„NIK

Neurodermitis: Die Geschichte von Martina

Neurodermitis: Die Geschichte von Martina

Einleitung:
Name: Martina Lehmann
Alter: 37
Diagnose (welches Jahr gestellt bekommen): Neurodermitis (mit ca. sechs Monaten) Pollenallergie, allergisches Asthma

Interview:

Wann und wie hast du bemerkt, dass du unter Neurodermitis leidest?

Als Baby fing es bereits mit dem Milchschorf an, schnell wurde aber klar, dass es sich um Neurodermitis handelt, da es sich sehr auf den Körper ausbreitete und ich mich blutig kratze. Der Hautarzt verschrieb mir als Baby schon eine Kortisonlotion.

Wie hat sich dein Leben und das deiner Familie seit der Diagnose verändert?

Meine Mama ging mit mir für vier Wochen in eine Hautklinik. Damals war ich vier Jahre alt und meine zwei Jahre ältere Schwester war als Begleitkind auch dabei. Damals war meine Mama im sechsten Monat schwanger mit meiner jüngsten Schwester. Beide Schwestern haben keine Neurodermitis. Auch meine Eltern nicht. Somit war ich immer etwas das „Sorgenkind“. Das war auch für meine beiden Schwestern nicht leicht, die sich manchmal benachteiligt fühlten oder dadurch weniger Aufmerksamkeit bekamen.
In den Jahren meiner Jugend besuchte ich Homöopathen, Heilpraktikern, Ärzten, TCM-Medizinern… Es wurde vieles Ausprobiert, so wie Eigenbluttherapie, Akupunktur, selbst Handauflegen!
Mit 17 Jahren wurde die Neurodermitis so schlimm wie nie zu vor. Ich ging nochmals in die Klinik, da sich die Neurodermitis auf dem Körper ausgebreitet hatte. Ich war psychisch fertig und musste sogar meine Ausbildung zur Erzieherin für ein Jahr unterbrechen.
Während des Klinikaufenthalts wurde es nur bedingt besser. Zumindest wurde hier nie mit Kortison behandelt und ich schaffte es auch ohne. Letztendlich heilte meine Haut – evtl. auch mit Hilfe der Bioresonanztherapie. Allerdings dauerte dieser schlimme Schub etwa zwei Jahre.
Es folgten viele Jahre der Ruhe, die Neurodermitis zeigt sich immer mal etwas an den Händen, mal am Hals, aber nie so stark, dass ich etwas dagegen unternommen hätte.

Im Dezember 2018 wurde die Haut dann plötzlich etwas schlechter. Der Hautarzt verschrieb mir sofort Kortison, das ich erstmal widerwillig nutze. Im Sommer war die Haut wieder abgeheilt, aber die Neurodermitis kehrte dann im Dezember 2020 mit voller Wucht zurück, sodass sie sich innerhalb vier Wochen auf den ganzen Körper ausbreitete und ich nicht mehr arbeiten gehen konnte. Ich stellte umgehend meine Ernährung um, ging zu einem TCM-Mediziner, wollte alles tun, um die Haut selbst zu heilen. Nachdem ich dann bereits sechs Wochen krankgeschrieben war und keine Besserung in Sicht war, lies ich mir aus Verzweiflung doch vom Hautarzt eine starke Kortisoncreme verschreiben. Was für ein Segen! Die Haut heilte sofort komplett ab. Ich konnte wieder am Leben teilhaben und hatte einen sehr unbeschwerten Frühling und Sommer.
Jedoch war da immer dieses Teufelchen – das Kortison – das ich so schnell wie möglich loswerden wollte. Doch einfacher gesagt, als getan. Sobald ich die Creme seltener verwendete, wurde die Haut schlechter.
Wie sollte es auch anders sein? Es hatte sich ja nichts an der Ursache geändert. Und ich habe auch keinerlei Infos vom Hautarzt erhalten, was ich unterstützend tun könnte. Nach acht Monaten Kortisoncremen machte ich einen Cut und setzte es Ende September komplett ab. (Zu diesem Zeitpunkt nutze ich es schon nur noch etwa ein- bis zweimal die Woche für die schlimmsten Stellen: Hals, Arme, Gesicht).

Hast du Erfahrungen mit Systemtherapien?

Ich habe keine Erfahrungen mit Biologika gemacht und stehe dieser Behandlung mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Ich bin der Meinung, dass mein Körper mir durch die Neurodermitis zeigt, dass etwas gerade nicht in Ordnung ist. Diese Ursache möchte ich finden und nicht unterdrücken.

Welche Art der Therapie hat dir und deiner Haut bis jetzt am meisten geholfen?

Da ich von den Hautärzten keine Unterstützung, außer Kortison, erhalten haben, nehme ich meine Heilung selbst in die Hand. Angefangen mit der Ernährungsumstellung. Ich esse glutenfrei, milchfrei, zuckerfrei, sojafrei, nehme wenig Fisch, Fleisch und Kaffee zu mir und trinke kein Alkohol.
Über Instagram lernte ich die liebe Ina Schüttke kennen. Sie selbst hatte Neurodermitis und hat sich zu vielen Themen weitergebildet. Unter anderem ist sie Darmtherapeutin und mit ihrer Unterstützung entschied ich mich, für eine mehrmonatige Darmsanierung. Hierzu nehme seit Mitte Dezember Präparate ein.
Zugleich habe ich durch die Bioresonanz wieder all meine Allergien und Unverträglichkeiten testen und therapieren lassen. Hierzu zählte auch die Ausleitung von Giftstoffen und Umweltgiften und das Austesten des Schlafplatzes nach Strahlen, Wasseradern und so. Ich glaube, ich muss nicht dazu sagen, dass all dies die Krankenkasse nicht übernimmt. Ich trinke jeden Morgen einen halben Liter Selleriesaft. Wer Anthony Willam kennt, der weiß auch, weshalb dieser gut ist 😉 Außerdem nehme Nahrungsergänzungsmittel.

Was tust du, wenn es deiner Haut dir richtig schlimm ist?

Wie du dir vorstellen kannst, habe auch ich, wie vermutlich alle Neurodermitiker:innen, sämtliche Cremes und Salben versucht, die irgendwie zur Linderung beitragen könnten. Jedoch haben mich diese Salben die Neurodermitis nicht geheilt. Gut tat mir tatsächlich die Pflegeserie von Siriderma, die ich bis heute verwende. Hier gibt es u.a. eine richtig dicke weiße Salbe, die ich auf besonders offene Stellen gecremt habe. Zusätzlich gibt es ein Pulver für Basenbäder – in meinem Fall Fußbäder. Auch Aloe Vera Gel tut gut und Lotions, die Feuchtigkeit spenden.

Wie linderst du vor allem den Juckreiz?

Da habe ich noch nix gefunden 😀 Ich versuche lediglich, nicht zu viel beim Kratzen kaputt zu machen. Ich trage meine Fingernägel äußerst kurz, trage Longsleeves und Leggins zum Schlafen und Handschuhe. Aber so richtige Hausmittel kenne ich keine, die mir tatsächlich Linderung bereiten. Viele schwören auf Schwarzteeumschläge. Ich verwende hier lieber das Basenpulver, um die Stellen abzutupfen.

Wie geht es deiner Haut aktuell?

Sagen wir’s so: Ich bin seit fünf Monaten kortisonfrei!! ☺ Es gibt nach wie vor Tage, an denen die Haut schlechter ist, aber auch Tage, an denen ich echt mega zufrieden bin. Und die guten Phasen überwiegen mittlerweile!

Merkst du, dass Ernährung bei deiner Haut eine Rolle spielt?

Ja klar, ich bin überzeugt, dass eine ausgewogene Ernährung das A und O ist. Da ich das Thema so unheimlich wichtig finde, nicht nur in Bezug auf die Neurodermitis, habe ich sogar die Ausbildung zur Ernährungsberaterin begonnen.

Wie kommt deine Seele mit den Hautstellen und den Schmerzen klar?

Als die Haut richtig schlimm und ich krankgeschrieben war, hatte ich tatsächlich den Druck, dass die Haut doch gut werden muss, damit ich wieder in die Arbeit kann.
Ich habe oft vor Verzweiflung geweint. Ich war hilflos, wusste nicht in welche Richtung ich gehen sollte, wie ich meine Haut ohne Kortison heilen kann.
Gut getan hat mir dann erstmal der Lockdown und das Homeoffice. Hier kann ich einfach sein wie ich bin. Ich kann bequeme Kleidung tragen, mich eincremen so oft ich will und kratzen und keiner guckt komisch 😉
Durch den Austausch bei Instagram, das Lesen von Beiträgen von Betroffenen und das Aneignen von Wissen wurde ich immer stärker und bekam neue Hoffnung und Mut, dass ich es selbst schaffen kann. Ich übernehme selbst die Verantwortung für meine Heilung und gebe mir Zeit.

Was wünscht du dir in Bezug auf die Krankheit?

Ich wünsche mir, dass Ärzte nicht nur versuchen, die Symptome zu unterdrücken, sondern dass ganzheitlich und individuell auf die Ursache geschaut wird.

Schlusswort:
Auch wenn ich es damals nicht hören und glauben wollte: es braucht Zeit. Wir können den Körper wieder ins Lot bringen – nur nicht von heute auf morgen.
Ich bin fester Überzeugung, dass der Körper uns zeigt, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist. Vielleicht gibt es Nahrungsmittelunverträglichkeiten, eine Dysbiose im Darm, eine unausgewogene Ernährung, oder Umweltgifte, die deinen Körper belasten. Und dies ändert sich (leider) nicht von heute auf morgen.
Wichtig ist, die Verantwortung zu übernehmen, sich Zeit zu geben und im besten Fall jemanden zu finden, der einen dabei unterstützt.
Wir können heilen.