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Auf den Spuren der Autoimmunerkrankungen – Acne inversa/Hidradenitits suppurativa

Dr. Lena Schön, Dermatologin und Venerologin klärt über Acne inversa auf

Auf den Spuren der Autoimmunerkrankungen – Acne inversa/Hidradenitits suppurativa

Wir haben Dr. med. Lena Schön, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie, einige Fragen zur Acne inversa oder auch Hidradenitis suppurativa gestellt.

Wie erkenne ich, dass ich Acne inversa habe und nicht nur eine entzündete Haarwurzel?
Die Hidradenitis suppurativa, oder auch Acne inversa, ist eine chronisch-entzündliche, multifaktorielle Erkrankung: Neben einer Fehlleitung des angeborenen Immunsystems spielen genetische, aber auch Lifestyle-Faktoren wie Übergewicht, Rauchen und bestimmte Ernährungsweisen eine essentielle Rolle in der Entwicklung der Krankheit.

Anders als bei einer gewöhnlichen Entzündung der Haarwurzel (auch Follikulitis genannt), treten bei der Acne inversa wiederkehrend mehrfache, tiefe, ausgedehnte und sehr schmerzhafte Knoten und Abszesse im Bereich der großen Körperfalten (Achseln, Leisten, Gesäß- oder Bauchfalte) auf. Je nach Erkrankungsschwere kann es auch zu Fistelungen und der Bildung von Narbensträngen kommen.

Wie erkenne ich einen Schub rechtzeitig und wie steuere ich gegen?
Bei der Acne inversa handelt es sich um eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die klassischerweise in Schüben verläuft. Sie ist charakterisiert durch schmerzhafte Knoten und Abszesse in den großen Körperfalten (Achseln, Leisten, Genital/Gesäßregion, Bauchfalten). Wenn Knoten verschmelzen, können sog. Fistelgänge unter der Haut entstehen, die dauerhaft nässen und Eiter abgeben sowie Narbenstränge, die zu Bewegungseinschränkungen führen können. Seien Sie also besonders in den Sommermonaten aufmerksam, ob es zu zunehmenden Entzündungen mit schmerzhaften Knoten und Schwellungen unter der Haut an o.g. Körperarealen kommt.

Greifen Sie auf o.g. Maßnahmen zurück, verwenden Sie antiseptische Reinigungslotionen (z.B. Octenisan Waschlotion®) und legen Sie ggf. Leinenläppchen an betroffenen Arealen ein, um Reibung zu vermeiden und Feuchtigkeit aufzufangen. Kontaktieren Sie rechtzeitig Ihren behandelnden Arzt/Ärztin, damit diese/r Ihnen ggf. antibiotische, antientzündliche oder antiseptische Cremes verschreiben kann. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, so können in der Akutphase auch Antibiotika von Innen zur Anwendung kommen.

Versuchen Sie auch, durch allgemeine Lifestyle-Faktoren die Erkrankung positiv zu beeinflussen: Verzichten Sie möglichst vollständig auf Rauchen, versuchen Sie, sich ausgewogen zu ernähren und mögliches Übergewicht zu reduzieren.

Schmerztherapie bei HS/AI?
An erster Stelle sollte eine effektive Behandlung der Entzündung erfolgen, die für die Schmerzen verantwortlich ist. Hierzu zählen neben einer antiseptischen, antibiotischen oder antientzündlichen Lokaltherapie sowie einer operativen Therapie auch systemische Antibiotika sowie langfristig vor allem zielgerichtete Therapien (sog. Biologika). Derzeit befinden sich neben den bisher zugelassenen Biologika noch viele weitere vielversprechende Präparate in der „Pipeline“.

Auch Schmerzmittel in verschiedenen Wirkstärken können bei akuten Schmerzen zum Einsatz kommen. Bei akuten Abszessen kann die operative Entlastung sinnvoll sein und eine schnelle Linderung der Schmerzen bewirken.

Im Hinblick auf chronische Schmerzen ist neben den o.g. Maßnahmen auch die Berücksichtigung der Psyche von besonderem Stellenwert. Stress, Belastungen, Ängste oder Depressionen können die Schmerzwahrnehmung verstärken. Andersherum können auch Schmerzen die Psyche belasten, Stress verstärken und zu Depressionen führen – ein klassischer Teufelskreis. Hier können gezielte Entspannungstechniken (z.B. Muskelrelaxation nach Jacobsen) oder aber eine psychotherapeutische Behandlung weiterhelfen. Sollte eine Depression vorliegen, ist es im Rahmen der Schmerztherapie wichtig, auch diese zu behandeln.

Wie geht man mit Acne inversa im Sommer um? Was kann man tun, um weitere Entzündungen zu vermeiden?
So sehr wir den Sommer nach all den kalten Monaten herbeisehnen – die Sommermonate bringen häufig warme Temperaturen mit sich und führen dazu, dass uns schnell mal der Schweiß ausbricht. Leider können Hitze und vermehrtes Schwitzen bei Menschen, die an einer HS leiden, die Symptome verschlechtern und zu einer vermehrten Bildung von Entzündungen und Abszessen führen. Die durch das Schwitzen entstehende Feuchtigkeit stellt ein optimales Reservoir für die Vermehrung von Bakterien dar, die die entzündlichen Prozesse weiter anheizen. Es gibt jedoch einige wirksame Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um einer Verschlechterung vorzubeugen:

  • Tragen Sie lockere, luftige Kleidung aus natürlichen Materialen (Baumwolle oder Leinen) und verzichten Sie, wenn möglich, auf synthetische Stoffe. Vermeiden Sie enge Kleidung, um Reibung vorzubeugen und wechseln Sie durchgeschwitzte Kleidung zeitnah.
  • Achten Sie auf eine gute Hautpflege: Reinigen Sie Ihre Haut täglich, um sie von Schweiß und überschüssigem Talg zu befreien. Verwenden Sie hierzu am besten milde, pH-neutrale Reinigungslotionen, die die Haut nicht reizen. In akuten Phasen können Sie auch antiseptische Waschlotionen verwenden. Cremen Sie Ihre Haut nur mit leichten Pflegecremes oder -gelen ein, verzichten Sie auf fettige Salben.
  • Leider triggern Nassrasuren die Entstehung von Entzündungen, sodass wir empfehlen, sich eher auf eine Trockenrasur bzw. optimalerweise auf ein Trimmen der Haare zu beschränken.
  • Legen Sie an betroffenen Arealen ggf. Leinenläppchen oder Einmalkompressen ein, die die Feuchtigkeit auffangen und mehrfach täglich gewechselt werden können.