Name: Lana Büttner
Diagnose: Morbus Bechterew (2015)
Alter: 32 Jahre
Instagram: @lanabuettner/
Interview:
Wie verlief dein Weg von den ersten Symptomen bis zur Morbus Bechterew-Diagnose?
Es hat 3 Jahre gedauert bis ich die Diagnose bekommen habe. Im Jahr 2012 hat alles angefangen. Ich war damals in Amerika und habe dort studiert und Leistungssport im Tennis gespielt. Die ersten Symptome waren Schmerzen im Iliosakralgelenk, Müdigkeit, Steifheit und Verdauungsprobleme. Wir dachten alle, dass diese Symptome mit dem intensiven Training zu tun haben. Ich habe viele verschiedene Behandlungen und Anwendungen ausprobiert (bis hin zur Nervenablation im Sakrum), die alle nur auf die Symptome fokussiert waren.
Das war eine schwierige Zeit, weil ich mich nicht gut gefühlt habe, starke Schmerzen hatte und nicht wusste, wie es weitergehen würde. Nach zwei Nervenablationen konnte ich wieder einigermassen trainieren und somit bis zum Abschluss noch weiter spielen. Nach der Universität wurde mir dann ein Rheumatologe in New York empfohlen, der die Diagnose gestellt hat.
Wie war dein Diagnosemoment im Rückblick?
Im Rückblick war die Diagnose natürlich ein Schock. Ich ritt auf einer emotionalen Achterbahn. Zwischen Angst und Hoffnung, fühlte ich mich überwältig, traurig und besorgt. Was würde das für den Rest meines Lebens bedeuten? Meine Familie und ich hatten keine Ahnung, was alles auf mich zukommen würde.
Sind weiteren Erkrankungen seit der ersten Diagnose dazugekommen, die dem Bechterew zuzuschreiben sind?
Zum Glück nicht! Ich wurde seit der Diagnose zwei Mal am Handgelenk operiert und in 2022 an der Hüfte. Ob das mit Bechterew zu tun hat? Schwer zu sagen, aber es gibt unterschwellige Entzündungsprozesse, die meiner Meinung nach alle miteinander verbunden sind.
Auf deinem Instagram Account @lanabuettner bist du eine krasse Powerfrau, die körperlich nicht nur fit, sondern super sportlich ist. Du spielst Padel-Tennis auf europäischem Wettkampfniveau. WOW! Wie schaffst du das bzw. wie schafft dein Körper das?
Vielen lieben Dank für die netten Worte! 🙂 Ich erlebe gerade meine zweite sportliche Karriere! Wer hätte das gedacht, dass ich für die Nationalmannschaft spielen werde?! Das würde ich jetzt gerne der 23-jährigen Lana sagen! Ich habe über die Jahre seit der Diagnose sehr viel über meinen Körper gelernt. Ich habe meine persönlichen Bedürfnisse verstanden und habe somit das Gleichgewicht für Körper und Geist gefunden. Ich bringe mehr Weisheit und all das Gelernte in mein Training und meine Erholung ein. Ich höre auf meinen Körper, damit er mit dem intensiven Sport zurechtkommt und happy ist.
Macht es dir Angst, wenn du in die Zukunft blickst, was mit den chronischen Erkrankungen noch auf dich zukommen könnte – auch wenn es dir aktuell gut geht?
Im Moment habe ich keine Angst. Mir geht es schon seit einigen Jahren sehr gut und ich erlebe nur wenige Schübe. Ich habe alle internen und externen Ressourcen, die ich brauche, falls es wieder schlimmer werden sollte. Meine Strategie: Dauerhafte gesunde Lebensgewohnheiten in meinen Alltag integrieren, die präventiv wirken um mit wenigen Schmerzen zu leben und den Verlauf der Krankheit zu stoppen/bremsen. Ich gehe auch weiterhin alle zwei Jahre zu meinem Rheumatologen hier in München und ich habe auch ein Netzwerk an Funktionellen Ärzten, die mich bei Bedarf unterstützen können. Ich gehe auch regelmäßig zum Osteopathen, was sehr hilft, um muskuläre Blockaden und Steifheit zu lösen.
Du bist Lebensstil- und Verhaltens-Coachin. Was macht so eine Coachin und welche Personen sind deine Zielgruppe?
Ich unterstütze Menschen mit chronischen Erkrankungen (wie Autoimmunerkrankungen) zu einem gesünderen Selbst zu finden. Mein Gesundheits-Coaching befasst sich mit nachhaltigen Lebensstiländerungen. Das Coaching wird auf die Einzigartigkeit jeder Person und die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, zugeschnitten. Viele Bereiche werden besprochen, wie Ernährung und Darmgesundheit, Bewegung und Sport, Schlaf, die mentale Gesundheit, Stressmanagement usw.
Ich orientiere mich an den Grundsätzen der Funktionellen Medizin, die nach den Ursachen einer Krankheit oder eines Symptoms sucht. Unsere Umwelt und unser Lebensstil spielen eine wichtige Rolle für unser geistiges und körperliches Wohlbefinden. Wir können diese Faktoren beeinflussen, indem wir chronische und systemische Ungleichgewichte angehen, die Entzündungen und Stress verursachen.
Hättest du diesen Beruf auch ohne die Diagnose Morbus Bechterew ergriffen? Bist du durch deine Diagnose besonders qualifiziert, um andere in ihren hilfebedürftigen Lebenslagen zu unterstützen?
Ich arbeite seit 2020 als Gesundheitscoach. Vorher war ich 6 Jahre als Marketing Manager bei einem Sport-Unternehmen tätig. Ich war schon immer ein guter Zuhörer und interessiere mich für die persönliche Gesundheit und den Lebensweg der Menschen. Die Diagnose hat eine große Rolle gespielt, sodass ich mich getraut habe, diesen Karrierewechsel zu machen. Das ist vielleicht das Schönste, was diese Diagnose bewirkt hat. Ein Aufruf zur Veränderung. Was wollte ich im Leben priorisieren? Die Gesundheit. Wie kann ich einen positiven Einfluss auf Menschen haben? Ein Gesundheitscoach werden. Ich fühle mich jetzt genau dort, wo ich sein sollte 🙂
Ich habe verschiedene Coaching-Zertifizierungen in unterschiedlichen Bereichen absolviert, aber definitiv geben mir meine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse einen weiteren Mehrwert. Ich bin authentisch und realistisch. Jede Coaching-Sitzung ist eine Gelegenheit, sich gehört zu fühlen von jemandem, der versteht, wie es ist, mit chronischen Symptomen zu leben.
Auf was sollte ein*e Morbus Bechterew-Betroffene*r besonders achten, sobald die Diagnose da ist?
Ich habe den ganzheitlichen Ansatz von meinem Arzt damals vermisst. Mir wurden direkt starke antientzündliche Medikamente verschrieben, ohne weitere Aspekte in Betracht zu ziehen. Körper, Geist und Seele sollten als Ganzes gesehen werden. Alle sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.
Es ist wichtig, sich mit dem Therapieplan wohlzufühlen. Wir sollten uns alle befähigt fühlen, uns auf das zu konzentrieren, was wir kontrollieren können. Genau deshalb liebe ich meine Arbeit als Coach. Ich möchte Menschen begleiten und ihnen Klarheit bieten, wie sie weiter machen können, um die Symptome zu verbessern, Schritt für Schritt.
Was für Erfahrungen hast du mit Therapien, Ärzten, Medikamenten und alternativen Heilmethoden gemacht? Wurdest du von deinen Ärzten mental gut aufgefangen oder hättest du dir mehr gewünscht?
Als ich die Diagnose bekommen habe, habe ich mich mental nicht aufgefangen gefüllt. Ich wünschte, ich hätte damals direkt mit einem Therapeut oder Coach gearbeitet. Die Diagnose kommt mit einer grossen emotionalen Belastung, die zum Ausdruck gebracht werden muss, um weitere Blockaden im Körper zu vermeiden.
Nach mehreren Behandlungsversuchen mit der Schulmedizin fühlte ich mich hoffnungslos und konnte schließlich eine langfristige medikamentöse Behandlung nicht als einzige Option akzeptieren.
Ich war zwei Mal im Krankenhaus für Naturheilweisen in München. Sie bieten eine Vielfalt an alternative Therapien. Das hat mir sehr geholfen.
Was sind deine Trigger, dir es dir körperlich und/oder geistig schwer machen?
Stress 😉: emotionaler Stress (im Job: überwältigt zu sein mit der To Do Liste, Müdigkeit usw.) und physischer Stress (zu viel Sport/zu wenig Bewegung, Verdauungsprobleme nach einer Mahlzeit) sind die häufigsten Trigger.
Allgemein zu viel zu schnell tun, ist ein grosser Trigger. Zu lernen, mehr Leichtigkeit und einen “gentle flow” zuzulassen, war für mich ein großer Schritt auf meinem Heilungsweg.
Meine tägliche Routine ist mir wichtig, um alle meine kleinen, gesunden Gewohnheiten zu integrieren. Sobald ich für eine längere Zeit raus aus der Routine bin, wenn ich z.B. anders esse als sonst, mich weniger bewege, keinen Sport machen, weil ich unterwegs bin, usw., kann es leichte Symptome aufwecken.
Welche Tipps kannst du der Community mitgeben, was deine körperlichen Beschwerden deutlich verbessern?
Bewegung mehrmals über den Tag verteilt: Krafttraining, Yoga/Stretching, regelmässige Sauna-Sessions, eine antientzündliche Ernährung und eine gute Schlafqualität.
Welche Tipps kannst du der Community mitgeben, die deine Seele entspannen?
“More being, less doing” ist mein Lieblingssatz. Weniger machen, mehr Pausen nehmen (diese können je nach Person anders aussehen). Zeit für sich finden. Selbstfürsorge ist Selbstliebe.
Was hat Epigenetik mit Autoimmunerkrankungen zu tun?
Während genetische Veranlagungen nur zu 1/3 der Ursache von Krankheiten verantwortlich sind, sind 2/3 auf Umweltauslöser (und die Durchlässigkeit des Darms) zurückzuführen.
Dies ist das Gebiet der Epigenetik. Wir sind mehr als unsere Gene. Durch die Art und Weise wie wir leben, und die Faktoren unserer Umgebung, können wir den Ausdruck unserer Gene und ihre Funktion beeinflussen. Damit können wir die Gesundheit und Vitalität unseres Körpers unterstützen. Wir können lernen, chronische Symptome besser zu bewältigen, sie von Anfang an zu verhindern, um somit auch weitere Generationen zu entlasten.
Den genetischen Bauplan zu verstehen, ist wichtig, um dann, noch personalisierter, seinen Lebensstil zu steuern. Deshalb arbeite ich auch mit DNA Tests, es gibt uns wichtige Infos über die Bedürfnisse des Körpers.
Du ernährst dich glutenfrei. Seit wann und warum dachtest du, das sei eine gute Idee und was ist dein Fazit dieser Ernährung bis jetzt?
Seit 12 Jahren lebe ich schon glutenfrei! Ich habe damals in Amerika damit angefangen, als ich Verdauungsprobleme hatte und über den Zusammenhang von Gluten und die Darmgesundheit erfahren habe. Es hat direkt einige meiner Symptome behoben. Gluten kann Entzündungsreaktionen auslösen. Durch eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmbarriere kann es zu vielen Beschwerden und Symptomen führen, die Erkrankungen begünstigen und Unverträglichkeiten auslösen. In diesem Artikel habe ich mehr über Gluten geschrieben. Mit dem Code “Lana10” bekommt ihr 10% Rabatt auf alle glutenfreien Produkte! Enjoy!
Heute folge ich weiterhin einer antientzündlichen Ernährung. Nicht nur Gluten kann ein Trigger sein, sondern auch andere Lebensmittel. Man muss es für sich selbst testen. Ich vermeide verarbeitete Produkte mit viel Zucker und ungesunde Fette. Mein Fokus liegt auf viel Gemüse, guten Fetten, hochwertigen Eiweissquellen und von Natur aus glutenfreiem Getreide.
Was würdest du sagen, ist das Tückische an einer Autoimmunerkrankung?
Es dauert bei den meisten Menschen sehr lange bis die Diagnose gestellt ist. Diese Zeit ist nicht einfach, wenn man sich nicht verstanden fühlt und von einem Arzt zu den nächsten wandert. Dann kommt der Schock und die Panik, mit einer nicht heilbaren Krankheit leben zu müssen. Meistens ist man dann als erstes der klassischen Schulmedizin ausgeliefert und hat kein Bewusstsein dafür, dass es auch andere Wege gibt.
Eine Autoimmunerkrankung ist oft nicht sichtbar, was es generell schwierig macht, das Verständnis von Ärzten und der Community (Freunde/Familie) zu bekommen.
Wie geht es dir aktuell?
Mir geht es gut – danke! Ich fühle mich fit und gesund.
Nimmst du gerade Medikamente?
Ich nehme keine Medikamente. Ich nehme nur Nahrungsergänzungsmittel, um mich bei meiner sportlichen Leistungsfähigkeit und Darmgesundheit weiterhin zu unterstützen.
Hast du einen Wunsch in Bezug auf deine Erkrankung?
Dass ich symptomfrei bleibe und meine Lebensstilstrategie weiterhin funktioniert, ohne Medikamente.
Dein Schlusswort:
Glaube an dich selbst. Glaube an den Weg der Heilung. Vertraue dem Prozess mit Geduld und Selbstliebe.