Ich heiße Jenni, bin 27 Jahre alt und habe im Frühjahr 2012 die Diagnose Multiple Sklerose erhalten.

Dein Dekolleté ziert ein großes Tattoo mit dem Schriftzug „Turning Anger Into Hope“. Ist das dein Motto, seitdem du an MS erkrankt bist?

Ja, das wurde definitiv zu meinem Motto. Der Schriftzug ist eine Zeile aus einem Song von Billy Talent. Der Drummer, Aaron Solowoniuk, ist ebenfalls an MS erkrankt und hat „F.U.MS“ (Fuck you Multiple Sclerosis) ins Leben gerufen. Ich bin damals auf Facebook über F.u.MS NRW gestolpert und habe mich sofort angekommen gefühlt.

Aber ich habe die Krankheit akzeptiert und mach mit viel Humor und Optimismus das Beste daraus.

 

Neben dem Schriftzug findet sich ein zauberhafter Schmetterling. Symbolisiert dieser Schmetterling dich nach mehreren Verwandlungsphasen? Fühlst du dich heute so schön wie dieser Schmetterling?

Der Schmetterling kam lange nach dem Schriftzug. Er bedeutet für mich Freiheit. Die Freiheit, so zu sein wie ich nun mal bin, mit allen Ecken und Kanten – und natürlich auch mit der MS.

 

Wie ist es dir nach der Diagnose MS gegangen?

Es war zuerst eine komplette Reizüberflutung. Ich habe so viele „Horrorgeschichten“ gelesen und anfangs gedacht, mein Leben wäre gelaufen. Zukunftsängste waren an der Tagesordnung.

Zum Glück habe ich dann meinen Neurologen kennengelernt, der sich im Erstgespräch sehr viel Zeit für mich genommen hat und mir diese Angst nehmen konnte.

 

Wie hat deine Familie und dein Umfeld auf die Diagnose reagiert?

Ich glaube für die war es noch schwerer als für mich. Sie haben alle mit sehr viel Mitgefühl und Verständnis reagiert.

 

Deine Hündin Sally ist dir eine große Stütze im Leben mit MS. Wie hilft sie dir? Hast du weitere konkrete Tipps oder Tricks, die dir helfen, die Multiple Sklerose in den Griff zu bekommen?

Einem Hund ist es egal, ob du viel Geld hast, ob du krank bist oder wie du aussiehst – er liebt dich. Und diese bedingungslose Liebe tut gut und baut extrem auf. Natürlich fragt Sally nicht wie mein Tag war, aber sie spürt es. Sie spürt meine Laune und weiß oftmals vor mir, was die MS mit mir anstellt. Unabhängig von Sally versuche ich, entspannter zu sein. Dinge, die man nicht ändern kann, verdienen es nicht, dass man sich den Kopf über sie zerbricht.

 

Schlusswort:

Fazit, Rat an Betroffene:

Ich hätte vor fast 8 Jahren nicht gedacht, dass ich das irgendwann mal sagen werde, aber ich bin der MS teilweise dankbar. Sie hat mir zwar die ein oder andere Tür verschlossen, sie hat mir aber gleichzeitig Türen geöffnet von denen ich gar nicht wusste, dass sie überhaupt existieren. Ich durfte ganz tolle Menschen kennenlernen, die zu Freunden fürs Leben wurden.

Versucht positiv zu sein. Schätzt die kleinen Dinge im Leben. Gönnt euch Pausen und hört auf euren Körper, er weiß es besser als Außenstehende. Ihr seid niemandem eine Rechtfertigung schuldig – nur euch selbst.

 

 

Stand 2020