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Welche Rheumaerkrankungen gibt es?

Welche Rheumaerkrankungen gibt es?

Dr. med. Peer Aries klärt auf über die Vielfalt der rheumatischen Erkrankungen.

Rheuma ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen, die Ihren Körper in unterschiedlicher Weise betreffen können. Diese Erkrankungen können Schmerzen, Steifheit und Schwellungen verursachen und die Lebensqualität beeinträchtigen. Hier sind einige der häufigsten Rheumaerkrankungen, die in drei Hauptkategorien unterteilt werden:

1. Gelenkrheuma:

    • Rheumatoide Arthritis: Bei dieser Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem fälschlicherweise die Gelenke an. Dies führt zu Entzündungen, Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken.
    • Psoriasisarthritis: Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) können von dieser Erkrankung betroffen sein. Sie verursacht Gelenkentzündungen, Hautveränderungen und Nägelveränderungen.
    • Spondyloarthritis: Diese Gruppe von Erkrankungen beeinflusst vor allem die Wirbelsäule und meist wenige Gelenke der Beine. Sie kann Schmerzen, Steifheit und Einschränkungen der Beweglichkeit verursachen.

2. Kollagenose:

    • Lupus (Systemischer Lupus erythematodes): Dies ist eine Autoimmunerkrankung, die verschiedene Organe und Gewebe im Körper betreffen kann. Symptome können Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Fieber und Müdigkeit sein.
    • Sjögren-Syndrom: Diese Erkrankung betrifft die Schleimhäute und führt zu trockenen Augen und trockenem Mund. Gelenkschmerzen können ebenfalls auftreten.
    • Sklerodermie: Diese seltene Autoimmunerkrankung kann zu einer Verhärtung von Haut und Bindegewebe führen. Sie kann auch innere Organe beeinflussen.
    • Dermatomyositis: Diese Erkrankung betrifft die Muskeln und die Haut. Sie kann Muskelschwäche und Hautausschläge verursachen.

3. Gefäßentzündung bzw. Vaskulitis:

    • Großgefäßvaskulitis (wie Riesenzellarteriitis oder Takayasu-Arteriitis): Diese Erkrankungen betreffen große Blutgefäße und können Schmerzen und Durchblutungsprobleme verursachen.
    • Klein Gefäßvaskulitiden (wie ANCA-assoziierte Vaskulitiden, z. B. eGPA, GPA, MPA): Diese Erkrankungen betreffen kleinere Blutgefäße und können verschiedene Organe beeinflussen.

Wie können sie behandelt werden und welche Therapiemöglichkeiten gibt es ( Leitlinenen, Sytemische Therapien etc)

In der heutigen Zeit stehen uns beeindruckende Fortschritte in der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen zur Verfügung. Diese Erkrankungen können Schmerzen, Entzündungen und eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität verursachen. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Therapiemöglichkeiten, die den Betroffenen helfen können, ein aktiveres und erfüllteres Leben zu führen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Diagnose nur der erste Schritt auf dem Weg zur Behandlung einer rheumatischen Erkrankung ist. Neben der genauen Diagnose werden individuelle Therapiekonzepte entwickelt, die auf den Bedürfnissen jedes einzelnen Patienten basieren. Diese Konzepte stützen sich auf Leitlinien, die von Experten entwickelt wurden und die Grundlage für eine maßgeschneiderte Therapie bilden.

Eine der Säulen in der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen ist die nicht medikamentöse Therapie.
Dazu gehören Physiotherapie, Ergotherapie und gezielte Übungen, die dazu beitragen, die Gelenke zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Eine ausgewogene Ernährung und die richtige Gewichtskontrolle spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, um die Entzündung zu reduzieren und die Gesundheit zu fördern. Medikamentöse Therapien sind oft unverzichtbar, um die Entzündung zu kontrollieren und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dazu gehören nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Kortison und andere Medikamente, die das Immunsystem modifizieren oder partiell unterdrücken (Immunsuppressiva) wie z.B. auch die Biologika. Die Wahl des richtigen Medikaments hängt von der Art der rheumatischen Erkrankung, dem Schweregrad der Symptome und den individuellen Umständen des Patienten ab.

Moderne Forschung hat auch zur Entwicklung von Therapiekonzepten (Kombination von nicht medikamentösen und medikamentösen Therapieoptionen) geführt, die gezielt in den Entzündungsprozess eingreifen und die Symptome lindern können. Diese Medikamente sind ein wichtiger Durchbruch in der Rheumatologie und bieten vielen Patienten Hoffnung auf eine bessere Lebensqualität.
Zusätzlich zu den medikamentösen und nicht medikamentösen Therapien spielen auch die psychische Gesundheit und der soziale Support eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von rheumatischen Erkrankungen. Eine positive Einstellung und die Unterstützung von Familie und Freunden können einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg der Therapie haben.

Insgesamt stehen heute vielfältige Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, um rheumatische Erkrankungen zu behandeln. Die enge Zusammenarbeit zwischen Patienten, Ärzten und Therapeuten ist entscheidend, um die bestmögliche Behandlung zu finden und eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Mit den Fortschritten in der Medizin und der Unterstützung des sozialen Umfelds können Menschen mit rheumatischen Erkrankungen ein erfülltes und aktives Leben führen

Was können erste Anzeichen sein?

Die ersten Anzeichen einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung können subtil sein und sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Eines der herausfordernden Aspekte bei der Erkennung dieser Erkrankungen ist, dass es kein einzelnes Symptom gibt, das immer vorhanden sein muss. Stattdessen handelt es sich meistens um Symptome, die mit Entzündungen in bestimmten Körperregionen zusammenhängen.

Ein häufiges, aber nicht spezifisches Symptom, das bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen auftreten kann, ist Abgeschlagenheit. Dieses Gefühl der Erschöpfung und der körperlichen Schwäche kann über längere Zeiträume anhalten und den Alltag erheblich beeinträchtigen. Die Ursache für diese Erschöpfung liegt oft in der Entzündung, die im Körper stattfindet und den Energieverbrauch erhöht.

Weitere häufige Anzeichen können bei den entzündlichen Gelenkserkrankungen Schmerzen, Schwellungen und Steifheit in den betroffenen Gelenken oder Muskeln sein. Diese Schmerzen können anhaltend sein und sich verschlimmern, insbesondere morgens oder nach Ruhephasen. Auch die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke kann eingeschränkt sein. Ein weiteres wichtiges Symptom ist die Morgensteifigkeit. Menschen mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen erleben oft morgens nach dem Aufwachen eine erhebliche Steifigkeit der Gelenke. Dies kann Stunden dauern und die Bewegungsfreiheit stark beeinträchtigen.

Bei den entzündlich rheumatischen Erkrankungen, die nicht primär die Gelenke betreffen, sondern die inneren Organe (wie z. B. dem Weichteilrheuma (Kollagenose) oder dem Gefäßrheuma (Vaskulitis)), können sich neben der allgemeinen Symptomatik wie Schwäche, Gewichtsabnahme oder Nachtschweiß die Symptome im gesamten Körper ausbreiten und vielfältige Beschwerden verursachen. Dies macht die Diagnose oft komplex und erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Facharzt.

Insgesamt ist es entscheidend zu verstehen, dass entzündliche rheumatische Erkrankungen nicht durch ein einzelnes charakteristisches Symptom gekennzeichnet sind. Stattdessen sind sie durch eine Vielzahl von Anzeichen gekennzeichnet, die auf Entzündungen in verschiedenen Körperregionen hinweisen. Frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung sind entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Wenn Sie sich Sorgen über Ihre Gesundheit machen, zögern Sie nicht, einen Facharzt aufzusuchen, der Ihnen bei der Klärung Ihrer Symptome helfen kann.

Welche Therapeuten begleiten durch die Erkrankung?

Die Betreuung von Menschen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen ist oft eine komplexe Aufgabe, die nicht allein von einem Arzt bewältigt werden kann. In vielen Fällen ist eine Zusammenarbeit verschiedener Fachärzte und Fachrichtungen notwendig, um sicherzustellen, dass Sie die bestmögliche Versorgung erhalten. Hier möchten wir erklären, warum das so wichtig ist. Zu Beginn Ihrer Behandlung spielt Ihr Hausarzt eine entscheidende Rolle. Er oder sie kann die ersten Symptome erkennen und Sie an einen Rheumatologen überweisen, der auf die Diagnose und Behandlung von rheumatischen Erkrankungen spezialisiert ist. Der Rheumatologe wird gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan erstellen, der Medikamente und nicht-medikamentöse Therapieansätze umfassen kann. Allerdings kann es sein, dass Ihre rheumatische Erkrankung auch andere Organe oder Systeme in Ihrem Körper betrifft. In solchen Fällen kann die Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten erforderlich sein.  Zum Beispiel:

  • Nephrologie (Nierenheilkunde): Wenn Ihre Nieren von der Entzündung betroffen sind, wird ein Nephrologe hinzugezogen, um die Nierenfunktion zu überwachen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
  • Kardiologie (Herzheilkunde): Bei Herzproblemen im Zusammenhang mit Ihrer Erkrankung ist ein Kardiologe wichtig, um Herzkrankheiten zu erkennen und zu behandeln.
  • Dermatologie (Hautheilkunde): Hautveränderungen sind häufig bei einigen entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. Ein Dermatologe kann bei der Diagnose und Behandlung von Hautproblemen helfen.
  • Gastroenterologie (Magen-Darm-Heilkunde): Wenn der Magen-Darm-Trakt betroffen ist, kann ein Gastroenterologe erforderlich sein, um Magen-Darm-Erkrankungen zu behandeln.

Die enge Zusammenarbeit zwischen diesen Fachärzten und Ihrem Rheumatologen gewährleistet, dass alle Aspekte Ihrer Gesundheit berücksichtigt werden und Sie eine umfassende Betreuung erhalten. Diese Ärzte tauschen Informationen aus, um sicherzustellen, dass Ihre Behandlung gut koordiniert ist und keine wichtigen Details übersehen werden. es ist wichtig zu verstehen, dass sich die Zusammensetzung Ihres Behandlungsteams je nach Ihren individuellen Bedürfnissen ändern kann. Die Priorität ist immer, sicherzustellen, dass Sie die bestmögliche Versorgung erhalten, um Ihre Lebensqualität zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu kontrollieren.