Name: Oliver Kemper
Alter: 53
Diagnose: : Morbus Bechterew 2007
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Wie verlief dein Weg von den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung? Gab es Komplikationen?
Zunächst etwas holprig. Mein Hausarzt hat mich zum Orthopäden geschickt, und der hat ohne körperliche Untersuchung einfach einen Hexenschuss diagnostiziert. Danach hatte ich Glück. Ich arbeite bei einer Krankenkasse, und eine Kollegin von mir ist Ärztin und hat vorher in einer rheumatologischen Rehaklinik gearbeitet. Die hat mich an ihren ehemaligen Oberarzt, der jetzt allerdings niedergelassen ist, verwiesen. Der hat recht schnell die Diagnose Morbus Bechterew erstellt. Zwischen Auftreten der Symptome und der Diagnosestellung lag kein Jahr.
Erinnerst du dich an den Moment, als du die Diagnose Morbus Bechterew erhalten hast? Wie hat er sich angefühlt?
Wie ein Schlag vor den Kopf. Ich war wie benommen.
War dir gleich bewusst, was die Diagnose für dich, deine Familie und Freunde bedeutet?
Ja, da ich bei einer Krankenkasse arbeite, kenne ich viele Krankheitsbilder. Mein erster Gedanke war, niemals mit meinen möglichen Schwiegertöchtern auf deren Hochzeit tanzen zu können.
Wie weit ist dein Rheuma bereits fortgeschritten?
Bisher noch keine Einsteifungen oder Ähnliches. Aber von Mai 2022 bis Februar 2023 hatte ich meinen schwersten Schub. Meine Medikamente haben nicht mehr gewirkt und mussten umgestellt werden. Aber der Glaube daran, dass es irgendwann wieder besser werden muss und ich wieder sportlich durchstarten kann, hat mir geholfen.
Wie stark wirkt sich dein Rheuma auf die Psyche aus? Was hilft dir, wieder klar und frei zu denken?
Wenn mal gar nichts oder kaum etwas geht, zieht mich das sehr runter. Meine Frau ist da die allerbeste Hilfe. Ansonsten ziehe ich viel Kraft aus meinem Sport. Ich mache OCR – Obstacle Course Racing, was man am besten als Extremhindernislauf übersetzen kann.
Wie geht es dir aktuell?
Aktuell geht es mir gut. Ich bekomme regelmäßig Krankengymnastik und spritze zwei Medikamente pro Woche. Regelmäßige Reha ist auch ein sehr guter Therapiepunkt.
Wie fühltest du dich von deinen Ärzten bis jetzt unterstützt?
Meine Rheumatologin ist sehr klasse und unterstützt mich immer. Auch mein Hausarzt ist klasse.
Kannst du begleitende Therapien, die du neben der regulären Behandlung gemacht hast, empfehlen oder auch abraten?
Ich kenne begleitende Therapien, bisher habe ich davon aber noch nichts in Anspruch genommen bzw. gebraucht.
Was wünschst du dir in Bezug auf dein Morbus Bechterew?
Insgesamt wünsche ich mir eine bessere Akzeptanz im Umfeld, sodass keine blöden Sprüche wie „Rücken wieder mal“ kommen. Auch mehr Verständnis wäre gut, aber kein Mitleid. Für mich persönlich und meinen Bechterew wünsche ich mir, dass es so bleibt wie bisher und ich keine Einsteifungen bekomme.
Dein Schlusswort:
Ich lebe mit dem Bechterew, aber nicht für den Bechterew. Ich nenne meinen Umgang mit der Erkrankung immer „meinen Weg“. Es passt auf mich, ist aber nicht für jeden passend.