Sarah Schuh (@embracing_unknown) zum Thema „Arzt und Patient*innen Kommunikation“

05.03. // 19 Uhr
Insta Live „Heißer Stuhl“ mit Rheumatologe Dr. Peer Aries um 19:00 Uhr: Stellt eure Fragen direkt an den Experten!

07.03. // 19 Uhr
Insta Live zum Tag der gesunden Ernährung mit Nicole Kühling, Ernährungs- und Gesundheitsberatung (@rheuma.nutrition.health)

Rheuma Botschafterin und
Patientin Claudi @claudiraudiii

Claudis Geschichte ist geprägt von Schmerzen, Unsicherheit und Herausforderungen, die mit der Diagnose Rheumatoide Arthritis einhergingen. Was als sporadische Schulterschmerzen begann, entwickelte sich 2023 zu einer immer stärkeren Belastung mit Schmerzen in verschiedenen Gelenken, ohne typische Symptome wie Schwellungen oder Rötungen. Nach monatelangem Warten und falschen Einschätzungen wurde 2024 schließlich die Diagnose gestellt.

Die Nachricht war ein Schock für Claudi und ihre Liebsten. Ohne ausreichende Aufklärung von Ärzten musste sie sich das Wissen über die Krankheit selbst aneignen. Ihr Leben hat sich seitdem grundlegend verändert: Früher war sie voller Energie in der Natur unterwegs, heute bestimmen Therapien, Arztbesuche und Anpassungen ihren Alltag. Trotzdem teilt sie offen ihre Höhen und Tiefen auf Instagram, klärt über Rheuma auf und gibt ihrer Community Halt.

Mit viel Mut hat Claudi gelernt, ihre Lebensqualität trotz der Erkrankung zu erhalten – durch Bewegung, eine antientzündliche Ernährung und den Austausch mit anderen Betroffenen. Sie wünscht sich mehr Aufklärung, psychologische Unterstützung und Verständnis für chronische Erkrankungen.

Auch NIK e.V. Gründerin Tanja Renner leidet unter Psoriasis Arthritis – auch Schuppenflechtenarthritis. Sowohl Ihre Haut als auch Ihre Gelenke (Rheuma) sind betroffen. Der Weg zu dieser Diagnose war sehr lang. So musste erst von einem Rheumatologen und einem Dermatologen der Zusammenhang erkannt werden und entsprechend diagnostiziert und behandelt werden. Sie kann heute mit ihrer Erkrankung sehr gut umgehen und ihren Alltag mit Familie und Beruf bewältigen. Es ist Tanja mit ihrem Verein als digitaler Lotse für Patienten mit Autoimmunerkrankungen eine Herzensangelegenheit, anderen zu helfen, die Erkrankung schneller zu verstehen und den Weg zu den richtigen Spezialisten zu finden.

Mit freundlicher Unterstützung von:

Logo des Unternehmens AbbVie, der Name "abbvie" in dunkelblauer, moderner Schrift auf weißem Hintergrund.
Logo des Unternehmens ALFASIGMA, der Name "alfasigma" in dunkelgrauer, moderner Schrift, in Versalien geschrieben, dahinter das Bild Logo in beige, dunkelgrau und rot auf weißem Hintergrund.
Logo des Unternehmens Pfizer, der Name "pfizer" in dunkelblauer, moderner Schrift, davor das Bild Logo in dem gleichen dunkelblau wie die Schrift und in einem knalligeren blau auf weißem Hintergrund.

Interview mit Dr. med. Erik Disteldorf – Facharzt für Nephrologie und Innere Medizin

Wenn das Immunsystem körpereigene Zellen angreift, kann dies oft auch zu Nierenschäden führen. Diese Schäden entstehen entweder durch Autoantikörper, die gegen Nieren-spezifische Proteine gerichtet sind, oder durch lokale Reaktionen bei systemischen Autoimmunerkrankungen. Dr. Erik Disteldorf, Nephrologe aus Hamburg, stellt sich als Netzwerkpartner vor und beantwortet unsere Fragen in einem Interview:

Können Sie uns einen Überblick über Autoimmunerkrankungen geben, die sich auf die Nieren auswirken können?

An den Nieren können sich sehr viele und ganz unterschiedliche Autoimmunerkrankungen zeigen.

Es gibt die bekannten „systemischen“ Autoimmunerkrankungen (wie z.B. systemischer Lupus erythematodes (SLE) und granulomatöse oder mikroskopische Polyangiitis (GPA oder MPA)), die eine Nierenbeteiligung verursachen können.
Es gibt aber auch Autoimmunerkrankungen, die sich häufig „isoliert“ an der Niere zeigen, wie z.B. die IgA-Nephritis, wenn also andere Organe nicht oder sehr selten beteiligt sind.
Die genannten Erkrankungen verursachen eine Entzündung in einem bestimmten Bereich der Nieren, den so genannten Glomeruli (Nierenkörperchen). Das sind über die Nierenrinde verteilte, zahllose, gewundenen Gefäßknäule. Hier ist der „Nierenfilter“ lokalisiert, das heißt die Struktur, wo aus der Blutgefäßkapillare das Ultrafiltrat (der spätere Urin) in die Nierenkanälchen und Sammelrohre übertritt. Schädigungen in diesem Bereich führen zu Vernarbungen und Funktionsverlust.

Eine Sonderform stellen die sogenannten nephrotischen Syndrome dar. Diese sind charakterisiert durch einen starken Verlust von Eiweiß über den Urin (über 3g pro Tag). Bei diesen Erkrankungen ist eine ganz bestimmte Region im Bereich des Nierenfilters gestört (Podozyt) und machen diesen „durchlässig“. Auch hier ist die Ursache häufig eine Autoimmunerkrankung. Diese heißen membranöse Glomerlonephritis oder Minimal Change Disease und zeigen sich auch fast nur an den Nieren und können auch sekundär durch Tumore ausgelöst oder in Kombination mit anderen Autoimmunerkrankungen bzw. Infektionen auftreten.

Autoimmunerkrankungen können (etwas seltener) aber auch andere Strukturen der Nieren, z.B. das „Tubulointerstitium“, betreffen. Das ist der Bereich durch den die Nierenkanälchen verlaufen und den primären Harn bis in das Nierenbecken transportieren. Dort finden wichtige Resorptionsvorgänge (z.B. die Konzentrierung des Urins) statt. Klassische Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Kollagenosen (z.B. das Sjögren Syndrom), können diesen Bereich entzünden. Das sind die sogenannten tubulointerstitiellen Nephritiden.

Wie häufig sind Autoimmunerkrankungen, die die Nieren betreffen, in Ihrer klinischen Praxis?

Ein Teil unserer Patienten, die entweder zur Diagnostik oder Langzeitbehandlung aufgrund einer chronischen Nierenerkrankung kommen, haben Autoimmunerkrankungen. Vom Bauchgefühl würde ich sagen es könnten ca. 20% sein. Der weitaus größte Anteil an Auslösern für Nierenkrankheiten fällt auf die „Volkskrankheiten“ Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Diese sind also nicht „autoimmun“ verursacht. Bei einigen Patienten, die erst im Spätstadium der Nierenkrankheit zur Diagnostik kommen, weiß man häufig gar nicht was die Ursache war. Ein nicht ganz geringer Teil der Patienten hat auch Autoimmunerkrankungen, bei denen nicht die Krankheit, sondern die Begleitkomplikationen der Erkrankung oder Nebenwirkung der Therapie (v.a. bestimmte Schmerzmittel) die Nieren schädigen.

Welche spezifischen Autoimmunerkrankungen sehen Sie am häufigsten und welche Symptome treten typischerweise auf?

Tückisch bei Nierenkrankheiten ist, dass sie v.a. zu Beginn fast symptomlos verlaufen. Blut oder Eiweißbeimengungen im Urin können oft den entscheidenden Hinweis liefern. Dies ist leider oft mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen, man benötigt hierzu einen „Streifentest“ des Urins. Subjektiv bemerkbare „Alarmsymptome“, die an die Nieren denken lassen sind:
Bluthochdruck, Wassereinlagerungen (Ödeme der Knöchel oder Augenlider) und eine Makrohämaturie (also sichtbares Blut im Urin). Der Hausarzt kann dann durch Blut und Urinuntersuchung die Verdachtsdiagnose einer Nierenkrankheit stellen und überweisen.

Bei den rheumatischen Systemerkrankungen sollte immer auch auf Nierenbeteiligung „gescreent“ werden (also nach den typischen Veränderungen m Blut und Urin).

Wie wichtig ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Autoimmunerkrankungen, um Nierenschäden zu vermeiden?

Enorm wichtig!
Je früher man die Ursache der Nierenerkrankung erkennt, desto schneller kann man z.B. den Entzündungsprozess in der Niere kontrollieren.
Wenn bereits viele Niereneinheiten durch eine Entzündung vernarbt sind, kann sich die Funktion der Nieren auch trotz Remission der Autoimmunerkrankung verschlechtern. Dies nennt man Progression der chronischen Nierenkrankheit.

Welche speziellen Komorbiditäten treten häufig bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen der Niere auf?

Die typischen Komorbiditäten, sind die Komplikationen, die mit dem Verlust von Nierenfunktion einhergehen.
Relativ früh und häufig tritt Bluthochdruck auf. Da die Nieren aber im Körper sehr viele Vorgänge beeinflussen, können im späteren Stadium einige Probleme auftreten. Zu erwähnen sind Störungen des Knochenstoffwechsels (Regulation von Calcium, Phosphat und Vitamin D), Störungen der Blutbildung (EPO wird von den Nieren produziert), Störungen des Salz- und Wasserhaushaltes (Wassereinlagerungen) und viel später mangelnde Entgiftung.

Welche diagnostischen Verfahren und Labortests werden eingesetzt, um Autoimmunerkrankungen der Niere und damit verbundene Komorbiditäten zu identifizieren?

Die nephrologische Basisuntersuchung umfasst eine Untersuchung des Blutes mit Bestimmung der Nierenwerte (z. B. Kreatinin), aber auch von Blutwerten, die mit der Niere assoziiert sind (Blutsalze, bestimmte Hormone …) und Stoffwechselparameter. Eine gründliche Untersuchung des Urins (Streifentest, Eiweiß Bestimmung) inklusive einer mikroskopischen Untersuchung in der Praxis (Urinsediment) und einer Ultraschall-Untersuchung der Nieren (Sonografie). Bei Verdacht können im Labor Autoantikörper bestimmt werden.
Der Goldstandard der Diagnosesicherung bei Autoimmunerkrankungen ist die Nierenbiopsie. Bei dieser wird in einem kleinen Eingriff eine winzige Probe aus einer der Nieren (mit einer Stanze) entnommen und einem Pathologen übergeben. Dieser kann diese mikroskopisch beurteilen und die exakte Diagnose stellen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, um die Nierenfunktion bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen zu erhalten oder zu verbessern?

Die Behandlung richtet sich nach der Diagnose der Autoimmunerkrankung. Nicht jede Autoimmunerkrankung wird gleich behandelt. Die Behandlungsprotokolle der einzelnen Autoimmunerkrankungen bieten mittlerweile ein breites Spektrum an Medikamenten. Biologika, wie z. B. Rituximab, spielen eine immer größere Rolle. Aber auch die klassischen immunsuppressiven Substanzen wie Cortison (Prednisolon) und Cyclophosphamid kommen häufig zum Einsatz.

Inwiefern ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachgebieten wichtig, um eine umfassende Betreuung für Patienten mit Autoimmunerkrankungen und Nierenkomorbiditäten zu gewährleisten?

Gerade bei den Autoimmunerkrankungen, die sich systemisch manifestieren, bei denen neben der Niere auch andere Organe wie z. B. Lunge, Gelenke und Haut betroffen sind, erfordern eine engmaschige interdisziplinäre Kooperation und Absprache. Mit fortschreitender Nierenfunktionseinschränkung müssen auch bestimmte Medikamente an die Nierenleistung angepasst werden oder können unter Umständen gar nicht mehr gegeben werden. Auch bei bestimmten diagnostischen Schritten, bei denen z. B. Röntgenkontrastmittel benötigt wird, muss die aktuelle Nierenleistung beachtet werden.

Wie machen Sie Ihren Patienten Mut?

Die meisten Patienten sind zum Teil sehr beunruhigt, wenn sie erfahren, dass sie eine Nierenerkrankung haben. Nicht selten besteht die Vorstellung, dass man dann bald an die Dialyse muss und sich das Leben nun radikal ändern wird.
Erfreulicherweise kann man aber gerade Autoimmunerkrankungen heutzutage häufig so behandeln, dass die Erkrankung zum Stillstand kommen kann. Entdeckt man die Erkrankung früh und beginnt eine wirksame Therapie, muss es noch nicht mal zu einem höhergradigen Nierenfunktionsverlust kommen. Auch eine chronische Nierenerkrankung kann man heutzutage durch neue Therapiekonzepte und einen disziplinierten Lebenswandel so günstig beeinflussen, dass es gar nicht zum terminalen Nierenversagen und somit zur Dialyse kommen muss. Wenn dies den Patienten ordentlich erklärt wird und sie für die Therapie und den gesunden Lebensstil motiviert, hat man häufig schon viel erreicht.






Lupus erythematodes: Experteninterview mit Dr. Peer M. Aries

Laut Angaben der Berliner Charité leiden in Deutschland rund 20.000 Menschen an der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes oder auch „Schmetterlingsflechte“ genannt. Die Ausprägung der Krankheit reicht dabei von Gesichtsrötungen bis zu Gelenkschmerzen und hat eine Vielfalt an Symptomen. Dr. Peer M. Aries von der Rheumatologie im Struenseehaus in Hamburg erzählt uns, welche Therapieformen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt, was Betroffene selbst tun können und was man bei Kinderwunsch beachten sollte.

Was ist Lupus erythematodes (LE)?

Der Lupus erythematodes gehört zu den Formen des Weichteilrheuma, auch genannt Kollagenosen. Es ist eine Autoimmunerkrankung, die insbesondere die Haut und Schleimhäute betreffen kann. Bei der systemischen Verlaufsform kann es auch zu entzündlichen Veränderungen der Gelenke bzw. der inneren Organe (Herz, Lunge und Niere) kommen. Für die Patienten ist es wichtig zu wissen, dass nicht jeder Patient mit einem Lupus einen schweren Verlauf mit Beteiligung aller Organe haben wird. Die meisten Patienten haben eine mildere Verlaufsform.

Was ist die Ursache von LE und wie entsteht er?

Einen einzelnen Auslöser für den Lupus erythematodes gibt es – wie für viele andere Autoimmunerkrankung – tatsächlich nicht. Wir wissen heute, dass offensichtlich einige Gene zu dieser Erkrankung prädisponieren, das heißt die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Patient diese Erkrankung bekommt. Diese Gene sind jedoch nicht allein entscheidend. Es gibt viele Menschen mit solchen Genen, die keine Autoimmunerkrankung bekommen. Es müssen also noch andere Faktoren hinzu kommen, wie z.B. Umweltfaktoren oder auch Infektionen. Auch dabei spielt es eine wichtige Rolle das nicht der einzelne Umweltfaktoren oder die einzelne Infektion letztendlich für die Autoimmunerkrankung entscheidend ist, es scheint in der Hinsicht aber eine Rolle zu spielen, dass es das Immunsystem durcheinanderbringt und zu einer autoaggressiven handelsweise verleitet.

Welche Formen des LE gibt es?

Wir unterscheiden grob zwischen dem auf die Haut begrenzten Lupus erythematodes und der systemischen Verlaufsform, bei dem auch außerhalb der Haut entzündliche Veränderungen auftreten können.

Welche Therapieformen und Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei der Therapie hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel getan. Dabei ist es nicht nur wichtig, dass wir eine Vielzahl von Medikamenten inzwischen zur Verfügung stehen haben, sondern auch das Konzept, wann man welche Therapie einsetzt ist heutzutage von entscheidender Bedeutung. Wir richten uns dabei nach dem Verlauf der Erkrankung. Es gibt nicht eine Therapie, die allen Patienten grundsätzlich zu empfehlen ist.

Wir unterscheiden zwischen einer milden und schweren Verlaufsform und versuchen auch die individuellen Unterschiede der Patienten dabei zu berücksichtigen. Dazu gehört natürlich auch, wie es z.B. mit einem Schwangerschaftswunsch aussieht oder welche Vortherapien die Patientin bereits gehabt hat. Tatsächlich empfehlen wir sehr vielen Patienten die Einnahme von Quensyl, da gerade bei der systemischen Verlaufsform bekannt ist, dass wir mit dieser Therapie Schübe bzw. einen schweren Verlauf vermeiden können. In Anbetracht der Tatsache, dass das Risiko von Nebenwirkungen relativ gering ist, sind wir sehr großzügig mit der Empfehlung der Therapie insbesondere auch bei Patientinnen, die in näherer Zeit schwanger werden wollen.

Was können Betroffene selbst tun?

Die Frage ist natürlich besonders häufig, da viele Patienten nicht alleine abhängig sein wollen von den Medikamenten. Grob gesagt, und sicherlich nicht erstaunlich, ist eine gesunde Lebensweise für solche Autoimmunerkrankung zuträglich. Eine ausgewogene Ernährung oder auch Vermeidung von viel Stress ist von Vorteil. Zweites ist nicht immer in der Entscheidung der Patienten, und wir wollen unserer Patienten auch nicht in einen Glaskasten sperren. Letztendlich soll unsere Therapie den Patienten ermöglichen, ein ganz normales Leben zu führen. Dazu gehört eben auch mal Stress.

Auf der anderen Seite sollten die Patienten sich freizeitliche Aktivitäten suchen, die z.B. zum Stressabbau führen können. Der Schlagwort ist heutzutage Achtsamkeit, dieses kann z.B. beinhalten mehr Sport und Bewegung zu machen, oder auch sonstige Entspannungstechniken zu lernen. Bezüglich der Ernährung ist es mir wichtig, dass die wissenschaftliche Grundlage für solche Empfehlungen tatsächlich sehr begrenzt ist. Dennoch kann man all unseren Patienten empfehlen, dass die Berücksichtigung einer mediterrane Kost sicherlich von Vorteil ist. Dieses beinhaltet möglichst wenig Fleisch und Alkohol und viel Omega 3 Fettsäuren, z.B. in entsprechenden Ölen wie Walnussöl oder Leinsamenöl oder auch in Form von Fischen. Die Einnahme von Omega 3 Fettsäurenkapseln ist sicherlich auch möglich, wird aber von den meisten Rheumatologen gegenüber der grundsätzlichen Ernährungsumstellung nicht bevorzugt.

Müssen Lupus Patienten bei bestehenden Kinderwunsch etwas beachten und kann die Therapie während der Schwangerschaft weiter geführt werden?

Es ist zu empfehlen, dass das Thema mit dem Rheumatologen im Vorwege besprochen wird. Dieses ist sicherlich nicht besonders Romantisch, kann aber für eine erfolgreiche Schwangerschaft von besonderer Bedeutung sein. In diesem Gespräch geht es darum, wann ein guter Zeitpunkt für eine Schwangerschaft ist. Wir wissen z.B. das Patienten mindestens 3-6 Monate vor der Empfängnisschutz einen kontrollierten Krankheitszustand (sogenannte Remission) haben sollten, weil damit das Risiko für eine zunehmende Krankheitsaktivität während der Schwangerschaft vermieden werden kann.

Außerdem muss geschaut werden, welche Medikamente die Patienten zu dem Zeitpunkt des Kinderwunsches einnehmen. Einige Medikamente verbieten sich bei einem Schwangerschaftswunsch, andere Medikamente werden explizit empfohlen. Zudem sollten noch individuelle Risikofaktoren für eine Schwangerschaft untersucht werden, dabei sind z.B. Antikörper zu berücksichtigen, die z.B. für das Kind und die Entwicklung einer Hautveränderung von Bedeutung sein könnten, oder auch Antikörper, die etwas mit der Blutgerinnung zu tun haben.

Dr. Peer M. Aries ist Facharzt für Innere Medizin / Rheumatologie und betreibt in Hamburg eine Gemeinschaftspraxis für Rheumatologie und klinische Immunologie. Wesentlicher Bestandteil ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Lungen, Nieren und Bluterkrankungen sowie der Radiologie. Schwerpunkte sind Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie sowie Rheuma und Schwangerschaft.

Rheuma und Reisezeit – Experteninterview mit Dr. Peer M. Aries

Die Temperaturen werden wärmer und für viele beginnt nun die Reisezeit. Für Rheumapatienten gibt es dabei allerdings einige Vorbereitungen zu treffen. Welche das sind erzählt uns Dr. Peer M. Aries.

Jetzt fängt die Reisezeit an: gibt es etwas, worauf man achten muss?

Es ist ein gutes Zeichen, wenn unsere Patienten reiselustig sind. Deshalb unterstützen unsere Patienten sehr gerne dabei. Einiges sollte aber tatsächlich vorher gut geplant sein. Fernreisen oder Abenteuer reisen sollten sicherlich vorher mit dem Arzt abgesprochen werden, da hierbei möglicherweise besondere Impfungen notwendig sind. Zudem ist zu planen, wie die Medikation während der Reise fortgesetzt werden soll. Viele der Medikamente können auf die Reise mitgenommen werden, einige wenige Medikamente müssen gegebenenfalls umgestellt werden. Es gibt z.B. die Möglichkeit bei einigen biologischen Therapien, die Therapie von Spritze auf Infusion umzustellen, damit der Patient in den kommenden 4 Wochen seine biologische Therapie nicht in Spritzenform mit auf der Reise mitnehmen muss. Dieses betrifft aber leider nicht alle biologische Therapieformen. Nicht zuletzt ist natürlich zu planen, was passiert wenn während der Reise ein Schub des Rheumas auftritt. Auch dieses sollte im Rahmen des nächsten Gespräches beim Rheumatologen diskutiert werden. 

Gibt es Reiseziele die problematisch sind? Wenn ja, warum? Sind spezielle Impfungen nötig und welche Impfungen darf man nicht bekommen?

Ich hatte das Thema eben oben bereits angesprochen. Ja, in der Tat gibt es einige Einschränkungen. Z.B. Reiseländer, bei denen eine Gelbfieberimpfung notwendig ist könnten schwierig sein. Unter der laufenden immunsuppressiven Therapie sind Lebend-Impfungen leider nicht erlaubt, sodass z.B. die Gelbfieberimpfung nicht möglich ist. Es ist häufig die Frage, ob die immunsuppressive Therapie für diese Gelbfieberimpfung unterbrochen werden sollte, da es aber eine Vorlaufzeit von 6 Monaten benötigt, die die immunsuppressive Therapie zuvor beendet worden ist, ist es für unsere Patienten meistens nicht realistisch eine Gelbfieberimpfung zu bekommen. Insofern sollten Reiseziele gesucht werden, bei denen das Risiko für Gelbfiebererkrankung nicht erhöht ist. Patienten die bereits einmalig in ihrem Leben Gelbfieber geimpft worden sind, benötigen keine Auffrischimpfung und können solche Reiseländer jedoch besuchen.

Was muss ich beim Transport meiner Medikamente beachten?

Zum einen ist zu raten, dass alle Medikamente z.B. mit in das Flugzeug genommen und nicht im Gepäck aufgegeben werden sollten. Das Risiko das Gepäckstücke verloren gehen ist leider zu hoch, sodass auch die Medikamente dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Des Weiteren gibt es bei dem biologischen Therapien das große Thema der kontinuierlichen Kühlkette. Die Medikamente sollten z.B. in einem Kühlaggregat transportiert und am Urlaubsort sowie Zuhause im Kühlschrank deponiert werden. Dieses kann unter Umständen sehr schwierig sein, wobei meine Patienten diesbezüglich sehr einfallsreich bereits gewesen sind. Hierbei lohnt es sich sicherlich auch die Spezialapotheke anzusprechen, da einige der biologischen Medikamente durchaus auch ohne eine Kühlung für eine bestimmte Anzahl von Tagen transportiert werden können. Es ist jedoch darauf zu achten, dass diese Medikamente dann am Urlaubsort nicht wieder in dem Kühlschrank deponiert werden dürfen sondern bei Raumtemperatur liegen bleiben müssen. Welche Medikamente das betrifft und wie die Lagerung dann erfolgen sollte, können die rheumatologischen Praxen oder die Spezialpotheken Ihnen sagen.

Wenn ich als Rheumapatient eine Flugreise plane, muss ich etwas zusätzlich beachten (Stützstrümpfe etc.)?

Spezielle Empfehlung für alle Rheumapatienten die sich auf eine Flugreise begeben gibt es nicht. Es kommt auf die tatsächliche Erkrankung an, ob das Risiko z.B. für eine Thrombose während einer Flugreise erhöht ist. Diese sollte mit dem Rheumatologen vor abgesprochen werden. In der Tat kann es gegebenenfalls sinnvoll sein Stützstrümpfe oder sogar auch eine Blutverdünnung an dem Reisetag einzunehmen. Eine allgemeine Empfehlung hierfür kann jedoch nicht ausgesprochen werden, da die individuellen Besonderheiten bei den Patienten jeweils berücksichtigt werden müssen.

Gemeinsam stark: Wie du aktiv deine Rheuma-Behandlung unterstützen kannst

Die Diagnose einer Autoimmunerkrankung, wie etwa Rheuma, stellt Betroffene oft vor viele Fragen und Unsicherheiten. Gerade zu Beginn ist der Weg nicht immer leicht, doch umso wichtiger ist es, gut informiert zu sein und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem behandelnden Rheumatologen/der behandelnden Rheumatologin aufzubauen. Claudia, die selbst vor kurzem die Diagnose Rheuma erhalten hat und ihre Erfahrungen auf unserem Instagram-Account teilt, kennt diese Herausforderungen nur zu gut. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie entscheidend es ist, den richtigen Umgang mit der Erkrankung zu finden und zum Experten für die eigene Gesundheit zu werden.

Um es anderen (Neu-)Betroffenen zu erleichtern, hat Claudia unserem Rheumatologen Dr. Aries ein paar zentrale Fragen gestellt. In diesem Interview sprechen sie über die ersten Schritte nach der Diagnose, die Bedeutung einer aktiven und informierten Rolle in der Therapie und wie wichtig der vertrauensvolle Austausch zwischen Arzt*in und Patient*in ist.

Wie kann ich selbst aktiv dazu beitragen, dass meine Behandlung erfolgreich verläuft?

Sie können viel tun, um Ihre Behandlung zu unterstützen! Halten Sie sich an Ihren Therapieplan und nehmen Sie Ihre Medikamente wie verordnet ein. Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf helfen Ihrem Körper, die Therapie besser zu verarbeiten. Seien Sie offen und engagiert – je aktiver Sie an Ihrer Gesundheit arbeiten, desto erfolgreicher kann die Behandlung sein.

Welche Informationen oder Beobachtungen sollte ich Ihnen regelmäßig mitteilen, um die Therapie bestmöglich zu unterstützen?

Ihr Feedback ist für die Therapie sehr wichtig! Informieren Sie uns über Veränderungen Ihrer Symptome, neue oder ungewöhnliche Schmerzen, Nebenwirkungen von Medikamenten und alle anderen gesundheitlichen Veränderungen. Auch wenn es Ihnen gut geht, sind diese Informationen wertvoll. Das hilft uns, Ihre Therapie laufend anzupassen und zu optimieren.

Welche Fragen sollte ich mir selbst stellen, um meine Diagnose besser zu verstehen und meine Behandlungsmöglichkeiten zu erkennen?

Überlegen Sie: „Was genau ist meine Diagnose und was bedeutet sie für mich?“ Fragen Sie sich auch: „Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, und was sind die Vor- und Nachteile?“ und „Was kann ich selbst dazu beitragen, dass es mir besser geht?“ Diese Überlegungen helfen Ihnen, Ihre Erkrankung besser zu verstehen und aktiv in die Behandlung einzubringen.

Wie kann ich Ihnen helfen, die richtige Behandlung für mich zu finden?

Die beste Behandlung zu finden, ist ein gemeinsamer Prozess. Teilen Sie uns mit, wie Sie sich fühlen, welche Nebenwirkungen Sie erleben und was Ihnen im Alltag wichtig ist. Sprechen Sie auch über Ihre persönlichen Ziele und Erwartungen an die Therapie. So können wir gemeinsam eine individuell passende Behandlung finden.

Was kann ich tun, wenn ich unsicher bin oder Fragen zur vorgeschlagenen Behandlung habe?

Ihre Unsicherheiten und Fragen sind völlig normal und wichtig! Scheuen Sie sich nicht, alles offen anzusprechen. Fragen Sie nach weiteren Erklärungen, wenn etwas unklar ist, und informieren Sie sich, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Es ist wichtig, dass Sie sich mit Ihrem Behandlungsplan wohlfühlen.

Was kann ich zusätzlich zur Medikation machen, um meine rheumatische Erkrankung einzudämmen?

Neben der Medikation gibt es viele Möglichkeiten, Ihre Gesundheit zu unterstützen. Regelmäßige Bewegung, sei es durch leichte Gymnastik, Schwimmen oder Spazierengehen, hilft, die Gelenke beweglich zu halten. Achten Sie auch auf eine entzündungshemmende Ernährung, Stressbewältigung und ausreichend Schlaf. Jede kleine Veränderung kann eine große Wirkung haben!

Wie sinnvoll ist es, mit einer rheumatischen Erkrankung auf Reha/Kur zu gehen? Macht das auch Sinn, wenn man medikamentös gut eingestellt ist und aktuell kaum Beschwerden hat?

Eine Reha oder Kur kann auch dann sinnvoll sein, wenn Sie gut eingestellt sind und wenige Beschwerden haben. Sie bietet die Möglichkeit, sich intensiv mit Ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen, Bewegung und Selbstmanagement zu erlernen und sich in einer unterstützenden Umgebung zu erholen. Es kann helfen, langfristig fit zu bleiben und Rückfälle zu vermeiden.

Wie kann ich sicherstellen, dass wir beide eine klare und offene Kommunikation haben?

Offene Kommunikation ist das A und O einer erfolgreichen Behandlung. Teilen Sie Ihre Gedanken, Sorgen und Erlebnisse offen mit und fragen Sie nach, wenn etwas unklar ist. Zögern Sie nicht, Themen erneut anzusprechen, und lassen Sie uns wissen, was Ihnen wichtig ist. So können wir gemeinsam daran arbeiten, die bestmögliche Betreuung für Sie zu gewährleisten.

Therapiemöglichkeiten bei Rheuma: Welche Medikamente gibt es?

Bei der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen gibt es heute eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten, die darauf abzielen, die Entzündung zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Die Wahl der Therapie hängt dabei von der Art und Schwere der Erkrankung, den individuellen Bedürfnissen des Patienten und den möglichen Nebenwirkungen ab. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige der wichtigsten Medikamente und Therapien vor, die aktuell zur Verfügung stehen.

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)

NSAR wie Ibuprofen oder Naproxen werden häufig zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt. Sie wirken, indem sie die Produktion von Prostaglandinen hemmen, die Entzündungen und Schmerzen im Körper fördern. NSAR sind in der Regel gut verträglich, können aber bei langfristiger Anwendung Magenprobleme verursachen.

Kortikosteroide (Kortison)

Kortikosteroide wie Prednison sind starke entzündungshemmende Medikamente, die bei akuten Schüben von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden. Sie wirken schnell, indem sie das Immunsystem unterdrücken und so die Entzündung reduzieren. Aufgrund ihrer potenziellen Nebenwirkungen, wie Gewichtszunahme, Osteoporose und erhöhtem Infektionsrisiko, werden Kortikosteroide oft nur kurzfristig eingesetzt.

Basistherapeutika (DMARDs)

DMARDs (Disease-Modifying Antirheumatic Drugs) sind Medikamente, die das Fortschreiten rheumatischer Erkrankungen verlangsamen. Sie wirken, indem sie das Immunsystem modulieren und die Entzündungsprozesse im Körper reduzieren. Zu den klassischen DMARDs gehören:

  • Methotrexat (MTX): Eines der am häufigsten verwendeten DMARDs, das die Zellteilung hemmt und dadurch das Immunsystem dämpft.
  • Sulfasalazin: Wirkt entzündungshemmend und wird häufig bei rheumatoider Arthritis und Morbus Crohn eingesetzt.
  • Leflunomid: Reduziert die Aktivität bestimmter Immunzellen und wird zur Behandlung von rheumatoider Arthritis eingesetzt.

Biologika

Biologika sind eine fortschrittliche Form der Therapie, die gezielt auf bestimmte Komponenten des Immunsystems einwirkt. Diese biotechnologisch hergestellten Medikamente sind oft als Injektionen oder Infusionen erhältlich und werden bei Patienten eingesetzt, bei denen DMARDs nicht ausreichend wirken. Hier sind die wichtigsten Therapiekonzepte bei Biologika:

TNF-Alpha-Inhibitoren

Diese Biologika blockieren den Tumor-Nekrose-Faktor Alpha (TNF-α), ein Zytokin, das eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Entzündungen spielt.

Beispiele: Adalimumab, Infliximab, Etanercept, Certolizumab Pegol, Golimumab

IL-1-Inhibitoren

Diese Medikamente blockieren das Interleukin-1 (IL-1), ein weiteres proinflammatorisches Zytokin, das an entzündlichen Prozessen beteiligt ist.

Beispiel: Anakinra

IL-6-Inhibitoren

IL-6-Inhibitoren blockieren das Interleukin-6 (IL-6), ein Zytokin, das an der Entzündungsreaktion und an der Stimulierung der Akut-Phase-Reaktion beteiligt ist.

Beispiele: Tocilizumab, Sarilumab

B-Zell-Therapien

Diese Biologika richten sich gegen B-Zellen, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die an der Produktion von Antikörpern und an der Auslösung von Entzündungen beteiligt sind.

Beispiel: Rituximab (anti-CD20-Antikörper)

T-Zell-Kostimulationshemmer

Diese Medikamente verhindern die Aktivierung von T-Zellen, die eine Schlüsselrolle in der Immunantwort spielen.

Beispiel: Abatacept (CTLA-4-Ig)

IL-12/IL-23-Inhibitoren

Diese Biologika blockieren die Zytokine IL-12 und IL-23, die an der Differenzierung und Aktivierung von T-Zellen beteiligt sind, insbesondere bei der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis.

Beispiel: Ustekinumab

IL-17-Inhibitoren

Diese Therapie blockiert das Interleukin-17 (IL-17), ein Zytokin, das eine Rolle bei der Pathogenese von entzündlichen Erkrankungen wie Psoriasis und ankylosierender Spondylitis spielt.

Beispiele: Secukinumab, Ixekizumab, Brodalumab

IL-23-Inhibitoren

Diese Biologika wirken spezifisch auf das Interleukin-23 (IL-23), das an der Entzündungsreaktion bei Krankheiten wie Psoriasis beteiligt ist.

Beispiele: Guselkumab, Tildrakizumab, Risankizumab

Anti-BAFF/BLyS-Therapie

Diese Medikamente zielen auf den B-Zell-aktivierenden Faktor (BAFF/BLyS), der für das Überleben und die Aktivierung von B-Zellen wichtig ist.

Beispiel: Belimumab

RANKL-Inhibitor

Dieser Inhibitor blockiert den RANK-Liganden (RANKL), der eine Rolle bei der Osteoklasten-Aktivierung und damit beim Knochenabbau spielt.

Beispiel: Denosumab

JAK-Inhibitoren

Eine neuere Klasse von Medikamenten sind die JAK-Inhibitoren (Januskinase-Inhibitoren). Diese Tabletten blockieren spezifische Enzyme, die an der Signalübertragung von Entzündungsprozessen beteiligt sind. Beispiele sind Tofacitinib, Upadacitinib, Filgotinib und Baricitinib. JAK-Inhibitoren bieten eine orale Alternative zu Biologika und sind besonders bei Patienten wirksam, die auf andere Behandlungen nicht ausreichend ansprechen.

Phosphodiesterase-4-Hemmer (PDE4-Hemmer)

Apremilast ist ein Beispiel für einen PDE4-Hemmer, der die entzündlichen Prozesse im Körper beeinflusst, indem er bestimmte Enzyme blockiert. Es wird bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis eingesetzt und bietet eine weitere orale Behandlungsoption.

Zusammenfassung

Die Therapie von rheumatischen Erkrankungen ist vielfältig und individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Während traditionelle Medikamente wie NSAR und Kortikosteroide häufig zur schnellen Linderung von Symptomen eingesetzt werden, bieten, DMARDs, Biologika und JAK-Inhibitoren langfristige Lösungen zur Kontrolle der Erkrankung und zur Verhinderung von Gelenkschäden. Die Wahl der richtigen Therapie erfolgt in enger Absprache mit dem behandelnden Rheumatologen, um die bestmögliche Lebensqualität für den Patienten zu gewährleisten.