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Multiple Sklerose: Die Folgegeschichte von Caro

Bild zur Mut Mach Folgegeschichte von Caro - Multiple Sklerose

Hier geht es zur ersten Mut Mach Geschichte von Caro
Instagram: @frauenpowertrotzms

Wie hat sich deine MS-Diagnose auf dein Leben ausgewirkt und wie hast du diese Herausforderung in eine positive Kraft umgewandelt?

Grundlegend hat sich mein Leben verändert, weil ich seit der Diagnose nun auch seit 22 Jahren alleinerziehende Mama bin und meinen Beruf als MTA seit 2005 nicht mehr ausüben kann. Ich lebe bewusster und mache Dinge, die ich vor der Diagnose nie gemacht hätte, wie das Klettern in einer Handicap-Gruppe. Mein altes Hobby das Fotografieren habe ich wiederentdeckt und reise, so oft es geht in Begleitung meines Sohns oder Tochter. Außerdem umgebe ich mich nur mit Menschen, die mir guttun. Der Rest kann mir gestohlen bleiben. Vieles sehe ich gelassener; bin nicht mehr so perfektionistisch. Ich kann mein Leben mit der MS nicht ändern, also mache ich das Beste daraus. Meine Ernährung stelle ich nach und nach ab 2007 um. Ergo- und Physiotherapie, Schwimmen im Sommer, Klettern im Winter und Hilfsmittel begleiten meinen Alltag. Gerade habe ich wieder mit einer Psychotherapie begonnen. Das wichtigste: Ich lebe jeden Tag in meinem Rhythmus und nehme bewusst auch die kleinen Dinge wahr!

Warum ist es für dich wichtig, eine unterstützende Gemeinschaft für Menschen mit MS zu schaffen, und wie trägt diese Interaktion zu deiner eigenen Bewältigung der Krankheit bei?

Gemeinsam sind wir stark und können laut sein! Über MS aufklären, sich austauschen mit Betroffenen, profitieren von den gegenseitigen Erfahrungen, Probleme und Sorgen öffentlich machen, gemeinsam an Lösungen und Angebote zu arbeiten – macht eine starke Community und nur so kann INKLUSION gesehen und gelebt werden! All mein Wissen, meine Erfahrungen und Themen rund um die MS teile ich auf meinem Blog frauenpowwertrotzms.de, da auch mir das Aufschreiben und sich mit den Themen auseinandersetzen, bei meiner eigenen Bewältigung der Krankheit hilft.

Was sind einige der wichtigsten Botschaften, die du den Lesern vermitteln möchtest, insbesondere denen, die sich gerade erst mit der Diagnose auseinandersetzen?

Sich Zeit lassen mit der Verarbeitung der Diagnose und sich informieren. Denn Wissen bedeutet Macht und somit kann man bei den Ärzten mitentscheiden und diskutieren. Es ist mein Körper – ich entscheide! Für mich bedeutet mein Alltag mit der MS nach vorne zu schauen und nicht zurückzublicken. Es geht immer weiter, egal wie. Positiv zu denken, loszulassen, sich neu erfinden und auf das eigene Bauchgefühl zu hören – das und noch viel mehr wünsche ich den Lesern, allen Mitbetroffenen und ihren Familien. Ich nahm meine Krankheit an mit allen Höhen und Tiefen. Dann änderte ich Schritt für Schritt mein Leben; befreite mich von unnötiger Last, auch von Menschen. Neue Hobbies entstanden und Beschäftigungen, wie Bücher schreiben, bloggen, klettern und fotografieren. Wenn ich es geschafft habe – dann schaffst DU das auch!

Welche Rolle spielt Humor in deinem Umgang mit der Krankheit und wie hat er dir geholfen?

Humor ist, wenn man trotzdem lacht… in Krisenzeiten, im Umgang mit seinen eigenen Gefühlen und Gegebenheit, einfach mal versuchen auch in negativen Situationen was Positives zu finden. Es funktioniert! Leider nicht bei Depressionen, von denen ich betroffen bin.

Welche Hoffnungen und Träume hast du für die Zukunft, sowohl in Bezug auf deine persönliche Reise mit der MS als auch auf die MS-Gemeinschaft im Allgemeinen?
Unsere Community wächst und dafür sollten wir alle etwas beitragen, denn keiner sollte mit einer chronischen Erkrankung wie die MS, alleine sein. Für die jungen Betroffenen oder die, die die Diagnose noch bekommen, wünsche ich mir, dass in den nächsten Jahren die Ursache der MS gefunden wird und es Medikamente auf den Markt kommen, die weniger Nebenwirkungen haben. Im Bereich Ernährung und alternative Therapien sollte viel mehr geforscht und Studien durchgeführt werden. Für mich wünsche ich mir Stabilität, eine langsame Progression, noch lange reisen zu können und alleine leben kann. Und das Schreiben mir niemand nimmt, auch nicht die MS!

Was sind einige der wichtigsten Lektionen, die du aus deiner eigenen Erfahrung mit der MS gelernt hast und die du gerne an andere weitergeben möchtest?

Straucheln, hinfallen und das Aufstehen nicht zu verlernen. Hilfsmittel anzunehmen, denn sie bedeuten Lebensqualität und sind kein Stigma. Auch als Eltern mit MS kann man stark sein. Auf sein Bauchgefühl hören, sich informieren, der eigene Profi in Sachen der eigenen Erkrankung zu sein, laut sein und Inklusion leben und vermitteln!

Sich von Menschen verabschieden, die es nicht ehrlich mit dir meinen. Seine Hand ausstrecken und andere Betroffene beim Aufstehen zu helfen!
Und bleibt wie ihr seid – denn ihr seid die gleichen Menschen wie vor der Diagnose!

Eure Caro