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Schluss mit Ernährungsmythen: Abnehmen, heilen und vorbeugen

Schluss mit Ernährungsmythen: Abnehmen, heilen und vorbeugen

Was Sie mit Ernährungstherapie erreichen können.

Von Dr. Matthias Riedl:
 
Gesund zu bleiben – auch im Alter – ein unerfüllter Traum? Für die Tsimane-Indianer im Amazonas Regenwald ist dieser Traum Wirklichkeit – zumindest für die Todesursache Nummer eins in den Industrienationen Herzinfarkt und Schlaganfall. Selbst im hohen Alter bis über 90 Jahre konnten Forscher bei den 700 Indianern selten verkalkte Herzkrankgefäße eststellen. Und das betraf 85% des Stammes. Nur 13 % hatten ein mittleres Risiko für Herzinfarkte. Infarkte sind für diesen Stamm eher eine Rarität, während sie bei uns eine wesentliche Rolle spielen, wo sich die Zahlen genau andersherum darstellen. Chronisch entzündliche Erkrankungen wie Psoarias, Rheuma oder Colitis sind bei den Tsiname fremd, während bei uns rheumatische Erkrankungen in den letzten Jahren um 40% zugenommen haben!
 
Der gute Gesundheitszustand der Amazonas -Indianer Tsimane hat große Beachtung in Medizinfachzeitschriften und Kongressen gefunden, denn hier vermuten die Forscher eine Antwort auf die Frage nach der optimalen Lebensweise von Menschen. Rund 80 % der Krankheiten und 40% der Krebsfälle sind in Europa verhaltensbedingt. Und dabei spielt die Ernährung die wichtigste Rolle. Allerdings gibt es auch in Europa Länder, wie die Mittelmeeranrainer, die sich statisch doch etwas besser stellen: Weniger Herzinfarkte und Krebs in Südeuropa. Stichwort rheumatische Erkrankungen: Sie kommen bei den Tsiname gar nicht erst vor.
 
Warum? Der hohe Pflanzenanteil – ohne Kulturweizen, geschältem Reis oder gar Nudeln –  wirkt durch sein hohes Volumen im Magen  nicht nur stark sättigend und damit gegen das entzündungsfördernde bauchbetonte Fettgewebe, sondern versorgt die Menschen auch mit entzündungslindernden Pflanzenstoffen. Dazu gehören natürlich auch jede Menge Pflanzenöle aus Fischen und Nüssen. Mehr Bewegung und weniger Stress wirken in die gleiche entzündungslindernde Richtung.
 
 
Woran liegt das? Und welche Ernährung hält uns gesund?
 
Wer die Ernährung dieser langlebigen Volksgruppen studiert kommt  immer wieder zu diesen Ergebnissen: Das Essen dieser Menschen ist pflanzlich basiert. Pflanzen wie Gemüse, Nüsse und Obst  liefern weniger Kohlenhydrate und viel Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Beides beugt den Zivilisationskrankheiten Diabetes, Bluthochdruck, erhöhten Blutfetten, Krebs, Arthrose vor – und natürlich dem Grundübel Übergewicht und Fettleber.  Nussesser liegen in diesen Disziplinen übrigens auf den Bestplätzen und das obwohl sie mehr Kalorien aufgenommen haben. Das zeigt, dass es weniger auf die Kalorien als auf die Nahrungsauswahl ankommt.
 
Vielfach unbekannt ist, dass die sekundären Pflanzenstoffe (Aromen, Farben oder Bitterstoffe) in Pflanzen bei uns geradezu Wunder vollbringen: Krebshemmend, entzündungslindernd, blutdrucksenkend, wie etwa Knoblauch, dessen Substanzen ähnlich aber nicht so stark wie der Blutdrucksenker Ramipril im Körper wirkt.
Vegetariern werden diese Botschaft gern hören. Fleisch kann, muß aber nicht sein. Zuviel rotes Fleisch, ab 80 g am Tag, steht außerdem im Verdacht Krebs zu fördern. Die richtige Menge an sattmachendem Eiweiß (rund 1 g pro Kilogramm Körpergewicht am Tag verteilt auf zwei bis drei Mahlzeiten) macht dann satt und erhält unsere Muskulatur. Und wiederum wirkt Diabetes,  Bluthochdruck und erhöhten Blutfetten entgegen – natürlich umso mehr, wenn sie durch Bewegung aktiviert wird.Wer dann noch Sport macht, darf auch bei den klassischen Kohlenhydratträgern wie Brot, Nudel, Reis und Co zugreifen. Wer hier zu sehr zulangt, dem drohen Übergewicht und eine ganze Latte von Zivilisationskrankheiten.  Faustregel: Gemüse muß, Fleisch kann, die sogenannten Sättigungsbeilagen müssen nicht. Die Kartoffeln dürfen also  auf dem Teller liegen bleiben, das Gemüse nicht.Im Kern geht es aber  darum, welche Ernährung für uns Menschen artgerecht ist. Für unsere Haustiere kennen wir das. Aber für uns Menschen scheint es die nicht zu geben. Angesichts  widersprechender Meldungen aus den Medien überbordender Diäten ist es außerdem doppelt schwer  im Diätdschungel den Durchblick zu behalten.

Wenn klar ist, welche Ernährung die gesündeste ist, kommt das Schwierigste, die Umsetzung. Veränderungen fallen uns Gewohnheitstieren besonders schwer.

In meinem Zentrum, das mittlerweile in Europa vielen als Vorbild gilt, gehen wir nach dem 20:80 Prinzip vor. Das heißt unter anderem mit wenigen Veränderungen (20%) viel zu erreichen (80- 100 %) unter Beibehalten der meisten Gewohnheiten (80%). Wenn das gut geklappt hat, höre ich von unseren Patienten immer wieder drei Aussagen:

  • „Ich habe gar nicht viel geändert, komisch und habe doch 5 kg in einem Monat abgenommen!“
  • „Es schmeckt mir sogar besser als vorher“
  • „Es geht mir jetzt viel besser und ich fühle mich fitter“

Warum höre ich das immer wieder? Wenn ein Großteil unserer Erkrankungen durch die nicht artgerechte Ernährung entsteht, dann ist die logische Konsequenz, die Revolution in der Küche. Aber Vorsicht: Nur in kleinen Schritten. Verändern Sie nicht zu viel auf einmal. Und beachten Sie Ihre Geschmacksvorlieben. An denen kommen Sie auf Dauer nicht vorbei. Allerdings können wir Vorlieben auch über Monate verändern.  Brechen Sie nichts über das Knie – das fördert das Scheitern.

Und es ist nie zu spät: Schon nach 5 Jahren Ernährungsoptimierung mit mehr gesunder pflanzenreicher Ernährung kann sogar schon nach 5 Jahren die Lebenserwartung um 30 % erhöht werden – und zwar auch im höheren Alter! Auch das ist durch eine Studie belegt.

Mein Tipp:

Wer seine Ernährung nicht allein nach dem „20:80 Prinzip“ umstellen kann, sollte sich einen Termin bei einer Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin machen – wie dem medicum Hamburg.

20:80 Prinzip: Hier die Grundzüge

  • Höchtens 20 % Stück für Stück ändern 80% beibehalten
  • Sie müssen satt werden: Eiweißgehalt beachten
  • Der Mensch ist ein Pflanzenesser: Gemüse, Pilze, Nüsse und Co.
  • Ausreichend Wasser trinkenum 2 Liter
  • 2-3 Hauptmahlzeiten

Dr. med. Matthias Riedl ist Facharzt für Innere Medizin, Diabetologe sowie in der Ernährungsmedizin tätig. Er hat 2008 als ärztlicher Leiter die Schwerpunktpraxen Diabetes und Ernährungsmedizin zum MVZ Medicum Hamburg erweitert. Es bündelt die Kompetenzen von Ärzten verschiedener Fachrichtungen und geht die Behandlung von Patienten ganzheitlich an. Matthias Riedl ist Autor mehrerer Bucher zum Thema Diabetes und Ernährung, tritt als Dozent bei universitären Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen sowie Kongressen auf und engagiert sich auch im Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Ernährungsmediziner (BDEM). 2013 nahm das Magazin „Focus“ Matthias Riedl in seine Empfehlungsliste „Topmediziner“ auf.

 

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