Acne Inversa

Acne inversa oder auch Hidradenitis suppurativa ist eine Autoimmunerkrankung, die zu chronisch-entzündlichen Hautveränderungen führt. In Deutschlad sind ca. 0,05 Prozent der Gesamtbevölkerung von Acne Inversa betroffen, doch die Dunkelziffer ist hoch, weil sich viele für ihre Erkrankung schämen und es meist Jahre dauert, bis die Diagnose überhaupt gestellt wird. In den meisten Fällen tritt die Erkrankung nach der Pubertät, zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf.

Was ist Acne inversa?

Acne inversa ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die sich v.a. an der Haut manifestiert, aber auch Auswirkungen auf den ganzen Körper hat, was sich in vielen Komorbiditäten widerspiegelt. Durch die Symptome wie schmerzende Abszesse in den Hautfalten kommt es bei den Erkrankten häufig zu Einschränkungen im Sozialleben mit Isolation und Depression durch ihre krankheitsbedingte Scham. Je länger es dauert bis die Diagnose gestellt wird, desto höher ist oft der Schweregrad der Erkrankung. Es kann bis zu zehn Jahre dauern, bis die Diagnose endlich gestellt wird.

Bei der Acne Inversa treten in den Hautfalten immer wieder entzündliche Veränderung der Haut auf. Hierbei handelt es sich um entzündliche Knoten und Abszesse, die narbig abheilen oder sogar Fisteln bilden können.

In Deutschland sind Männer und Frauen gleich häufig betroffen, die Prävalenz beträgt 0,03 bis 0,06% – es wird jedoch eine hohe Dunkelziffer vermutet. Erste Symptome können bereits während der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter auftreten, die finale Diagnose erfolgt jedoch häufig erst bis zu 10 Jahre später.(3) Zu den häufigsten Symptomen der Erkrankung zählen entzündliche Knoten und Abszesse. Die Erkrankung kann starke Schmerzen auslösen und zu Narbenbildung führen.(1) Öffnen sich die Abszesse, kann es zu einem unangenehmen Geruch kommen. Mit Fortschreiten der Erkrankung können die Abszesse miteinander verschmelzen, so dass sich Fistelgänge unter der Haut bilden, die tief in das Gewebe reichen und sich immer wieder entzünden können. Vernarbungen des zuvor schwer entzündeten Gewebes können langfristig auch zu Bewegungseinschränkungen führen. Die Symptome der Krankheit schränken die Betroffenen stark ein und können zu großer Scham, sozialer Isolation und oft sogar zu Depressionen führen.(2)

Bei der Acne Inversa ist die Entzündungsaktivität im Körper allgemein erhöht, so dass häufig andere Erkrankungen entzündlichen Ursprungs parallel auftreten. Dazu zählen beispielsweise das metabolische Syndrom, Spondylarthropathien oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.(9,10)
Genetische Prädisposition, Stress und psychische Belastung sowie mechanische Reize (z.B. scheuernde Kleidung) sind Risikofaktoren, die das Auftreten der Erkrankung begünstigen und mit einem schweren Verlauf der Erkrankung korrelieren.(2) Ein erhöhter Tabakkonsum und Übergewicht können das Erkrankungsbild negativ beeinflussen, ein Rauchstop kann aber die Acne Inversa nicht heilen. Eine Gewichtsreduktion bringt häufig eine Reduktion von Entzündungsprozessen aus den Fettzellen im Allgemeinen mit sich, so dass diese auch einen positiven Einfluss auf die Acne Inversa-Aktivität haben kann. (11) Obwohl es Hinweise auf verschiedene Faktoren gibt, die im Zusammenhang mit dem Auftreten der Erkrankung stehen, ist die Ursache von Acne Inversa nicht abschließend geklärt.

Welcher Arzt ist der Richtige bei Acne inversa?

Acne inversa ist eine Hauterkrankung – daher ist eine spezialisierte dermatologische Praxis oder Klinik die richtige Anlaufstelle für die Diagnose und Behandlung. Leider ist wegen der Abszesse die Notaufnahme der erste Arztkontakt für die Betroffenen. Hier wird akut geholfen, für die ganzheitliche Behandlung ist und bleibt der Hautarzt der richtige Ansprechpartner.

Sprich offen mit dem medizinischen Team der Fachpraxis oder -klinik für Hautbeschwerden über deine Symptome und legt gemeinsam den Behandlungsplan fest.
So kannst du die meist knappe Zeit bestmöglich nutzen, um all deine Fragen mit dem Behandlungsteam zu besprechen.

Deine ärztliche Ansprechperson erhält gleich einen Überblick über alle wichtigen Aspekte rund um deine Acne inversa, von den Symptomen über mögliche Auslöser bis zu vergangenen Behandlungsmethoden.

Was sind die Risikofaktoren?

Die erbliche Veranlagung für entzündlich rheumatische Erkrankungen ist einer der Hauptrisikofaktoren, zu denen jedoch meist weitere Einflüsse hinzukommen. Stress als Umwelteinfluss stellt einen weiteren Hauptrisikofaktor dar. Stress gehört zu unserem täglichen Leben dazu und hilft uns, kurzfristige Herausforderungen zu meistern. Stress kann der aufreibende Beruf, die Familie, aber auch ein grippaler Infekt sein. Dauert er an, wird es schwieriger, Problemsituationen zu bewältigen – unser Körper ist durch die dauerhafte Ausschüttung des Stresshormons Kortisol permanent im Alarmmodus. Die Folge: Unser Immunsystem wird dysreguliert.

Nassrasur kann als lokaler Trigger eine Acne Inversa verschlechtern. Durch die Rasur können kleinste Verletzungen der Haut entstehen, in die Bakterien eindringen und so Entzündungen auslösen können.  Wenn dich deine Körperbehaarung stört, lass dich in einer ärztlichen Praxis beraten, welche alternativen Methoden der Haarentfernung für dich in Frage kommen. Möglich wäre beispielsweise eine dauerhafte Haarentfernung durch eine konservative Laser-Behandlung, bei der die Haarfollikel zerstört werden, was auch zu einer Verbesserung der Symptome führen kann.(1)

Aber auch zu enge Kleidung, die auf der Haut scheuert und reibt, kann zu Entzündungen und zu vermehrtem Schwitzen führen. Denn auch starkes Schwitzen (Hyperhidrosis) kann sich negativ auf Acne Inversa auswirken.(3) Deshalb solltest du möglichst weite und luftige Kleidung tragen.

Übergewicht wirkt sich ebenfalls negativ auf entzündliche Erkrankungen aus, weil die Fettzellen vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe ausschütten.

Starkes Übergewicht steht im Verdacht, den Krankheitsverlauf von Acne inversa negativ zu beeinflussen und gilt als Risikofaktor der Erkrankung. (1) Denn durch die Reibung überschüssigen Gewebes wird die Haut zusätzlich gereizt, was eine Abszessbildung fördern kann. Tipps und Ratschläge zum Thema Ernährung und Gewichtsreduktion haben wir hier (https://www.akne-inversa.info/ratgeber/gewicht) für dich zusammengestellt. Aber auch zu enge Kleidung, die auf der Haut scheuert und reibt, kann zu Entzündungen und zu vermehrtem Schwitzen führen. Denn auch starkes Schwitzen (Hyperhidrosis) kann sich negativ auf Akne inversa auswirken.(3) Deshalb solltest du möglichst weite und luftige Kleidung tragen.

  1. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S1 – Leitlinie zur Therapie der Hidradenitis suppurativa / Acne inversa. Auflage 2012. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-012l_S1_Acne_inversa_Hidradenitis_suppurativa_2012-12-abgelaufen.pdf, letzter Zugriff am 07.05.2022.
  2. Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie e.V. (Stand: Mai 2022) Akne inversa. Von www.dgdc.de abgerufen: www.dgdc.de/akne-inversa.html, letzter Aufruf am 07.05.2022.
  3. Baumgärtner, M.A. Acne inversa Genotypische und phänotypische Einflussfaktoren unter besonderer Berücksichtigung der molekulargenetischen Untersuchung der γ-Sekretase. 2018. https://edoc.ub.uni-muenchen.de/22704/7/Baumgaertner_Mark_A.pdf, letzter Zugriff am 04.05.2022.

DLQI-Selbsttest als Vorbereitung für deinen ärztlichen Termin

Der Test bildet eine gute Grundlage für dein ärztliches Beratungsgespräch. Du gehst sicher, dass alle Aspekte und Symptome auch besprochen werden.

Der Dermatologische Lebensqualitäts-Index (DLQI) misst die Auswirkungen einer Akne inversa auf die Psyche und die Lebensqualität. Das spielt eine wichtige Rolle bei der Einstufung des Schweregrads durch Ärzt*innen

Referenzen
1 Zouboulis CC et al. J Eur Acad Dermatol Venerol 2015;29:619–644.
2 Onderdijk AJ et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2013;27:473–478.
3 Kokolakis G et al. Dermatology 2020;236:421–430.
4 Pinter A et al. Dermatol Ther (Heidelb) 2020;10:721–734.
5 Kirsten N et al. J Eur Acad Dermatol Venerol 2020;34:174–179.
6 Kurzen H et al. Exp Dermatol 2008;17:455–472.
7 Jemec GBE et al. N Engl J Med 2012;366:158–164.
8 Sabat R et al. Hautarzt 2017;68:999–1006.
9 Sabat R et al. PloS One 2012;7(2):e31810.
10 Fimmel S und Zouboulis CC. Dermatoendocrinol 2010;2(1):9–16.
11 Sartorius K et al. Br J Dermatol 2009;161:831–839.
12 Fitzsimmons JS et al. Br J Dermatol 1985;113:1–8.
13 Riis P T et al. Acta DermVenerol Croat 2016 2016;24(4):239-249
14 Zouboulis et al. J Dtsch Dermatol Ges 2012;10(Suppl.5):S1–31.
15 Hurley H Dermatologic Surgery (Hrsg. Roenigh & Roenigh; New York: Marcel Dekker) 1989;729–739.

1Kirsten N, Petersen J, Hagenström K, Augustin M. Epidemiology of hidradenitis suppurativa in Germany – an observational cohort study based on a multisource approach. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2020;34(1):174-179. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdfdirect/10.1111/jdv.15940 ,letzter Aufruf am 19.07.2022.

2Jiang SW, Whitley MJ, Mariottoni P, Jaleel T, MacLeod AS. Hidradenitis Suppurativa: Host-Microbe and Immune Pathogenesis Underlie Important Future Directions. JID Innov. 2021;1(1):100001. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2667026721000011, letzter Aufruf am 15.06.2022.

3Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S1 – Leitlinie zur Therapie der Hidradenitis suppurativa / Acne inversa. Auflage 2012. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-012l_S1_Acne_inversa_Hidradenitis_suppurativa_2012-12-abgelaufen.pdf, letzter Aufruf am 04.05.2022.