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Nik stellt vor: Dr. Julia Mader – Hautpflege bei Autoimmunerkrankungen

Nik stellt vor: Dr. Julia Mader - Hautpflege bei Autoimmunerkrankungen

„Dr. Julia Mader ist Kosmetikwissenschaftlerin, Beraterin und Trainerin aus Leidenschaft. Ihre Expertise im Bereich Kosmetik hat sie sich in mehr als zwanzig Jahren aufgebaut.

Ihr Alleinstellungsmerkmal ist jedoch die außergewöhnliche Kombination von Praxis, Fachwissen und wissenschaftlichem Arbeiten zusammen.

Julias Herz schlägt seit mehr als zwanzig Jahren für das Thema Haut und Kosmetik. Bereits in jungen Jahren litt Julia unter schwerer Akne, wodurch die Haut, Hauterkrankungen und deren kosmetische Behandlung schon damals eine große Rolle spielten. Als gelernte Kosmetikerin hat Julia neben dem Studium und der Promotion als medizinische Kosmetikerin in Europas größter Dermatologischer Klinik gearbeitet.

Die kosmetische Behandlung von Hauterkrankungen wie z.B. Akne, Rosazea, perioraler Dermatitis, Neurodermitis oder Psoriasis unter dermatologischen Gesichtspunkten war zwölf Jahre lang ein wichtiger Bestandteil in Julias täglicher Praxis. Heute ist sie als Beraterin in der Kosmetik Industrie tätig, hält regelmäßig Fachvorträge, leitet kosmetische Workshops und schreibt wissenschaftliche Artikel für Fachmagazine“.

Interview mit Dr. Julia Mader

Ist Naturkosmetik immer die bessere Wahl?

Das kann man pauschal nicht sagen. Naturkosmetik hat viele Vorteile in Bezug auf die Rohstoffe, die in Naturkosmetik verwendet werden dürfen sowie in Bezug auf die vielen Rohstoffe, die hier eben nicht eingesetzt werden dürfen. Allerdings ist Naturkosmetik nicht generell für jede Haut und jedes Pflegebedürfnis geeignet. Vor allem bei sehr sensibler und zu Allergien neigender Haut ist Vorsicht geboten. Ebenfalls bei der Pflege von Hauterkrankungen. Bei Menschen mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis) zum Beispiel sollte in der Zeit während einer akuten Phase auf die Pflege mit Naturkosmetik verzichtet werden. Hier steht vor allem die Therapie von Symptomen wie akutem Juckreiz und extremer Trockenheit sowie der Aufbau der Hautbarriere im Vordergrund. Immer wenn eine Hauterkrankung vorliegt, wo akute Symptome eine starke Beeinträchtigung darstellen, sollte die kosmetische Pflege vor allem schnelle Linderung bringen. Da ist Naturkosmetik nur bedingt geeignet und sollte individuell von Patient zu Patient beurteilt werden.

Was ist das Besondere an Naturkosmetik?

Grundsätzlich ist der Begriff „Naturkosmetik“ nicht geschützt. Möchte ich sicher gehen, dass die entsprechenden Pflegeprodukte reine Naturkosmetik sind, sollte ich zuerst auf bekannte Zertifizierungen achten. Sind Produkte mit den Naturkosmetik Siegeln zertifiziert, dürfen sie nur bestimmte Rohstoffe und Wirkstoffe enthalten und entsprechen den Vorgaben für reine Naturkosmetik. Bei Naturkosmetik dürfen keine synthetischen Rohstoffe wie z.B. Duft- und Farbstoffe eingesetzt werden. Zudem ist Naturkosmetik frei von jeglichen Arten von Mikroplastik, mineralölbasierten Rohstoffen und synthetischen UV-Filtern. Der Einsatz von Konservierungsstoffen ist ebenso klar geregelt wie z.B. die Verarbeitungsprozesse der Samen oder Früchte, aus denen dann im Labor natürliche Extrakte oder Öle gewonnen werden.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Naturkosmetik und herkömmlichen Kosmetikprodukten?

Bei zertifizierter Naturkosmetik ist eindeutig geregelt, welche Rohstoffe enthalten sein und welche Gewinnungsprozesse im Labor eingesetzt werden dürfen. Ebenso muss die Herkunft der jeweiligen Früchte, Samen und Rohstoffe dokumentiert sein und den entsprechenden Anforderungen genügen. Bei konventioneller Kosmetik dagegen dürfen alle Rohstoffe eingesetzt werden, die laut Kosmetikverordnung in Deutschland und der EU zugelassen sind. Entsprechend besteht der gravierendste Unterschied bei der möglichen Auswahl und Zusammensetzung der Rohstoffe.

Worauf sollte man bei Naturkosmetik besonders achten?

Bei echter Naturkosmetik ist wie schon erwähnt die Zertifizierung wichtig. Hier gibt es z.B. das Natrue Siegel oder das COSMOS Natural Siegel. Nur so kann ich sicher sein, dass mein Kosmetikprodukt den Standards der Naturkosmetik entspricht. Es gibt viele Produkte, die vermitteln auf den ersten Blick das Image von Naturkosmetik. Beim zweiten Blick auf die INCI, die Inhaltsstoffdeklaration auf der Rückseite der Produkte, wird schnell klar, dass Rohstoffe enthalten sind die in Naturkosmetik nichts zu suchen haben. Hier ist der Verbraucher gut beraten, wenn er sich auskennt und kritisch nachfragt. Außerdem ist ein individuelles Allergie Risiko zu beachten. Leide ich unter einer bekannten Allergie gegenüber bestimmten Duftstoffen, so sollte ich diese meiden. Dies gilt ebenso für konventionelle Kosmetik.

Für wen ist Naturkosmetik besonders zu empfehlen? (Unter Berücksichtigung von Neurodermitis oder Schuppenflechte-Betroffenen)

Naturkosmetik eignet sich besonders für Menschen mit einem ruhigeren Hautbild. Das bedeutet konkret bei Betroffenen von Neurodermitis oder Psoriasis, dass Naturkosmetik zum Einsatz kommen sollte, wenn die Haut in einer schubfreien, ruhigen Phase ist. Zur Pflege der Haut sowie zur Barriere Stabilisierung eignet sich die passende Naturkosmetik ebenso wie konventionelle Pflegeprodukte.

Und wer sollte die Finger von Naturkosmetik lassen?

Vor allem in akuten Schubphasen sollte auf Naturkosmetik verzichtet werden. Ist die Haut sehr gereizt und entzündet oder befindet sich in einem akuten Schub ist eine beruhigende Pflege sehr wichtig. Der Fokus sollte hier auf der schnellen Symptom Linderung liegen sowie auf der Stabilisierung und dem Aufbau der Hautschutzbarriere. Eine Pflege, die viele Wirkstoffe enthält kann in dieser Phase reizend und überfordernd wirken. Menschen, die zu allergiebereiter Haut neigen, sollten ebenfalls in Bezug auf Naturkosmetik vorsichtig sein.

Haben Sie eine Empfehlung für Neurodermitiker und Psoriasis-Patienten, welche Art von Creme besonders hautverträglich ist? 

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Pflegeprodukten, die auch für Neurodermitiker und Psoriasis-Patienten zur Stabilisierung des Hautzustandes geeignet sind. Ein Stichwort hier ist z.B. die biomimetische Pflege. Hierunter fallen Pflegeprodukte, die in ihrer Zusammensetzung der Hautstruktur nachempfunden sind. Die Inhaltsstoffe sind strukturell ähnlich unseren hauteigenen Lipiden aufgebaut und können besser in die Haut einziehen und dort wirken. Dadurch kann u.a. die Hautschutzbarriere wieder aufgebaut und gestärkt werden. Die Hautschutzbarriere ist ein essentielles Thema bei der Hautpflege bei Neurodermitikern und Psoriasis-Patienten. Auf eine Vielzahl von Wirkstoffen sowie Duftstoffe im allgemeinen sollte allerdings verzichtet werden. Zusätzlich ist es wichtig zu schauen, ob die Haut feuchtigkeitsarm oder fettarm ist. Da beide Hautbilder mehr von trockener Haut geprägt sind, ist hier die Differenzierung bei der zielführenden Behandlung wichtig.

Was halten Sie von Kosmetika mit dem Inhaltsstoff CBD?

Kosmetika mit dem Inhaltsstoff CBD haben an Popularität stark zugenommen. CBD wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt, was bei Atopikern von Vorteil ist. Zudem regt CBD die Zellproliferation an. Entsprechend ist hier bei der Behandlung der Psoriasis Vorsicht geboten. Ob Pflegeprodukte mit CBD für die Behandlung geeignet sind, sollte individuell nach gründlicher Anamnese entschieden werden. Hier kommt es wie bei allen Pflegeprodukten auch auf die Gesamtrezeptur und die weiteren enthaltenen Inhaltsstoffe an.